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NO ONE'S CHILD

Wildes Kind an der Grenze zwischen Bosnien, Montenegro und Serbien gefunden

(FOTO: Screenshot/YouTube)

In den Wäldern von Bosnien und Herzegowina wurde in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein Junge gefunden, der mit Wölfen lebte. Die Jäger nannten ihn Haris Pucurica.

Vor mehr als 30 Jahren, genauer gesagt im Jahr 1988, sahen Jäger irgendwo an der Grenze zwischen Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Serbien mitten im Wald ein Rudel Wölfe und dazwischen etwas Unerwartetes – einen Jungen, der sich überall auf allen Vieren bewegte. Sie töteten die Wölfe und fingen den Jungen. Sein Körper war mit Wunden und Kratzern übersät, er war unterernährt, mit blauen Flecken und er konnte nicht sprechen. Sie wussten nicht, wer er war, woher er kam und wem er gehörte, also nannten sie ihn Haris Pucurica.

Er wurde in das Zentralheim für Kinder und Jugendliche in Belgrad untergebracht, wo er bis 1992 blieb. Als der Bürgerkrieg ausbrach und der Befehl kam, die Kinder in die Heime zurückzubringen, aus denen sie kamen, wurde Haris nach Bosnien und Herzegowina zurückgeschickt.

Über sein kurzes und ungewöhnliches Leben wurde der Film „Nicije dijete“ (No One’s Child) unter der Regie von Vuk Rsumovic gedreht, der beim Festival in Venedig die Sympathie des Publikums und drei Preise gewann. Haris wurde im Film von dem jungen Schauspieler Denis Muric gespielt.

Die Herkunft von Haris bleibt ein Rätsel. Vielleicht ist er einfach von seinen Eltern in den Wald weggelaufen, vielleicht suchten sie ihn monatelang und haben ihn nicht gefunden. Vielleicht war er ein verlassenes Kind, oder vielleicht hatten seine Eltern einen Autounfall, und er war der Einzige, der überlebte und sich irgendwo in den dichten Wäldern verirrte. Was auch immer es war, niemand suchte nach ihm und sein Leben wurde dem System überlassen.

Über sein Leben ist nur so viel bekannt, seit er gefunden wurde, bis zu dem Tag, an dem er vier Jahre später als einigermaßen sozialisiertes Kind das Belgrader Zentralheim für Kinder- und Jugendliche verließ. Der Name wurde ihm von Jägern gegeben und bestimmte damit seine Nation und Religion. Woher er kam und wohin er danach ging, ist bis heute ein Rätsel.

Einige behaupten, gehört zu haben, wie er irgendwo auf dem Schlachtfeld in Bosnien starb. Im Grunde hat er nie wieder jemanden kontaktiert.

Es sollte erwähnt werden, dass die Sozialisierung selbst im Heim sehr schwierig war. Er hatte keine Angst vor Menschen, aber er hatte Angst vor der Technik. Zuerst verweigerte er gekochtes Essen und aß vom Boden oder der Mülltonne. Er hatte keine hygienischen Gewohnheiten. Oft fand man ihn unter dem Tisch hockend. Nach viel Mühe gelang es ihm, sprechen und dann lesen und schreiben zu lernen. Trotz allem akzeptierten ihn die Kinder und halfen ihm in jeder Hinsicht.

Er wurde dorthin zurückgebracht, wo er gefunden wurde. Man zog ihm eine Uniform an und schickte ihn in den Wald. Er war damals 17 Jahre alt und kam nie mehr zurück. Da schloss sich der Kreis seines Lebens. Man sagt, dass er von einer verirrten Kugel getötet wurde, und diejenigen mit eher märchenhaften und fantasievollen Gedanken wollen glauben, dass er zu seinen Wölfen zurückgekehrt ist.