Oberösterreich kämpft mit einer bedrohlichen Masernwelle: 96 Fälle im Vorjahr, bereits 38 in diesem Jahr. Ein sechs Monate altes Baby benötigte intensivmedizinische Betreuung.
Die Masernwelle trifft Oberösterreich mit erheblichen Konsequenzen. Ende vergangenen Jahres mussten vier Kinder im Kepler Uniklinikum Linz stationär versorgt werden, darunter ein erst sechs Monate altes Baby, das intensivmedizinische Betreuung benötigte.
Alarmierend ist Österreichs Position als europäischer Brennpunkt für Masernerkrankungen seit 2023. In Oberösterreich verzeichneten die Gesundheitsbehörden einen drastischen Anstieg: Während 2023 lediglich sieben Fälle dokumentiert wurden, stieg die Zahl 2024 auf 96. Allein in diesem Jahr wurden in Oberösterreich bereits 38 Erkrankungen registriert, landesweit sind es 93.
Mit Stichtag 14. Mai 2025 wurden österreichweit bereits 97 bestätigte oder wahrscheinliche Masernerkrankungen gemeldet, wobei rund 28 Prozent der Betroffenen stationär behandelt werden mussten. Die Gesamtzahl der Masernfälle in Österreich lag 2024 bei 542 Fällen, mit regionalen Schwerpunkten insbesondere in Oberösterreich und Wien.
Impflücken gefährden
„Die bewusste Entscheidung der Eltern, ihr Kind nicht gegen Masern impfen zu lassen, ist der Hauptgrund für das Weiterbestehen der Impflücke. Infolgedessen laboriert Österreich mit einem durchschnittlichen nicht geimpften Bevölkerungsanteil von etwa 12 Prozent„, erklärte Virologe Lukas Weseslindtner von der MedUni Wien im „Heute“-Gespräch. Diese Zahl erscheint zunächst gering, gewinnt jedoch an Bedeutung, wenn man bedenkt, dass ein einzelner Masern-Patient bis zu zwölf weitere Personen anstecken kann.
„Es reicht schon, wenn ein Infizierter neben Ihnen im Bus sitzt oder Sie an ihm vorbeigehen. Masern sind hochansteckend!“, warnt der Experte.
Die zuständige Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP) richtet wiederholt eindringliche Appelle an die Elternschaft: „Impfungen gehören zu den wirksamsten Schutzmaßnahmen, die die Medizin zu bieten hat. Die aktuellen Masernfälle in Oberösterreich zeigen deutlich, wie wichtig es ist, den Impfstatus zu überprüfen und Impfungen nachzuholen.“
Finanzielle Maßnahmen
Selbst monetäre Anreize zeigten bisher keine durchschlagende Wirkung. Das Land führte einen Eltern-Kind-Zuschuss ein, der in drei Teilbeträgen von je 135 Euro ausgezahlt wird – vorausgesetzt, alle vorgeschriebenen Untersuchungen und Impfungen werden wahrgenommen. Dennoch sinkt die Zahl der Anträge kontinuierlich: Von 10.000 im Jahr 2020 auf nur noch 7.600 im Jahr 2024.
Besonders niedrig ist die Beteiligung bei Kindern der Jahrgänge 2019 bis 2022. Als mögliche Ursache wird die Impfskepsis seit der Corona-Pandemie vermutet, die in Oberösterreich bereits während der Pandemie stark ausgeprägt war.
Haberlander erwägt nun weitere finanzielle Konsequenzen für Impfverweigerer.
„Eltern, die ihre Kinder nicht gegen Masern impfen lassen, müssten auch auf das Kindergeld verzichten“, lautet der Vorschlag der Gesundheitslandesrätin.
Während Oberösterreich aktuell besonders stark betroffen ist, verzeichnete auch Wien laut Gesundheitsministerium in den ersten Monaten 2025 einen deutlichen Anstieg der Erkrankungszahlen. Experten fordern angesichts der Entwicklung bundesweit verstärkte Aufklärung und niederschwellige Impfangebote, da Österreich weiterhin als Masern-Hotspot Europas gilt.
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