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Zollverfahren

Fragwürdiger Autoimport führt zu Ermittlungen in Bosnien und Herzegowina

(FOTO: iStock/ollikainen)
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Ein skandalöser Autoimport führt zu Untersuchungen in Bosnien und Herzegowina. Falsche Zertifikate und mögliche Steuerumgehung werfen Licht auf fragwürdige Geschäftspraktiken im Zusammenhang mit Fahrzeugimporten.

Laut offiziellen Angaben der Behörde für indirekte Besteuerung in Bosnien und Herzegowina wurden über die Firma „Exit Auto’s“ 4.641 umstrittene Fahrzeuge importiert. Weitere 716 über die Firma „Auto Export Nederland“ aus den Niederlanden. Zusätzlich zu „Exit Auto’s“ wurden 836 Anträge für die nachträgliche Überprüfung des Ursprungs von über „Auto Export Nederland“ importierten Fahrzeugen gestellt. Wobei 716 Ergebnisse vorliegen, bei denen der bevorzugte Ursprung nicht bestätigt wurde.

„In allen Fällen, in denen das Ergebnis der nachträglichen Überprüfung des Ursprungs der Ware negativ ist oder kein Ursprungsnachweis vorliegt, leitet die Behörde für indirekte Besteuerung einen Verwaltungsprozess zur nachträglichen Erhebung von Einfuhrabgaben ein“, heißt es in der Antwort der Behörde.

Falsche Zertifikate und Steuerumgehung

Ein langjähriger Zollbeamter erläutert, dass Fahrzeuge ohne bestätigten Ursprung beschlagnahmt und im regulären Zollverfahren verzollt werden sollten. Die niederländischen Firmen hätten gefälschte Zertifikate ausgestellt, um die 15-prozentige Zollgebühr zu umgehen.

„Anstelle des Formulars ‚EUR 1‘ können EU-Unternehmen, die bestimmte Bedingungen erfüllen, auf ihren Rechnungen Herkunftserklärungen ausstellen. Diese Erklärung hat dieselbe Kraft wie das Formular ‚EUR 1‘, und aufgrund dieser Erklärung werden die Fahrzeuge bei der Einfuhr nach Bosnien und Herzegowina von Zöllen befreit bzw. es wird eine Zollgebühr von ein Prozent des geschätzten oder fakturierten Fahrzeugwerts erhoben“, präzisiert der Informant.

Steuerhinterziehung in den Niederlanden

Der Informant betont, dass etwa hundert Euro pro Erklärung bezahlt werden. Laut offiziellen Daten wurden über „Exit Auto’s“ 55.462 Gebrauchtfahrzeuge nach Bosnien und Herzegowina importiert. Das bedeutet, dass das Unternehmen über 5,5 Millionen Euro an Herkunftserklärungen eingenommen hat.

Offizielle Daten zum Import von Fahrzeugen aus den Niederlanden zeigen, dass der Import aus diesem Land in den letzten fünf Jahren stark zugenommen hat. In Bezug auf den Prozentsatz belief sich der Importanteil aus den Niederlanden bis 2018 zwischen fünf und zehn Prozent. In den letzten fünf Jahren stieg er jedoch auf fast 60 Prozent.

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Es gibt ernsthafte Hinweise darauf, dass einflussreiche Einzelpersonen hinter Unternehmen wie „Exit Auto’s“ und „Auto Export Nederland“ stehen. Diese sollen mit verantwortlichen Personen der Behörde für indirekte Besteuerung in Verbindung stehen. Dabei sollen sie den Erlös aus den ausgestellten Herkunftserklärungen teilen.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.