Vom goldenen Glanz zum gesundheitlichen Risiko: Was beim mehrfachen Erhitzen von Speiseöl passiert, betrifft jeden Hobbykoch – und birgt ungeahnte Gefahren.
Braten und Frittieren gehört für viele zum Küchenalltag. Doch was passiert eigentlich, wenn wir dasselbe Öl mehrfach erhitzen? Die Frage nach der Unbedenklichkeit wiederholt genutzter Speiseöle ist komplexer, als man zunächst vermuten würde – und für unsere Gesundheit durchaus relevant.
Wer Öl ein zweites Mal verwenden möchte, sollte einige grundlegende Regeln beachten: Nach dem Gebrauch empfiehlt sich das Durchsieben, um Speisereste zu entfernen. Die Aufbewahrung erfolgt idealerweise in einem verschlossenen Glasgefäß an einem kühlen, lichtgeschützten Ort. Besonders geeignet sind hitzebeständige Sorten mit hohem Rauchpunkt wie Erdnuss-, Raps- oder Sonnenblumenöl. Allerdings gilt: Nicht öfter als zweimal verwenden und möglichst für ähnliche Lebensmittel – etwa die gleiche Fleischsorte.
Theoretisch lässt sich Öl mehrmals einsetzen, sofern es nicht überhitzt wurde und fachgerecht gelagert wird. In der Praxis zeigt sich jedoch: Bereits nach ein bis zwei Einsätzen verändert sich das Öl merklich – Farbe, Geruch und chemische Zusammensetzung wandeln sich.
Chemische Veränderungen
Die größte Gefahr lauert beim Erreichen des Rauchpunkts. In diesem kritischen Moment beginnen Fette abzubauen, Nährwerte gehen verloren und potenziell krebserregende Substanzen können entstehen.
Beim wiederholten Erhitzen laufen verschiedene chemische Prozesse ab: Durch Oxidation altert das Öl und wird instabil. Die sogenannte Polymerisation sorgt für eine dunklere Färbung und dickere Konsistenz. Besonders problematisch: Es bilden sich freie Radikale – Moleküle, die Zellschäden verursachen können. Zurückgebliebene Lebensmittelreste vom vorherigen Frittieren beschleunigen diesen Verfallsprozess zusätzlich.
Aktuelle Laborstudien zeigen die bedenklichen Auswirkungen von mehrfach erhitztem Öl noch deutlicher: In Tierversuchen führte wiederholt erhitztes Speiseöl zu massivem oxidativem Stress, Leberentzündungen und schweren Stoffwechselstörungen. Wissenschaftler diskutieren mittlerweile sogar einen möglichen Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Verzehr von Speisen aus überaltertem Öl und dem erhöhten Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson – wobei die Forschung hier noch am Anfang steht.
Sichere Verwendung
Bei mehreren Zubereitungen innerhalb kurzer Zeit – etwa 30 bis 45 Minuten – bleibt das Öl weitgehend stabil und kann bedenkenlos weiterverwendet werden. Wichtig dabei: Panierungsreste zwischen den Durchgängen entfernen, da diese nicht nur den Geschmack beeinträchtigen, sondern beim Verbrennen auch schädliche Substanzen freisetzen können. Solange das Öl nicht raucht oder überhitzt, sind mehrere Frittierdurchgänge ohne größeres Risiko möglich.
„Achten Sie bei der Wiederverwendung von Öl besonders auf die Art der zubereiteten Lebensmittel. Das Wichtigste ist, dass das Öl nicht verbrennt und nicht zu rauchen beginnt – in diesem Fall müssen Sie es unbedingt entsorgen“, erklärt Tom Hunt, preisgekrönter britischer Koch und Experte für nachhaltige Lebensmittelverwendung.
Zeigt das Öl dunkle Verfärbungen, beginnt es zu rauchen oder entwickelt einen bitteren, unangenehmen Geruch, sollte es sofort entsorgt werden. Bereits am Vortag verwendetes Öl sollte nicht erneut erhitzt werden.
Besonders bei der Zubereitung von Fleisch, das Fett und Feuchtigkeit abgibt, empfiehlt sich ein Ölwechsel nach spätestens drei bis vier Verwendungen.
Wissenschaftliche Tests haben spezifische Grenzwerte für verschiedene Ölsorten ermittelt: Sonnenblumen- und Rapsöl eignen sich für bis zu vier Durchgänge bei der Zubereitung von Fleisch, während sie bei „sauberen“ Lebensmitteln wie Kartoffeln sogar bis zu achtmal verwendet werden können – vorausgesetzt, das Öl zeigt keine Anzeichen von Überalterung. Die sensorische Prüfung bleibt dabei das wichtigste Kriterium: Farbe, Geruch und Konsistenz geben verlässliche Hinweise darauf, wann ein Ölwechsel nötig ist.
Folge uns auf Social Media!