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TÜRKISCH-KROATISCHE WURZELN

Karner über Taylor-Swift-Konzert: Zwei weitere Verdächtige festgenommen

(FOTO: BKA/Andy Wenzel, EPA/Miguel A. Lopes)

Der am Mittwoch in Ternitz (Bezirk Neunkirchen) festgenommene mutmaßliche Anhänger der radikal-islamischen Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) stand unter dem Verdacht, einen Anschlag auf ein Taylor-Swift-Konzert in Wien geplant zu haben.

Der 19-Jährige hatte vor, außerhalb des Ernst-Happel-Stadions eine Vielzahl von Menschen mit einem Sprengsatz sowie Hieb- und Stichwaffen zu töten, wie am Donnerstagmittag bei einer Pressekonferenz im Innenministerium bekanntgegeben wurde. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, und der Leiter der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), Omar Haijawi-Pirchner, erklärten, dass der 19-Jährige seit Ende Juli ein Attentat auf eines der drei geplanten Swift-Konzerte in Wien vorbereitet hatte. Er hatte bereits selbst hergestellten, funktionsfähigen Sprengstoff.

Am 25. Juli kündigte der 19-Jährige seine Arbeitsstelle in Ternitz und veränderte anschließend sein äußeres Erscheinungsbild, um sich den IS-Kämpfern anzupassen. Er konzentrierte sich intensiv auf die Vorbereitung des Terroranschlags. Zunächst ging die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) davon aus, dass er ein Einzeltäter war. „Durch bestehende Kenntnisse konnten wir dann feststellen, dass er Teil eines islamistischen Netzwerks war,“ so DSN-Chef Haijawi-Pirchner.

Zwei weitere Festnahmen

Ein 17-Jähriger, der dem Umfeld des Hauptverdächtigen angehörte, wurde ebenfalls festgenommen. Der Jugendliche mit türkisch-kroatischen Wurzeln war dem Staatsschutz bereits bekannt. Seit wenigen Tagen war er bei einem Facility-Unternehmen im Happel-Stadion angestellt, das am Donnerstagabend Dienstleistungen wie die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Getränken hätte übernehmen sollen. Die Festnahme erfolgte am Mittwochnachmittag, als sich der Jugendliche auf dem Weg zum Stadion befand. Er wurde von Sondereinsatzkräften der Polizei kurz vor dem Stadion aufgegriffen. Medienberichte, wonach der 17-Jährige bei einem Sicherheitsunternehmen in Wien beschäftigt gewesen sei, wurden von Haijawi-Pirchner zurückgewiesen. Der festgenommene 17-Jährige hat bisher von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht.

Auch ein 15-Jähriger türkischer Abstammung befindet sich in Polizeigewahrsam und wird derzeit intensiv befragt. Es wird vermutet, dass er zumindest von den Terrorplänen des 19-Jährigen wusste. Ob und in welchem Umfang er an den Plänen beteiligt war, ist Teil der laufenden Ermittlungen. Eine gerichtliche Festnahmeanordnung gegen den 15-Jährigen lag am Donnerstagmittag noch nicht vor. „Abgesehen von den drei Verdächtigen suchen wir aktuell keine weiteren Personen“, erklärte Haijawi-Pirchner. Der DSN-Direktor fügte jedoch hinzu, dass die Ermittlungen möglicherweise weitere Mitwisser oder Beteiligte aufdecken könnten.

Verdächtiger geständig

Der 19-Jährige hat sich laut Franz Ruf, dem Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, „vollumfänglich geständig“ gezeigt. „Sein Plan war es, möglichst viele Menschen außerhalb des Stadions zu töten“, präzisierte der Leiter der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN). Der Mann sei „ganz klar radikalisiert“ und habe, ebenso wie der 17-Jährige, Propagandamaterial des IS und der Al-Kaida besessen oder bei sich gehabt. Bei einer Hausdurchsuchung am Mittwochmorgen, als der 19-Jährige festgenommen wurde, fanden die Ermittler Anleitungen zum Bombenbau sowie zwölfprozentiges Wasserstoffperoxid (H2O2), ein ätzendes Bleichmittel. In Verbindung mit anderen Chemikalien wie Aceton und Säure kann H2O2 zu dem hochexplosiven Flüssigsprengstoff TATP verarbeitet werden. Laut Haijawi-Pirchner war der 19-Jährige bereits im Besitz von „funktionsfähigem TATP“. Außerdem wurden Zündmittel, Zündkabel und Zündvorrichtungen, Messer, Macheten und 21.000 Euro Falschgeld sichergestellt. Der 19-Jährige hatte auch ein Blaulicht und ein Folgetonhorn, die er „testweise verwendet“ hatte. Haijawi-Pirchner erklärte: „Entweder wollte er es benutzen, um zum Tatort zu gelangen oder sich von dort zu entfernen.“

Zur aktuellen Bedrohungslage erklärte der Leiter der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), dass sich Österreich derzeit in der Terror-Warnstufe 4 befinde. Auf die Frage, ob andere bevorstehende Großveranstaltungen, wie das Coldplay-Konzert in Wien oder das Frequency-Festival in St. Pölten, gefährdet seien, antwortete Haijawi-Pirchner: „Es gibt keine Hinweise darauf, dass weitere Konzerte einer spezifischen Gefahr ausgesetzt sind.“ Nach der Festnahme des 19-Jährigen wurde das Happel-Stadion von Suchtrupps und Spürhunden der Polizei auf verdächtige Objekte untersucht, jedoch ohne Ergebnis. Innenminister Karner zeigte Verständnis für die Absage der Taylor-Swift-Konzerte durch den Veranstalter und betonte: „Eine Tragödie konnte verhindert werden.“ Er wies darauf hin, dass die „terroristische Bedrohung für ganz Europa“ real sei: „Österreich ist da keine Ausnahme.“