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Medikamentenknappheit

Medikamentenknappheit in Österreich: Politische Spannungen und gesundheitliche Bedenken

(FOTO: iStock/Aliaksandr Zadoryn)
(FOTO: iStock/Aliaksandr Zadoryn)

Ein gravierendes Problem bahnt sich an: Inmitten der kalten Jahreszeit, in der die Nachfrage nach Medikamenten steigt, droht eine beunruhigende Knappheit an Arzneimitteln. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Die Grünen) hatte zu Beginn des Jahres und erneut kurz vor dem Sommer versprochen, die Versorgungsprobleme zu lösen. Nun hagelt es Kritik aus Oberösterreich und Wien.

„Unsere Befürchtungen sind groß, dass viele Medikamente in diesem Herbst und Winter nicht verfügbar sein werden“, äußern die Gesundheitslandesräte Christine Haberlander (ÖVP) und Peter Hacker (SPÖ) in einer gemeinsamen Erklärung.

Sie appellieren an den Gesundheitsminister: „Es ist an der Zeit, dass er seine Verantwortung ernst nimmt. Die Bevölkerung wartet auf eine adäquate Versorgung.“

Die Kritik an Rauch ist nicht neu: Er hatte bereits eine Abfuhr erteilt, als der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) die Einrichtung eines eigenen Medikamentenlagers für sein Bundesland bzw. Westösterreich gefordert hatte. Nun bekräftigen Haberlander und Hacker ihre Besorgnis: „Alle Experten im niedergelassenen Bereich bei den Apotheken warnen uns, dass auch in diesem Herbst/Winter mit erheblichen Einschränkungen der Verfügbarkeit von Arzneimitteln zu rechnen ist.

600 Medikamente nicht verfügbar

Bereits im ersten Halbjahr hatte Oberösterreich bei der Sitzung der Bundeszielsteuerungs-Kommission einen Antrag auf Sicherstellung der Medikamentenversorgung gestellt. Schon damals wurde der Gesundheitsminister auf die herausfordernde Versorgungslage hingewiesen.

Die Situation spitzt sich weiter zu: Fast 600 Medikamente sind derzeit nicht verfügbar. Insbesondere bei Antibiotika für Kinder wird es eng“, warnt ein Pressesprecher von Hacker. Weitere fehlende Medikamente sind laut Apothekerkammer unter anderem Montelukast für Asthmatiker, Duloxetin gegen Angststörungen und Metformin zur Behandlung von Diabetes Typ 2. Auch Blutdrucksenker sowie Medikamente gegen Migräne, Parkinson, HIV, Epilepsie, Brust- und Prostatakrebs sind nur eingeschränkt oder gar nicht erhältlich.

Die Gesundheitslandesräte fordern dringend Handlung: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum die im Frühjahr angekündigten Maßnahmen zur Bevorratung nicht rechtzeitig umgesetzt wurden. Wir fordern Gesundheitsminister Rauch auf, einen Runden Tisch zum Thema Medikamentenversorgung einzuberufen, an dem sowohl die ÖGK, die Apothekerkammer als auch Vertreter der Pharmaindustrie und der Medikamentenlogistik teilnehmen sollen.“

Die beiden Politiker machen deutlich: „Die Versorgungssicherheit unserer wichtigsten Arzneimittel muss im Interesse des bundesweiten Gesetzgebers liegen. Er hat die Verantwortung, bei wichtigen Medikamenten, wie beispielsweise Kinderantibiotika, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um diese Medikamente in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen.