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GESCHICHTE

Balkan Stories: Kroatien-Moral der Ustaša

Der Fall bekommt landesweite Aufmerksamkeit

Man könnte den Fall als Provinzposse abtun, allenfalls als einen aus dem Ufer laufenden Konflikt in einer Stadt mit 4.000 Einwohnern.

Allein, in Kroatien hat er Schlagzeilen gemacht. Während die meisten Medien mit Irritation über das Vorgehen der Polizei berichten, greift das nationalistische Portal Narod Meničanin an. Die jugoslawische Fahne habe ein „eine stürmische Reaktion der Nachbarn“ ausgelöst, heißt es dort.

Das Sturmgeschütz der kroatischen Rechten fordert bei der Gelegenheit auch gleich wieder, dass jugoslawische Symbole verboten werden.

Hämisch verzerrt werden auch die Schilderungen Meničanins über die offenbar regelmäßig zu sehenden Ustaša-Fahnen- und Symbole in Jakšič, in dessen Gemeinderat die klerikalnationalistische HDZ eine absolute Mehrheit hat.

Es sei unklar, wen er damit gemeint habe, schreibt Narod.hr.

Als ob es keine einschlägigen Fahnen oder Graffiti mit Ustaša-Us in Kroatien gebe. Mal weniger, und mal mehr. je nach lokalen politischen Gegebenheiten.

Bisher habe er niemanden angezeigt, der die – strafrechtlich verbotenen – Ustaša-Fahnen gehisst habe, sagt Velimir Meničanin in seinem Interview. Auch, so spürt man, um keine Konflikte in der kleinen Gemeinde heraufzubeschwören.

Das könnte sich bald ändern. Wenn Rabiatnationalisten gemein sein können, könne er es auch, meint er sinngemäß.

Velimirs Fahne wird wieder fliegen

Am Dan Republike, dem Gedenktag für die Neugründung Jugoslawiens, wird er auch nächstes Jahr wieder eine jugoslawische Fahne hissen, sagt er. Diesmal freilich im Hof.

Damit die moralischen Gefühle der (Neo-)Ustaša nicht wieder so verletzt werden, dass die Polizei einschreitet.

Ob die Polizei Meničanin bis dann seine erlaubte und von ihr beschlagnahmte Fahne zurückgeben wird, wird sich weisen. Eine Quitting über die Beschlagnahme hat sie ihm wenigstens ausgestellt.

Wenigstens in diesem Punkt hat sich die örtliche Polizei ans Gesetz gehalten.

Was am Dan Republike, dem 29. November, gefeiert wird, könnt ihr im Archiv von Balkan Stories nachlesen.

Balkan Stories, Christoph Baumgarten

Christoph Baumgarten ist Journalist und Balkanreisender aus Leidenschaft. Seit 2015 verbindet er beide Leidenschaften auf seinem Blog Balkan Stories. Dort versucht er, Geschichten zu erzählen, für die es in größeren Medien meist keinen Platz gibt und stellt die Menschen in den Mittelpunkt.

Mehr von Christoph könnt ihr unter balkanstories.net nachlesen.