Im Oktober wurden in Serbien 1.727 Corona-Todesfälle verzeichnet – das ist die höchste Zahl von Coronavirus-Toten in einem Monat seit März 2020. Grund dafür sind unter anderem geschönte Zahlen.
Noch vor wenigen Monaten galt Serbien weltweit als Paradebeispiel für die Durchimpfungsquote. Doch mittlerweile hat das Balkanland seine Zahlen nicht mehr im Griff. Im Oktober wurden in Serbien 1.727 Corona-Todesfälle verzeichnet – das ist die höchste Zahl seit Beginn der Pandemie im März 2020. Nun reichten am Montag die zwei Oppositionsparteien (die Demokratische Partei und die „Versammlung des Freien Serbiens“) Strafanzeigen gegen Ministerpräsidentin Ana Brnabić und Gesundheitsminister Zoran Lončar ein.
Strafanzeige wegen Unterlassung sanitärer Vorschriften
Laut den Oppositionsparteien sollen Staatschefin Brnabić und Gesundheitsminister Lončar es unterlassen haben, die Politik an die sanitären Vorschriften anzupassen und dementsprechend vorzugehen. Damit hätten sie sich des Amtsmissbrauches schuldig gemacht. Sogar einzelne Mitglieder des Regierungsstabes hätten strengere Corona-Maßnahmen gefordert, doch Brnabić sprach sich öffentlich dagegen aus.
„Impfung ist der einzige Weg, um die Pandemie zu bewältigen“
Die Staatschefin argumentierte ihre Ablehnung strengerer Maßnahmen damit, dass ohnehin nur eine Impfung wirklich helfen würde, um die Pandemie zu bewältigen. Allerdings hält sich die Impfbereitschaft in Serbien in Grenzen: Gerade einmal 43,5 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft. Zwar wurde Ende Oktober die Einhaltung von 3G-Regeln eingeführt, allerdings nur in Nachtlokalen ab 22.00 Uhr bis zu ihrem Schließen. Manch ein Experte hatte die Entscheidung gleich als nicht wirkungsvoll bezeichnet.
Eigentlich viel mehr Corona-Tote
In dem knapp sieben Millionen-Einwohnerland Serbien wurden seit dem Ausbruch der Pandemie rund 1,1 Million Krankheitsfälle und etwas über 10.000 Todesfälle notiert. Allerdings behaupten einige Regierungskritiker – darunter auch Ärzte – dass die offiziellen Zahlen der Krankheits- und Todesfälle beschönigt seien und es eigentlich viel mehr Fälle gebe. Die regierungskritische Vereinigung „Ärzte gegen das Coronavirus“ gehen etwa davon aus, dass die offiziellen Corona-Daten in Wirklichkeit um ein Dreifaches höher seien.
Gesundheitsminister Lončar selbst bestätigte im Sommer, dass es im Vorjahr eigentlich 10.356 Coronavirus-Tote gegeben habe, wie eine erneut durchgeführte Datenuntersuchen ergeben habe. Von der Zahl, die von den Ärzten konstatiert wird, weicht diese aber immer noch stark ab. Die genauen Todeszahlen sollen unterschlagen worden sein, lautet der Vorwurf: Eine von der serbischen Regierung gegründete Kommission für die Erforschung der Todesursachen soll diese vertuscht haben, anstatt sie aufzuklären.
Wahlkampf-Taktik?
Regierungskritiker sind überzeugt davon, dass die offiziellen Angaben der Coronazahlen, sowie das Ausbleiben von unpopulären Restriktionsmaßnahmen nur dazu dienen, um die Wahlen, die bereits für Anfang April 2022 in Serbien angekündigt wurden, zugunsten der aktuellen Vučić-Regierung zu beeinflussen.
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