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Interview

Susanne Raab: ,,Integration funktioniert, wenn alle daran arbeiten“

(Foto: Igor Ripak)

Mit der Ministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien, Susanne Raab, haben wir über aktuelle Themen gesprochen.

KOSMO: Wie sehen Sie den Bildungsauftrag des ORF? Ist der ORF noch zeitgemäß im Hinblick auf die jüngere Generation?


Susanne Raab: Der ORF ist gesetzlich dazu verpflichtet, seinen Bildungsauftrag zu erfüllen. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Wege, die der ORF gehen muss, um diesem Auftrag gerecht zu werden, zweifellos verändert. Insbesondere junge Menschen konsumieren Informationen heutzutage auf andere Weise als noch vor zehn oder 20 Jahren. Daher ist es von großer Bedeutung, dass der ORF auch digitalisiert wird und verstärkt in neue Medien und digitale Kanäle investiert. Es ist essenziell, dass der ORF versucht, Jugendliche auch online zu erreichen. Ich bin fest davon überzeugt, dass dies entscheidend ist, um dem öffentlich-rechtlichen Auftrag gerecht zu werden.

Ich bin sicher nicht mit allem einverstanden, was beim ORF ausgestrahlt wird, aber ich bin überzeugt davon, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine zentrale Rolle in jeder Demokratie spielt und dass es wichtig ist, dass öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu haben, der seinen Auftrag zu 100 Prozent erfüllt. Hierbei sollte der ORF sowohl sparsam als auch digital weiterentwickelt sein. Mit der neuen Digitalnovelle helfen wir, dass der ORF den Weg der Digitalisierung gehen kann.


KOSMO: Hat Wien ein Problem mit Parallelgesellschaften?


Susanne Raab: Ich denke schon, dass es in Wien riesige Probleme gibt und wer davor die Augen verschließt wie die Stadt Wien das leider tut, darf sich nicht wundern, wenn wir in ein paar Jahren mit Zuständen aufwachen wie sie in den letzten Wochen in mehreren Städten in Frankreich passiert sind. Integration bedeutet, dass Menschen miteinander leben und nicht, dass sich einzelne Gruppen abschotten und nur nebeneinander existieren. Es ist wichtig, dass wir auf die potenzielle Gefahr hinweisen, wenn bestimmte Gruppen sich in unserer Gesellschaft isolieren und nicht aktiv an der Gemeinschaft teilnehmen.

,,Integration bedeutet, dass Menschen miteinander leben und nicht, dass sich einzelne Gruppen abschotten und nur nebeneinander existieren“, so die Ministerin Raab.

Mögliche negative Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Sicherheit von Städten sind in Frankreich erkennbar, in denen extreme Parallelgesellschaften in den Vororten existieren. Menschen in diesen Gebieten wenden sich gegen den Staat, indem sie staatliche Einrichtungen, Rathäuser, Polizei und Schulen angreifen. Diese Situation ist besonders dramatisch, da Frankreich mitten in Europa liegt.

Es gibt Viertel, die man heute nicht mehr betreten kann, und während meines Besuchs in Paris haben uns die französischen Behörden eindrücklich davor gewarnt, diese zu betreten. Es ist bedauerlich, dass es nicht selbstverständlich ist, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenleben, zur Schule gehen und arbeiten können, ohne dass ihr Migrationshintergrund eine Rolle spielt. Jedoch sehe ich auch eine Gefahr darin, dass bestimmte Gemeinschaften aufgrund großer Migrationsströme sich abschotten und kaum noch Kontakt zur Mehrheitsgesellschaft haben. Um Verbesserungen zu erzielen, müssen wir offen über diese Problematik sprechen und die Realität unverblümt ansprechen.

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