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Asylpolitik

Karte statt Bargeld: Flüchtlinge reisen bereits ab

(FOTO: iStock/gpointstudio)
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In einem mutigen Schritt, der das Gesicht der Asylpolitik verändern könnte, hat der kleine Landkreis Greiz in Thüringen, unter der Führung der CDU-Landrätin Martina Schweinsburg, eine neue Strategie ins Leben gerufen: Asylbewerber erhalten kein Bargeld mehr. Stattdessen werden Bezahlkarten ausgegeben, eine Maßnahme, die nicht nur die Asylbewerber, sondern auch die Gesellschaft insgesamt betrifft.

Die Hintergründe dieser Entscheidung liegen in einem bundesweiten Konsens, der im vergangenen Herbst getroffen wurde: Bezahlkarten für Flüchtlinge sollten in ganz Deutschland eingeführt werden. Allerdings zog sich die Umsetzung hin, was den Landkreis Greiz dazu veranlasste, die Initiative zu ergreifen und diesen Plan in die Tat umzusetzen.

Keine Überweisungen ins Ausland möglich

Die Bezahlkarten, die anstelle von Bargeld ausgegeben werden, sind personalisiert und müssen persönlich vom jeweiligen Asylbewerber abgeholt werden. Sie sind in jedem Geschäft gültig, das Kartenzahlungen akzeptiert, allerdings nur innerhalb der Region. Das bedeutet, dass Asylbewerber, die in den ersten drei Monaten nach ihrer Zuweisung in dem Landkreis bleiben müssen, nicht in der Lage sind, Geld ins Ausland zu überweisen. Dadurch können sie auch keine Schulden bei ihren Schleppern begleichen.

Finanziell gesehen erhalten die Asylbewerber monatlich zwischen 300 und 400 Euro auf ihre Prepaid-Karte. 100 Euro bekommen sie weiterhin bar als Taschengeld. Die meisten Leistungen werden aber über die Karte abgewickelt.

Die Reaktionen auf diese Neuerung sind gemischt. Während die Mehrheit der Asylbewerber das Angebot gut annimmt, haben einige aus Protest den Landkreis bereits verlassen.

Zeigt wer wirklich Hilfe braucht

Eine Flüchtlingsbetreuerin aus dem Landkreis Greiz äußerte sich gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ wie folgt: „Die Bezahlkarte wird schon ein bisschen die Spreu vom Weizen trennen. Wer wirklich auf der Flucht ist, dem ist das egal. Wir wissen von mehreren Menschen, die gesagt haben ‚Das wollen wir so nicht‘ und binnen kürzester Zeit ausgereist sind.“

Diese Aussage zeigt, dass die Einführung der Bezahlkarten nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine soziale Dimension hat. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Maßnahme in der Praxis bewährt und ob sie als Modell für andere Städte in Deutschland und Österreich dienen kann.