Niederösterreich ist schon seit Jahren ein Vorreiter, wenn es um Nachhaltigkeit geht. KOSMO sprach mit Stephan Pernkopf, dem Landeshauptfrau-Stellvertreter für Niederösterreich, über die Zukunft der Elektroautos, die Energiewende und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft.
KOSMO: Im August gab es für Niederösterreich einen „wichtigen Meilenstein”: Es wurden erstmals mehr Elektro- als Dieselfahrzeuge zugelassen. Wie ist es dem Land Niederösterreich gelungen, den Kauf von Elektroautos so attraktiv zu gestalten?
Stephan Pernkopf: Zum einen setzen wir auf großzügige finanzielle Förderungen, zum anderen ist es uns auch wichtig, dass sich jeder selbst von der e-Mobilität überzeugen kann und einmal selbst mit einem e-Auto Probe fährt. Dafür gibt es immer wieder Testmöglichkeiten. Aber auch die Grundvoraussetzungen sind notwendig und deshalb haben wir bereits vor Jahren begonnen, ein flächendeckendes e-Tankstellennetz aufzubauen.
Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) wurde von Ihnen schon lange gefordert, nun wurde es beschlossen. Ziel ist es, österreichweit bis 2030, 100 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbarer Energie zu erzeugen. In Niederösterreich ist das laut Ihnen schon seit 2015 so. Wie zufrieden sind Sie damit, eine Art Vorreiter auf dem Gebiet zu sein und wie wollen Sie das noch steigern?
Natürlich macht uns das stolz, wenn unser umgesetztes Ziel nun auch auf der Bundesebene umgesetzt werden soll. Dabei wollen wir uns aber nicht auf dem Erfolg ausruhen, sondern weitere Maßnahmen für die Energiewende und den Klimaschutz umsetzen. Wir werden die Photovoltaik-Anlagen verzehnfachen und die Leistung der Windräder verdoppeln.
Wir haben bereits vor Jahren begonnen, ein flächendeckendes e-Tankstellennetz aufzubauen.
Stephan Pernkopf
Um eine Energiewende zu schaffen, braucht es auch die Menschen. Wie bringe ich jetzt z. B. die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher dazu, eine Photovoltaik-Anlage zu installieren oder ein Elektro-Auto zu fahren? (Stichwort: „Ökosoziale Steuerreform”)
Wir merken, dass die Energiewende im positiven Sinne ansteckend sein kann. Sobald die Gemeinde, der Nachbar oder jemand im Verein eine Photovoltaikanlage installiert oder sich ein e-Auto anschafft, folgen gleich viele weitere in der Region. Es ist jedoch trotzdem wichtig, steuerliche Anreize zu schaffen, um klimafreundliches Verhalten zu belohnen. Auf der anderen Seite kann es auch nicht sein, dass klimaschädliches Verhalten wie Billigflug-Tickets oder Lebensmittel, die eingeflogen werden müssen, so günstig angeboten werden.
Neben dem Energie-Bereich sind Sie auch für den Bereich Landwirtschaft zuständig. Welche Bemühungen unternimmt das Land Niederösterreich, um eine nachhaltige Landwirtschaft zu gewehrleisten?
Wir sind das Agrarland Nummer eins in Österreich, unsere Bäuerinnen und Bauern ernähren das Land und sind auch dafür verantwortlich, dass wir eine so schöne Kulturlandschaft haben. Außerdem sind wir Bio-Weltmeister. Nirgendwo sonst gibt es soviele Bio-Betriebe wie bei uns. In der Pandemie haben wir bemerkt, wie wichtig die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln ist, auch die Kundschaft bei Bauernmärkten und Ab-Hof-Läden hat zugenommen. Das ist auch wichtig für die Landwirtschaft und das Klima: Regionale Lebensmittel einkaufen, statt importierte Waren aus anderen Kontinenten, die mit dem Flugzeug über den Ozean kommen.
Wer in die PV-Bürgerbeteiligungsmodelle investiert, bekommt mehr Zinsen als auf der Bank und tut auch dem Klima etwas Gutes.
Stephan Pernkopf
Welche Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien sind in nächster Zeit für Niederösterreich geplant?
Die erneuerbaren Energiegemeinschaften, die vor kurzem erst gesetzlich beschlossen wurden, bieten eine große Chance für die Energiewende. So wird es möglich, den eigenen Ökostrom mit den Nachbarn zu teilen bzw. an diese zu verkaufen, anstatt ihn als „Überschuss-Strom” direkt ins Netz einspeisen zu müssen. Diese praktisch gelebte Energie-Nachbarschaftshilfe bedeutet gerade für den ländlichen Raum eine große Chance. Weiters setzen wir auf PV-Bürgerbeteiligungsmodelle in den Gemeinden oder das „Sonnenkraftwerk NÖ”, wodurch auf 150 Landesgebäuden PV-Anlagen mit der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern entstehen. Wer hier investiert, bekommt für sein Geld mehr Zinsen als auf der Bank und tut auch dem Klima etwas Gutes.
Regionale Lebensmittel statt importierte Waren aus anderen Kontinenten einkaufen.
Stephan Pernkopf
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