Emotionale Überlastung statt Partnerschaft: Ein neuer Trend lässt Frauen bewusst Single bleiben. Wissenschaftler haben für dieses Phänomen einen prägnanten Begriff gefunden.
Mankeeping-Phänomen
Ein neuartiges gesellschaftliches Phänomen bringt Frauen zunehmend dazu, heterosexuelle Beziehungen endgültig aufzugeben. Wissenschaftler haben dafür einen eigenen Begriff geprägt: „Mankeeping“ (Betreuung von Männern). Aktuelle Studien zeigen, dass viele Frauen Partnerschaften mit Männern beenden, weil die emotionale Belastung schlicht zu groß wird. Experten sehen einen Zusammenhang mit der sogenannten „Krise männlicher Freundschaften“, die dazu führt, dass Männer emotionale Unterstützung fast ausschließlich bei ihren Partnerinnen suchen.
Eine aktuelle Untersuchung in der Fachzeitschrift „Psychology of Men & Masculinities“ belegt die negativen Auswirkungen dieser emotionalen Überlastung: Immer mehr Frauen ziehen die Einsamkeit dem Zustand permanenter Erschöpfung vor. Der Begriff „Mankeeping“, den Wissenschaftler der Stanford University eingeführt haben, beschreibt den enormen Aufwand, den Frauen betreiben, um das Defizit an sozialen Bindungen bei Männern auszugleichen. „Das kann ihre Zeit und ihr emotionales Wohlbefinden massiv beeinträchtigen“, heißt es in der Studie.
Emotionale Überlastung
Konkret umfasst dies drei Hauptbereiche: emotionale Unterstützung leisten, soziale Beziehungen für Männer aufbauen und pflegen sowie soziale Kompetenzen vermitteln. Studienleiterin Angelica Ferrara weist darauf hin, dass Frauen wöchentlich zahlreiche Stunden damit verbringen, Männern bei der emotionalen und sozialen Navigation zu helfen – eine Arbeit, die weitgehend im Verborgenen bleibt. Das „Mankeeping“ beschränkt sich dabei nicht nur auf Partner, sondern erstreckt sich häufig auch auf männliche Familienmitglieder, Arbeitskollegen und Freunde.
Diese Dynamik, so die Forscher, verstärkt die ohnehin bestehende Geschlechterungleichheit in Haushalten und Beziehungen. Letztendlich „geben viele Frauen aufgrund dieser emotionalen Arbeit einfach still auf“ – sie bleiben zwar körperlich in der Beziehung präsent, ziehen sich aber mental und emotional zurück. Eine weitere Studie ergab sogar, dass 23 Prozent der Frauen heute weniger Interesse an Verabredungen haben als Männer, weil sie in früheren Beziehungen zu viel emotionale Energie investieren mussten.
Männliche Einsamkeit
Einsamkeit wurde in den USA bereits 2023 zur nationalen Epidemie erklärt. Umfragen zufolge gehören junge Männer zwischen 15 und 34 Jahren zu den einsamsten Menschen in der westlichen Welt. In den vergangenen drei Jahrzehnten haben Männer einen erheblichen Teil ihrer sozialen Netzwerke verloren, während Frauen nach wie vor breite Freundeskreise pflegen.
Die Folge: Immer mehr Männer suchen emotionale Unterstützung ausschließlich bei Frauen – seien es Partnerinnen, Schwestern, Kolleginnen oder Freundinnen.
Hoffnungszeichen für die Zukunft
Doch es gibt auch positive Entwicklungen: Jüngere Generationen von Männern zeigen laut aktuellen Studien eine wachsende Bereitschaft, emotionale Kompetenzen zu entwickeln und intime Freundschaften mit anderen Männern zu pflegen. Diese Veränderung könnte langfristig das Phänomen des „Mankeeping“ abschwächen. Forschende der Stanford University betonen, dass der gesellschaftliche Abbau von Stigmata rund um männliche Emotionalität entscheidend ist, damit Männer die Verantwortung für ihre eigenen sozialen Netzwerke übernehmen können.
Experten empfehlen Männern konkrete Schritte: regelmäßige Treffen mit Freunden fest im Kalender einplanen, Hobbys in Gruppen ausüben und vor allem bewusst über tiefere Gefühle zu sprechen, statt nur bei oberflächlichen Themen zu bleiben. Peer-Support-Gruppen speziell für Männer verzeichnen in den letzten Jahren erhöhten Zulauf und zeigen positive Ergebnisse im Aufbau gesunder emotionaler Bewältigungsstrategien.
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