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RÜCKHOLUNG

Kroate aus Wien sitzt mit Frau und Baby in Thailand fest: „Wir sind nicht für euch zuständig!“

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(FOTO: iStock)

Zehntausende Österreicher befinden sich nach wie vor im Ausland. Manche von ihnen in Europa und andere wiederum sind auf der ganzen Welt verstreut. Die Planung der verschiedenen Rückholaktionen durch das Außenministerium gestaltet sich als wahrer Drahtseilakt.

Während zahlreiche Österreicher in den vergangenen Tagen bereits auf eigene Faust für ihre Rückflüge sorgten, sind andere nun auf die Notflüge des österreichischen Außenministeriums angewiesen. Vorrang hierbei haben Menschen mit heimischem Pass. Staatsbürger anderer Länder, die allerdings in Österreich leben und arbeiten, können nur dann Teil der Repatriierung werden, wenn noch Plätze im Flieger vorhanden sind.

Laut Außenministerium haben nämlich nur Personen einen Anspruch auf die Rückholaktion, die entweder österreichische Staatsbürger, nahe mitreisende Angehörige eines österreichischen Staatsbürgers im selben Haushalt oder eine mit einem österreichischen Staatsbürger mitreisende Person mit gültigem Aufenthaltstitel in Österreich sind.

Wenn kein Land zuständig ist

Keiner dieser Punkte trifft auf eine junge Wiener Familie zu, die uns nun verzweifelt aus Thailand kontaktierte. Dubravko Stitic ist kroatischer Staatsbürger, wohnt bereits seit beinahe 30 Jahren in Österreich, seine Ehefrau ist Thailänderin. Gemeinsam mit ihrer sechs Monate alten Tochter befindet sich das Paar nun auf der Insel Amphoe Ko Lanta im Süden der Provinz Krabi, etwa 800 Kilometer südlich von Bangkok. Der ursprünglich geplante Rückflug der Kleinfamilie aus Wien wurde gestrichen.

Rückholaktionen nach Thailand sind aus derzeitiger Sicht noch nicht geplant. Lediglich Flüge nach Washington (USA), Kairo (Ägypten), Mexico City (Mexiko), Cancun (Mexiko), Punta Cana (Dominikanische Republik), Havanna (Kuba), Barcelona (Spanien), Colombo (Sri Lanka) und Delhi (Indien) sind auf der Seite des Außenministeriums zu finden (Stand: 24. März 2020 – 13.30 Uhr).

Doch selbst wenn eine Repatriierung in dieser Region in absehbarer Zeit zustande kommen würde, ist nicht gewiss, ob Dubravko Stitic samt Frau und Kind die Heimreise antreten dürfte, denn Vorrang haben ausschließlich österreichische Staatsbürger. Durch seinen kroatischen Pass fühle man sich nicht für ihn und seine Familie zuständig. Das habe ihm das Außenministerium nach der Kontaktaufnahme mitgeteilt.

Priorität hätten laut Ministeriumssprecher Peter Guschelbauer österreichische Staatsbürger. Lediglich wenn noch Plätze im Rückhol-Flieger frei bleiben würden, könne man auch jene aufnehmen, die bereits längere Zeit in Österreich leben.

„Priorität haben österreichische Staatsbürger!“ 

– Peter Guschelbauer

Auch die Kontaktaufnahme mit dem kroatischen Außenministerium in Zagreb blieb erfolglos. Die kroatische Botschaft in Jarkarta, die für Thailand zuständig ist, konnte der Jungfamilie zudem nicht helfen, und auch auf eine Antwort der kroatischen Botschaft in Wien wartet Stitic bislang vergebens.

„Derzeit sind wir leider gezwungen die Sache hier irgendwie auszusitzen, ohne zu wissen was noch alles auf uns zukommt. Man merkt, dass die Situation zunehmend heikler wird. Es gibt auch hierzulande jeden Tag neue Fälle. Ebenso sind unsere finanziellen Mittel begrenzt, um hier monatelang auf bessere Zeiten zu warten. Der nächste Schritt wird wohl der Verlust des Arbeitsplatzes sein, wenn wir nicht rechtzeitig zu Hause ankommen“, erklärt der 39-Jährige in einem Facebook-Post, den er aus Verzweiflung veröffentlichte.

„Mir stellt sich nun die Frage, ob unsere sechs Monate alte Tochter und wir, als arbeitende Steuerzahler Österreich tatsächlich egal sind. Will man uns hier wirklich uns selbst überlassen…und das alles nur, weil wir nicht im Besitz eines österreichischen Reisepasses sind? In solch einer heiklen Situation sollte dieser Faktor nicht ausschlaggebend sein“, so Stitic gegenüber KOSMO.

„Will man uns hier wirklich uns selbst überlassen…und das alles nur, weil wir nicht im Besitz eines österreichischen Reisepasses sind?“

– Dubravko Stitic

Die junge Familie ist gesund und tut alles dafür, es auch zu bleiben. Dennoch würde Dubravko gerne mit seiner Frau und ihrem Kleinkind nach Hause: „…und mit nach Hause meine ich nach Österreich, denn schließlich ist es ja unser Zuhause“, ließ uns der besorgte Wahl-Wiener aus Währing abschließend wissen.