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INTERVIEW

„Multi-Kulti war in Meidling nie ein Problem“

Gabriele Votava SPÖ Bezirksvorsteherin Meidling
"Wir in Meidling haben beim Zusammenleben nie größere Probleme gehabt und haben diese auch heute nicht", so Bezirksvorsteherin Gabriele Votava. Foto: KOSMO

Gabriele Votava steht seit 15 Jahren an der politischen Spitze vom zwölften Wiener Gemeindebezirk.

Seit 1975 politisch aktiv, damals noch in der Jungen Generation der SPÖ-Meidling, wurde Votava 2003 Bezirksvorsteherin. Mit uns spricht sie über 15 aufregende Jahre, das Meidlinger Multi-Kulti-Zusammenleben, den Wachstum des Bezirks sowie die neue Meidlinger Hauptstraße.

KOSMO:  Sie sind seit 15 Jahren Bezirksvorsteherin. Worauf sind sie besonders stolz in diesem langen Zeitraum?
Auf die Einbindung der Bürgerinnen und Bürgern bei wichtigen politischen Entscheidungen. Das ist mir heute auch noch wichtig, durch Gespräche mit der Bevölkerung deren Wünschen und Sorgen zu erkennen. Am Anfang meiner Amtszeit war die Rodelstraße in der Schwenkgasse ein großer Stein des Anstoßes. Nach einem Aufruf über unsere Bezirksmedien, sich dazu zu äußern, hat sich die Bevölkerung dann entschieden, die Rodelstraße zu behalten und wir haben die Organisation dieser Straße mittlerweile auf eine bessere Schiene gesetzt, um Konflikte weitestgehend zu vermeiden.
Unter den vielen Projekten während meiner Amtszeit ist natürlich die Neugestaltung der Fußgängerzone Meidlinger Hauptstraße das größte. Auch da haben wir auf die Einbindung der Bürger und BürgerInnen gesetzt: Es gab dazu im Vorfeld eine – zum damaligen Zeitpunkt in Wien erstmalige – Sozialraumanalyse, die mittels einer Befragung der Geschäftsleute, Passanten, Jugendlichen, Kinder und Senioren deren Wünsche und Bedürfnisse erhoben hat . Auf Basis dieser Studie wurde dann die Ausschreibung vorgenommen. Die Meidlinger Hauptstraße ist nun dank der neuen Beleuchtung nicht nur viel heller, sondern wirkt insgesamt größer, aufgeräumter, breiter und luftiger. Der in die Jahre gekommene Bodenbelag wurde erneuert und wir haben auf die gewünschten konsumfreien Zonen mit schönen und unterschiedlichen Sitzmöglichkeiten und Bankerl gesetzt.

„Als ich Bezirksvorsteherin wurde, hatten wir noch 73.000 EinwohnerInnen. Heute sind es bereits über 97.000 und Meidling wächst stetig weiter“
Bezirksvorsteherin Gabriele Votava.

Die Meidlinger Hauptstraße Neu wird auch überwiegend als Erfolgsprojekt gelobt. Aber bei der öffentlichen Toilette gab es Beschwerden der Anrainer. Wie kommentieren sie das?
Rein objektiv ist die öffentliche Toilette, der man die Notwendigkeit auf der Meidlinger Hauptstraße nicht absprechen kann und die im Rahmen der Sozialraumanalyse von einer Mehrheit der Befragten gewünscht wurde , weder eine Geruchs- noch eine Lärmbelästigung. Es bleibt dem Einzelnen natürlich unbenommen, sich aus subjektiver Sicht darüber aufzuregen. Aber objektiv betrachtet, ist sie sehr dezent und dabei gleichzeitig eine sehr moderne Anlage.

Wie sieht die Wohnsituation im Bezirk aus? Es bestehen ja aktuell Baupläne für tausende von Wohnungen…
Meidling wächst stetig. Als ich Bezirksvorsteherin wurde, hatten wir noch 73.000 EinwohnerInnen. Heute sind es bereits über 97.000 und mit den neuen Wohnbauprojekten werden wir uns sicher der Hunderttausend-Marke nähern. Einerseits entsteht ein neues Wohngebiet am Emil-Behring-Weg, wo hinter dem Südwestfriedhof etwa 1.1000 Wohnungen gebaut werden; Kinderbetreuungseinrichtungen und Nahversorgung werden dabei garantiert. Ebenso entsteht auf dem Grund der ehemaligen Remise der Wiener Lokalbahnen in der Wolfganggasse ein neues Wohnviertel mit 900 Wohnungen.

