Die Gewerkschaft kritisiert den Missbrauch von Arbeitsmigrationsregelungen wie der Rot-Weiß-Rot-Card: „Wer Fachkräfte für die Zukunft will, muss auch in ihre Ausbildung investieren.“
Der Vorsitzende der Gewerkschaft vida, Roman Hebenstreit, fordert angesichts der alarmierenden Arbeitsmarktzahlen und steigenden Arbeitslosigkeit einen sofortigen Stopp der Arbeitsmigrationsmaßnahmen wie der Rot-Weiß-Rot-Card. „Es ist inakzeptabel, dass weiterhin Arbeitskräfte aus Drittstaaten ins Land geholt werden, während hierzulande immer mehr Menschen ihre Jobs verlieren oder in prekären Verhältnissen arbeiten müssen“, betont Hebenstreit. Es müssen vielmehr jene ausgebildet werden, die bereits im Land sind, fordert Hebenstreit. „Hier bedarf es einer dringenden Initiative und Investitionen der kommenden Bundesregierung: Wer Fachkräfte für die Zukunft haben will, muss sie auch ausbilden“, betont der vida-Vorsitzende.
Laut den neuesten Zahlen des Arbeitsministeriums waren Ende Oktober 371.648 Menschen in Österreich auf Arbeitssuche oder in Schulungen, was einem Anstieg von über 32.700 Personen gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Arbeitslosenquote stieg auf 6,9 Prozent, und die steigende Zahl von Arbeitslosen über 50 Jahren zeigt, dass der Bedarf an Arbeitsplätzen für inländische Arbeitskräfte akut sei, so der vida-Gewerkschafter.
Missbrauch von Arbeitsmigrationsregeln
Hebenstreit kritisiert auch den Missbrauch von Arbeitsmigrationsregeln in Branchen wie Gastronomie und Tourismus sowie jetzt auch Industrie. „Diese Branchen nutzen die Arbeitsmigration, um Ausbildungsplätze zu reduzieren und Löhne niedrig zu halten. Solche Maßnahmen sind ein Schlag ins Gesicht für alle Arbeitnehmer:innen in Österreich, die eine faire Chance auf eine Stelle verdienen.“
Die Argumente der Wirtschaft, dass es nicht genügend Arbeitskräfte gäbe, entkräftet Hebenstreit mit den aktuellen Daten: Die Arbeitslosigkeit ist stark gestiegen, und gleichzeitig sind die offenen Stellen zurückgegangen. „Es gibt also mehr als genug Arbeitskräfte im Land – das Problem ist, dass viele Arbeitgeber keine Bereitschaft zeigen, faire Arbeitsbedingungen sowie Löhne zu bieten und sich sogar weigern, Fachkräfte auszubilden. Stattdessen werden Löhne gedrückt und Arbeitskräfte aus Staaten außerhalb der EU geholt, um die Profite zu maximieren,“ kritisiert der vida-Vorsitzende.
Ausbildung und faire Bezahlung
Hebenstreit fordert die Unternehmen auf, in Ausbildung und faire Bezahlung inländischer Arbeitskräfte zu investieren und die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige und gerechte Arbeitsplatzentwicklung zu schaffen. „Wir brauchen eine aktive Wirtschaftspolitik, die den Bedürfnissen der im Land lebenden Arbeitnehmer:innen Vorrang gibt und nicht den kurzfristigen Profitinteressen der Unternehmen dient. Die Rot-Weiß-Rot-Card und ähnliche Arbeitsmigrationsprogramme sind in der aktuellen Lage völlig fehl am Platz und sollten sofort gestoppt werden“, bekräftigt der vida-Vorsitzende.
Hebenstreit appelliert zudem an die zukünftige Bundesregierung, den Arbeitsmarkt mit gezielten Maßnahmen zu stabilisieren und sicherzustellen, dass die Arbeitsplätze in Österreich an erster Stelle für Arbeitnehmer:innen, die bereits im Land leben, verfügbar sind. „Es ist höchste Zeit, dass wir die Arbeitsmarktsituation ernst nehmen und unseren Fokus auf die Stabilisierung der heimischen Beschäftigung legen – das ist im Interesse aller Arbeitnehmer:innen und im Interesse eines starken Wirtschaftsstandorts Österreich“, schließt Hebenstreit.
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