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SOMBOR

„Kolo“ rund und auf dem Sarg – Beerdigung in Serbien schockiert das Netz (VIDEOS)

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(FOTO: Screenshot/Facebook/Trajo Romano Muzika & Video)

Die Videos von einer Beerdigung in Nordserbien sorgten für heftige Reaktionen im Netz. Der Grund: Die Familie tanzt rund und auf dem Sarg zu fröhlicher Blasmusik. Dies ist jedoch am Balkan nichts Ungewöhnliches, erklärte einer Ethnologin.

Vor wenigen Tagen erschienen auf Facebook und in zahlreichen serbischen Medien Videoclips von einer Beerdigung in Sombor. Nicht nur, dass Fotografieren und Filmen auf Begräbnissen in unseren Breitenkreisen eher unüblich sind, so feiert die Trauergesellschaft regelrecht zu den Klängen eines Blasorchesters.

Die Trauer tragenden Familienmitglieder tanzten fröhlich und kletterten sogar auf den Sarg der Verstorbenen, um zu feiern. Wie sich später herausstellte, soll es sich dabei um den letzten Wunsch der Beerdigten handeln.

„Nicht untypisch für den Balkan“
Auch wenn man heutzutage feiernde Trauergesellschaften am Balkan eher selten antrifft, so handle es sich laut Ethnologin dr Vesna Marjanović um einen alten regionalen Brauch.

Neben dem „posmrtni kolo“ (Totenreigen) wurden in Serbien früher auch jungen Verstorbenen Ringe angesteckt. Man glaubte, dass Gott nur Verheiratete zu sich ins Himmelsreich nimmt, weshalb man Unverheirateten vor der Bettung zur ewigen Ruhe zumindest einen fiktiven Ehering in den Sarg mitgab. Ebenso wurden ledige Mädchen früher nicht selten in Brautkleidern begraben.

„In der Vojvodina gibt es solche Bräuche jedoch nicht – weder unter den Alteingesessenen, noch der zugewanderten Bevölkerung. Ich denke, dass es der Wunsch der Verstorbenen gewesen ist, oder aber eines der Familienmitglieder“, erklärte dr Marjanović gegenüber „Blic“. Die Völkerkundlerin fügte allerdings hinzu, dass Tänze bei Beerdigungen nicht untypisch für den Balkan seien.

„Es ist nicht verwunderlich, dass auf Begräbnissen Kolo getanzt wird. Einer der Bräuche sieht vor, dass man auf einer Kreuzung einen Reigen für die Toten tanzt. In der Umgebung von Užice ist teilweise noch ein spezieller Reigen erhalten geblieben, bei welchem man mit dem Rücken zur Reigenmitte tanz. Anderenorts wurden solche Tänze nur von jungen, rituell reinen, Frauen durchgeführt, bzw. von Mädchen, die ihre Menstruation noch nicht bekommen“, erzählte Marjanović weiter und merkte an, dass diese Bräuche jedoch vom Aussterben bedroht und nur noch selten anzutreffen seien.

Die Videos von der ungewöhnlichen Beerdigung in Sombor könnt ihr auf der zweiten Seite sehen!