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INTERVIEW

Piplica: „Man will uns ruinieren!“

Piplica 3
(FOTO: Radule Božinović/KOSMO)

Das Bleiburg-Gedenken sorgt derzeit für Diskussionen aufgrund von faschistischen Ustascha-Simbolen bei der Feier. Sie sitzen im Organisationskomitee.
Die Schmutzkübelkampagne gegen das Gedenken ist ungeheurlich. Wir sind vor zwei Monaten im Organisationskomittee zusammengetroffen und haben – in Zusammenarbeit mit den österreichischen Institutionen – beschlossen, dass wir alles tun werden, um diese Symbole zu verhindern. Bleiburg soll ein Platz der Pietät bleiben. Ich selber habe die zwei Personen mit den Ustascha-Symbolen vom Gedenkort verwiesen. Und es waren nur zwei Personen von 15.000 Leuten.

Nur zwei? Sind sie sicher?
Ja. 100%.

Beim abgesagten Konzert des Rechtsrockers Thompson in Kremsmünster waren sie ebenso in der Organisation. Wie antworten Sie auf die scharfen Kritiken, die letztendlich zur Absage des Konzerst geführt haben?
Ach, wissen sie, nächstes mal wenn Ceca (Sängerin und Witwe vom serbischen Kriegsverbrecher Arkan) nach Wien kommt, rufe ich auch den Verfassungsschutz an. Nein, das werde ich natürlich nicht tun, weil ich jedem die Wahl überlasse, was er oder sie für Musik hören will. Ich habe dem Bürgermeister versprochen, dass Thompson kein „Bojna Čavoglave“ und keine „Anica kraljica“ spielen wird. Das waren Lieder, die in den Neunzigern die Stimmung der Soldaten und des Volkes heben sollten, die aber heute nicht mehr aktuell sind.

Es gibt Aufnahmen von Thompson, in denen er das Töten von Serben besingt. Stichwort: „Jasenovac i Gradiška stara“.
Sie reden jetzt von Sachen, die fast 30 Jahre her sind. Ach, wer hat zu Kriegszeiten nicht diese Lieder mitgesungen? Egal ob es jetzt um Serben, Kroaten oder Moslems und ihre Kriegslieder geht. Das war vor 20, 30 Jahren. Sogar der ehemalige kroatische Staatspräsident Stipe Mesić hat diese Lieder in Australien mitgesungen. Außerdem feiern auch einige Serben Thompson. Beim letzten Wien-Konzert hatten wir 15 serbische Gäste, die Thompson-Fans sind.

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Wie stehen sie eigentlich zum faschistischen Ustascha-Staat NDH (Unabhängiger Staat Kroatien)?
Der Unabhängige Staat Kroatien gehört zu unserer Geschichte. Damit sollen sich Historiker befassen und aufklären, was es noch zum Aufklären gibt. Ich weiß nur so viel: Meine Großväter waren Teil davon, ebenso einige anständige und gewissenhafte Leute aus meinem Dorf, die keine Kriegsverbrechen begangen haben. Ich lasse mir nicht alles in den Dreck ziehen. Wenn es Kriegsverbrechen gab, verurteile ich diese natürlich. Hätten wir den Krieg in den Neunzigern verloren, würde man uns heute wieder als Ustascha schimpfen.

Abgesehen von den von Hitler übernommenen Gesetzen: Im Konzentrationslager von Jasenovac wurden hunderttausende Menschen umgebracht.
Das verurteile ich, aber zu dieser Zeit gab es auf allen Seiten Kriegsvebrechen, egal ob das jetzt Partisanen, Ustascha oder Tschetniks waren. Das war eine schlimme Zeit. Was Jasenovac angeht, hier wurden nach dem 2. Weltkrieg auch Kroaten von Partisannen umgebracht. Das wird oft vergessen.

Glauben Sie, dass Sie auch in Zukunft Präsident der Österreichisch-Kroatischen Gesellschaft bzw. Obmann der österreichischen HDZ bleiben?
Ja, sicherlich. Ich habe 100% Rückendeckung aus unseren Vereinen. Es gibt keine Obmann-Diskussion. Das hätten natürlich unsere Gegner gerne. Aber das wird es nicht spielen.