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Testament gefälscht

Rechtsanwältin und Psychiater sollen demente Frau betrogen haben

(FOTO: iStock/brizmaker/Obencem)
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In einem schockierenden Fall von Betrug, der derzeit die Staatsanwaltschaft beschäftigt, wurden eine Anwältin, ein Notar und ein Psychiater in Pasching (OÖ) dabei ertappt, wie sie eine demente Frau systematisch übervorteilten. Die drei Personen stehen im Verdacht, unter Ausnutzung des Zustands der Frau, unerlaubterweise ihre Unterschrift für weitreichende Rechtsgeschäfte eingeholt zu haben.

Verdächtige Transaktionen

Im Zentrum der Ermittlungen stehen ein Übergabevertrag, zwei Schenkungsverträge auf den Todesfall sowie eine Vorsorgevollmacht, die von der geistig beeinträchtigten Paschingerin unterzeichnet wurden. Zum Verhängnis wurde ihr dabei die nahe Verwandtschaft zu einem Neffen, mit dem sie seit Jahren in einem erbitterten Rechtsstreit um Grundbesitz verwickelt war. Ungeachtet der Tatsache, dass sich die Frau vehement gegen eine Überschreibung von Eigentum an den Neffen ausgesprochen hatte, wurde der Hof nebst Liegenschaften nach den Unterschriften zügig übertragen. Die fragwürdigen Verträge wurden von der Juristin errichtet und notariell durch den beteiligten Notar beglaubigt, obwohl deutlich Anzeichen von Demenz bei der Frau bestanden.

Gefälligkeitsgutachten

Um die Tat zu verschleiern, legte die Rechtsanwältin Gutachten eines Psychiaters vor, die die Notwendigkeit einer unabhängigen Begutachtung durch einen gerichtlichen Sachverständigen umgehen sollten. Diese attestierten die Frau mit fadenscheinigen Argumentationen für geschäftsfähig. Insbesondere das zweite Gutachten, das sieben Monate später vorgelegt wurde, sollte die Vorsorgevollmacht legitimieren, laut der nun die Anwältin die Angelegenheiten der Frau regeln könne.

Ermittlungen und Festnahme

Die Justiz hat in diesem skandalösen Fall bereits reagiert: Nachdem die Staatsanwaltschaft Kenntnis von den Machenschaften erlangte, wurden die Büros der Beteiligten durchsucht und der Psychiater sogar festgenommen. Die Rechtsanwältin und der Notar stehen weiterhin im Verdacht, sind aber noch auf freiem Fuß. Gegen die beschuldigte Rechtsanwältin und den Notar wurde erst kürzlich wegen eines ähnlichen Falles Anklage beim Landesgericht Wels erhoben.

Gegen den Sachverständigen besteht darüber hinaus der weitere Verdacht, im Jahr 2023 ein Gefälligkeitsgutachten für eine Testamentserrichtung durch eine demenzkranke Person angeboten zu haben.

Im vorliegenden Fall steht die bedenkliche Frage im Raum, wie vertrauenswürdig jene Berufsgruppen wirklich sind, die eigentlich zur Wahrung und zum Schutz unserer Rechte berufen sind. Die Geschichte wirft damit ein dunkles Licht auf die Praktiken innerhalb bestimmter Kreise und schärft das Bewusstsein für die Anfälligkeit älterer Menschen gegenüber finanziellem Missbrauch.