Bezirksvorsteherin Votava
„Die Ex-Yu-Community lebt schon so lange in Meidling und ist so unauffällig und angepasst, dass ich manchmal gar nicht merke, ob jemand aus Ex-Jugoslawien ist oder nicht“, so die Bezirksvorsteherin.

Abgesehen vom Wohnen: Was gibt es noch für aktuelle Themen in Meidling?
Neben der neu zu schaffenden Infrastruktur in den geplanten Wohngebieten, liegt unser Augenmerk vor allem auf unseren 16 Pflichtschulen im Bezirk, die laufend saniert werden. Teilweise werden auch einige ausgebaut, mit zusätzlichen Klassenräumen. In der Ruckergasse entsteht ein neues Schulzentrum. Dies alles ist durch das Schulsanierungspaket der Stadt, die eine Teil der Kosten übernimmt, möglich geworden.

Meidling ist traditionell nicht nur ein Arbeiterbezirk, sondern auch ein Schauplatz des multikulturellen Zusammenlebens. Wie harmonisch geht es im Bezirk zu?
Ich gewinne tagtäglich den Eindruck, dass wir im Bezirk sehr gut aufgestellt sind, wenn es um das Miteinander geht. Meidling ist schon lange ein Multi-Kulti-Bezirk. Als ich eín Kind war, hat in Meidling das erste chinesische Restaurant in Wien überhaupt eröffnet. Im Vergleich zu anderen Bezirken gibt es echt wenige Probleme in Meidling. Andererseits muss man betonen, dass die Mitarbeiter der diversen städtischen Serviceleister wie z.B. die Waste Watcher oder die Wohnpartner Wien, einen erheblichen Beitrag für ein gutes, friedliches und tolerantes Miteinander leisten.

Was können Sie uns über das Leben der Ex-Yu-Community in Wien verraten?
Die ex-jugoslawische Community lebt schon so lange in Meidling und ist so unauffällig und angepasst, dass ich manchmal gar nicht merke, ob jemand aus Ex-Jugoslawien ist oder nicht. Meistens verschlägt mich die Bezirkspolitik in andere Communitys. Z.B. wenn – schon bevor es eröffnet hat – Diskussionen um ein islamisches Gebetszentrum beginnen. Meistens ist die Sorge nicht berechtigt und man muss einfach nur auf gegenseitige Rücksicht und Toleranz setzen. Wenn es um die Ex-Yu-Community geht, bin ich sehr gerne in Lokalen mit eurer Küche – im dalmatinischen Lokal Bellini z.B. Meine Pljeskavica hole ich mir beim Joschi.

„Neben der neu zu schaffenden Infrastruktur in den geplanten Wohngebieten, liegt unser Augenmerk vor allem auf unseren 16 Pflichtschulen im Bezirk, die laufend saniert werden.“
Bezirksvorsteherin Gabriele Votava.

Der Bezirk ist im öffentlichen Verkehr sehr gut angebunden, mit sogar zwei U-Bahn-Linien. Gibt es noch Gebiete, die mehr öffentlichen Verkehr vertragen könnten?
Es gibt wirklich kaum Bezirksteile, die diesbezüglich unterversorgt sind. Bis auf Hetzendorf, wo „nur“ Straßenbahn, Bus und S-Bahn verkehren. Aber irgendwann wird es auch da eine Verbesserung geben müssen. Und zwar dann, wenn die Südbahn in Wien irgendwann viergleisig ausgebaut wird.

Die FPÖ ist die zweitstärkste Kraft in Meidling. Wie kommen sie mit ihrem blauen Stellvertreter zurecht?
Es besteht kein Zweifel, dass es enorme ideologische Unterschiede zwischen unseren Parteien gibt. Aber auf Bezirksebene geht es nicht um die große Politik auf der Bundesebene, sondern um die Aufgaben und bezirkspolitischen Sachthemen, die wir auf Meidlinger Ebene zu lösen haben. In diese Hinsicht komme ich mit Herrn Dadak aus der FPÖ ganz gut aus.