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EU-Parlament

Lukas Mandl: „Serbien könnte wie das Deutschland des Westbalkans sein“

Mitglied des Europäischen Parlaments, Lukas Mandl. Foto: Martin Lahousse
Mitglied des Europäischen Parlaments, Lukas Mandl. Foto: Martin Lahousse

Lukas Mandl ist seit 2017 Nachfolger von Elisabeth Köstinger im EU-Parlament. Er setzt sich stark für einen Dialog zwischen Serbien und Kosovo ein. Im Interview mit der serbischen Tageszeitung Danas wirft er der serbischen Regierungsführung Fehler in Bezug auf russische Sanktionen vor.

Seit rund fünf Jahren ist Lukas Mandl nun Mitglied des Europäischen Parlaments. Der Österreicher setzt sich für einen Dialog zwischen dem Kosovo und Serbien ein. Im Grunde läge der Ball jetzt bei der serbischen Regierungsführung. Denn das Potential wäre da: „Serbien könnte so viel für sich und den gesamten Westbalkan erreichen, wenn seine Führung vernünftig handeln und in die Zukunft blicken würde. Serbien ist das größte von sechs Ländern in der Region, es hat die stärkste und größte Wirtschaft. In gewisser Weise könnte Serbien wie das Deutschland des Westbalkans sein – ein wahrer Wirtschaftsmotor, der zu Wohlstand und Stabilität für alle beiträgt.

Allerdings hagelt es auch Kritik von Mandl gegenüber Serbien: „Da die serbische Führung hat den Fehler gemacht, sich nicht der „unblutigen“ Verteidigung gegen einen blutigen Kriegsangriff anzuschließen – also Sanktionen – und in dieser Hinsicht in einer viel umfassenderen Frage die falsche Seite gewählt hat, fühlte sich die gesamte freie Welt, als ob es in Serbien ein Problem gibt, das schon viel länger andauert. Deshalb verfolgen viele jetzt aufmerksam das Verhalten des Staates Serbien und machen damit indirekt auf die seit Jahren andauernde inakzeptable Haltung (Serbien) gegenüber dem Kosovo aufmerksam.

Gegenseitige Anerkennung und Russland

Mandl hatte einen Änderungsantrag im EU-Parlament eingereicht, die den Dialog zwischen Serbien und Kosovo betrifft. Demnach geht es um eine „gegenseitige Anerkennung Serbiens und des Kosovo„, was in Serbien viel Kritik ausgelöst hat. Das erklärt sich Mandl durch eine „irrationale Position“ der serbischen Öffentlichkeit. Er erklärt weiter, dass so eine Haltung von anderen Ländern und Nationen als bedrohlich empfunden werden kann.

Weiter stellt er die Beziehungen zwischen Serbien und Russland in Frage: „Serbien wird sich auf die Seite der freien Welt stellen müssen, denn auch die Bürger Serbiens verdienen Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Die freie Welt wird angegriffen. Am 1. März stimmte das Europäische Parlament mit überwältigender Mehrheit für eine Entschließung, in der es „tiefe Besorgnis“ über das Verhalten Serbiens im Zusammenhang mit dem vom Regime im Kreml begonnenen Angriffskrieg zum Ausdruck brachte.

Anerkennung des Kosovo

Wenn es um die Frage der Unabhängigkeit des Kosovo geht, bleibt Mandl beharrlich: „Im Vergleich zu anderen Fehlentscheidungen einiger serbischer Entscheidungsträger wird die Anerkennung der Republik Kosovo für Serbien weniger ein Problem sein, aber eine große Frage für das jüngste europäische Land, das viel mehr Engagement für europäische Werte zeigt. Aber eine kleine Gruppe von Ländern in Europa und der ganzen Welt verknüpft ihre Entscheidung, die Unabhängigkeit anzuerkennen, mit der Entscheidung Serbiens. Von ihrer Seite und von Seiten ihres Nachbarlandes Serbien wird die gegenseitige Anerkennung für die Bürger des Kosovo wichtig sein, unabhängig davon, ob sie dieser oder jener Nationalität angehören. Die Bürger Serbiens haben eine glänzende Zukunft, wenn sie den Weg einschlagen, auf dem die „gegenseitige Anerkennung“ ein obligatorischer Schritt ist. unabhängig davon, ob sie dieser oder jener Nationalität angehören.

Der Umgang der serbischen Behörden mit dem Kosovo schätzt Mandl durchaus problematisch ein: „Alles ist sehr problematisch, wenn Sie Ihr Handeln darauf stützen, dass das Nachbarland gar kein Land ist, sondern sogar zu Ihrem Boden gehört. Wir könnten hier über viele verschiedene Themen sprechen, vom Kfz-Kennzeichen bis zum Arbeitsmarkt.“

Mandl für demokratische Standards in Serbien

Dabei tritt Mandl auch für bessere politische Standards in Serbien ein. Er findet Serbien sei „ein wunderschönes Land mit viel kulturellem Erbe“. Zudem sieht der EU-Abgeordnete auch „großes Potenzial für die Zukunft. Die Bürger Serbiens verdienen demokratische Standards. Bei den offenen Fragen geht es nur um Politik, nicht um die Menschen oder ihre Länder, die ich aber ganz klar als Teil Europas sehe. Verantwortungsvolle Politik würde nun negative Emotionen beruhigen und zur Transparenz beitragen, was immer zu einer guten Zusammenarbeit führen kann. Das erwarte ich von der serbischen Führung, aber auch von jedem anderen Politiker in diesen entscheidenden Zeiten.