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Geplantes Medikamentenlager für Österreich verzögert sich

(FOTO: iStock/MJ_Prototype/BKA/Christopher Dunker)
(FOTO: iStock/MJ_Prototype/BKA/Christopher Dunker)

Das Gesundheitsministerium plant den Aufbau eines umfangreichen Medikamentenlagers, das bis zum nächsten Jahr fertiggestellt sein soll. Über 700 essenzielle Medikamente sollen für einen Zeitraum von vier Monaten eingelagert werden. Doch die endgültige Verordnung steht noch aus, während die EU-Kommission bis Ende April Zeit hat, dazu Stellung zu beziehen.

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hat im Jänner die Notwendigkeit einer europäischen Lösung betont: „Österreich konnte nicht warten, bis eine europäische Lösung zustande kommt“, erklärte er. „Eltern sollten nicht wieder warten müssen, bis sie Antibiotikasäfte für ihre Kinder bekommen.“ Er betonte jedoch, dass langfristig eine europäische Lösung nötig sei, „die alle Mitgliedstaaten gleichermaßen absichert“.

Zehn Monaten für Lageraufbau

Der aktuelle Entwurf sieht eine Frist von zehn Monaten für den Lageraufbau vor, was bis Februar 2025 realisiert sein sollte, so der Verband der pharmazeutischen Industrie. Der Hintergrund: Die Medikamente für die nächste Wintersaison müssen bereits eingelagert sein.

Andreas Windischbauer, Präsident des Verbands der österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler (PHAGO), sprach im Herbst von einem vollen Wirkstofflager. „Die Situation bei den Fertigarzneimitteln hat sich verbessert. Daher gehen wir nicht davon aus, dass man Wirkstoffe aus dem Rohstofflager in dieser Saison brauchen wird.“ Die eingelagerten Wirkstoffe könnten auch in der nächsten Wintersaison noch verwendet werden, so Windischbauer.

700 Produkte

Das Lager für kritische Arzneimittel umfasst hauptsächlich gängige Antibiotika sowie fiebersenkende und stark schmerzstillende Mittel. „Es werde sich bei mehr als 700 Produkten für vier Monate um „sehr viele Packungen“ handeln“, kündigte Windischbauer im Jänner an. Das Wirkstofflager bezeichnete er damals als „Versicherung“: „Wir tun alles, dass wir das nicht brauchen.“ Bei einem Engpass bestimmter Medikamente können diese aber aus den Wirkstoffen in der Apotheke hergestellt werden, etwa Arzneien für Kinder.

Die Abhängigkeit Österreichs von anderen Ländern bei der Versorgung mit Medikamentenwirkstoffen ist hoch: Bei einigen Wirkstoffen beträgt sie bis zu 90 Prozent. Die angestrebte europäische Lösung wäre ein großer Schritt hin zu einer stärkeren Eigenständigkeit und Versorgungssicherheit. Bis dahin soll das geplante Medikamentenlager als Versicherung dienen, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.