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Saša Savel: „Das Schwimmen ist meine Droge!“

FOTO: Radule Bozinovic

INTERVIEW. Saša Savel (36), der Ultramarathonschwimmer, der für das österreichische Team „Waterbecks“ schwimmt, verrät uns den ganzen Zauber dieses Extremsports, bei dem er jedes Mal wieder seine körperlichen Grenzen austestet.

FOTO: Radule Bozinovic

Wie immer man über Extremsport denken mag. – Eine Tatsache lässt sich in der heutigen Zeit nicht bestreiten: Es zieht immer die Aufmerksamkeit und Neugier „der Normalsterblichen“ auf sich, wenn die Grenzen des menschlichen Körpers in Frage gestellt werden.

Wenn es um Extremsport im Wasser bzw. um Ultramarathons im Langstreckenschwimmen geht, kann der Wiener Sale Savel, der schon mehrere Herausforderungen auf den Meeren, Seen und Flüssen der ganzen Welt bestanden hat, mitreden. Der Sportler mit Wurzeln in Negotin (Serbien) spricht im Interview mit uns über das Adrenalin und das Schwimmen bei niedrigen Temperaturen, aber auch über die Ziele, die er sich für die nähere Zukunft gesetzt hat.

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KOSMO: Wann und warum hast du dich gerade für Ultramarathon entschieden?
Savel: Ich mochte schon immer meine Grenzen austesten. Zuerst habe ich mit Fahrrad-Ultramarathons begonnen, damals konnte ich 24 Stunden ohne Unterbrechung fahren. Dreimal habe ich Rennen über 12 Stunden gewonnen und bei einem 24 Stunden-Rennen bin ich Dritter geworden. Dann habe ich Triathlon gemacht, der, wie ihr wisst, aus Radfahren, Schwimmen und Laufen besteht. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass mir das Schwimmen am meisten liegt. Im Wasser fühle ich mich einfach am wohlsten. Das ist auch mein sportliches Zuhause.

Du hast an einem Iron Man teilgenommen
Zweimal habe ich am Iron Man in Klagenfurt teilgenommen. Die beste Platzierung, die ich dort erreicht habe, war der 150. Platz unter 2.500 Teilnehmern. Da das Schwimmen nur ein Teil des Iron Man ist, kann ich mit diesem Resultat zufrieden sein. Aber ich entscheide mich immer mehr nur für reine Schwimmwettkämpfe.

„Ich plane, die größten 8 Seen Österreichs zu durchschwimmen“, erklärt unser Gesprächspartner motiviert: ein echter Abenteurer. (FOTO: Radule Bozinovic)

Welche Strecke bist du in deiner Karriere als erste geschwommen?
Begonnen habe ich mit einem Wettkampf von Küste zu Küste zwischen Deutschland und Dänemark. Die Entfernung zwischen den Küsten betrug 21 Kilometer, aber wegen der Wetterbedingungen und der Wellen war ich gezwungen, in Wirklichkeit 37 Kilometer zu schwimmen. Das Wasser hatte damals 14 Grad. Seit dieser Erfahrung habe ich nicht mehr aufgehört und bin zum Beispiel nach Griechenland gefahren, wo ich in Kalamata 35 Kilometer geschwommen bin. Ich bin von Capri nach Neapel geschwommen, war bei den kroatischen nationalen Qualifikationen in Split. Einer der größten Wettbewerbe war der um Manhatten (New York), der 60 Kilometer lang ist und das Wasser hatte damals 20 Grad. Ich bin allein um die Kanalinsel Jersey geschwommen (64 Kilometer) und auch von dieser Insel nach Frankreich (30 km).

Bitte erkläre mir als Laien im Extremsport, was für ein Gefühl das ist, wenn man nach 64 Kilometern aus dem Wasser steigt?
Das ist unbeschreiblich, aber es ist genau das, wofür ich lebe. Dieser Sport ist meine Droge. Wenn ich fühle, dass ich nicht mehr kann, dann sage ich mir selber: los, los, noch ein bisschen, nur noch ein bisschen. Und wenn ich aus dem Wasser steige, spüre ich noch immer, wie das Adrenalin durch meinen Körper fließt, ich fühle mich noch immer wie mitten im Wettkampf. Erst im Hotelzimmer beginne ich, diese echte, tiefe Erschöpfung zu spüren. Ein unwahrscheinlicher Gefühlsprozess…

Wie viel musst du trainieren, um in Form zu bleiben?
Ich trainiere jeden Tag, manchmal auch zweimal am Tag. Nur am Montag ist Pause. Das ist der Tag, an dem ich gar nichts mache.

Es ist bekannt, dass Sportarten wie deine nicht besonders profitabel sind, dass sie aber von Anfang an hohe Kosten verursachen. Wie finanzierst du deine Wettkämpfe?
Das ist natürlich immer ein Kampf. Bei der Schwimmausrüstung sponsert mich die Firma Keel aus Serbien, die zum Beispiel auch die serbische Wasserballmannschaft ausstattet. In Belgrad hatte ich Gelegenheit, mit dem serbischen Wasserballteam zu trainieren. Dort habe ich auch den serbischen Wasserballspieler Andrija Prlainović kennengelernt. Aber der größte Teil des Geldes kommt aus meiner privaten Tasche. Bei größeren Wettkämpfen wie dem in La Mancha in Spanien sind die Kosten unheimlich hoch. Alleine das Boot, das dich während des Wettkampfs begleitet, kostet 4.000 Euro. Dieser Sport ist nicht nur anspruchsvoll, sondern auch teuer. Aber ich hoffe, dass ich bald neue Sponsoren finden werde, denn da haben sich ein paar neue Möglichkeiten eröffnet. Abwarten…

Bei einem Training im Wasser hat unser Journalistenteam den Ultramarathon-Schwimmer, den unaufhaltsamen Sale Savel getroffen. (FOTO: Radule Bozinovic)

Welches sind deine nächsten Herausforderungen?
Ich würde gerne an dem erwähnten Ultramarathon in La Mancha und an vielen anderen Rennen teilnehmen, die noch mehr Herausforderung bieten, wie zum Beispiel der North Channel, die Insel Santa Barbara. Das ist ein Traum jedes Ultramarathon-Schwimmers. Ansonsten plane ich, allein, auf eigene Faust die 8 größten österreichischen Seen zu durchschwimmen, vom Wörthersee bis zum Attersee. Dafür bereitet mich mein Trainer Alexander Krenn gerade vor. Mit ihm arbeite ich ständig an der Verbesserung und Vervollkommnung meiner Technik. Der Plan ist, jeden Tag drei der acht Seen sogar zweimal der Länge nach zu durchschwimmen. Das werden bei allen acht Seen insgesamt ca. 150 Kilometer. Das hat noch niemand in Österreich gemacht, und gerade das ist meine große Motivation. Ich liebe Abenteuer. Und so etwas ist für mich die richtige Herausforderung!

Wie reagieren deine Frau und deine Freunde auf diesen Sport?
Meine Frau ist ebenfalls dabei, darum versteht sie mich absolut und unterstützt mich in allem. Ich habe noch drei gute Freunde, die diesen Sport auch betreiben, und die verstehen mich auch vollkommen. Die anderen nicht gerade (lacht). Wer so etwas nicht gemacht hat, wird nie ganz verstehen können, was der Zauber dieser Sportarten ist. Aber so ist das eben. Das hält mich nicht auf.

Wie lange willst du diesen Sport noch betreiben?
Ich kenne Menschen, die etwa 60 sind und das noch immer machen. So lange ich irgendwie kann, werde ich dabei sein – im Wasser. Da gibt es kein Halten!