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Zecira Musovic: ,,Ich möchte die beste Torwartin der Welt werden.“

(Foto: EPA-EFE/SHANE WENZLICK)

KOSMO hat in einem exklusiven Interview mit der bekannten Fußballerin des FC Chelsea und schwedischen Nationalspielerin Zecira Musovic über ihre Kindheit, den Fußball und ihre Karriere gesprochen.

KOSMO: Wann ist Ihre Liebe zum Fußball entstanden und wann haben Sie beschlossen, Profifußballerin zu werden?

Zećira Musovic: Alles begann mit meinem Bruder Huso, der elf Jahre älter ist als ich und der schon immer Fußball gespielt hat. Er hat sogar von meinen Eltern „gefordert“, dass sie noch einen Sohn bekommen sollten, dem er alles beibringen würde, was er konnte, unter anderem das Fußballspielen. Und als ich geboren wurde, hat er sich schnell mit seinem Schicksal abgefunden und beschlossen, dass ich dieser „Bruder“ sein würde. Er hat Dresse gekauft, Trainings und Matches organisiert usw. Ich war sehr aktiv und mochte alle Sportarten.

Ich habe gehört, dass ich schon als Kind Talent für Sport hatte. Aber erst mit etwa neun Jahren habe ich spontan begonnen, in einem richtigen Fußballclub (Stattena, Helsingborg) zu spielen. Der Vater einer Freundin war dort Trainer und fragte mich, ob ich einmal zu einem Training kommen wollte. Das gefiel mir und ich begann zu spielen. So ging es dann, bis ich dreizehn war und mit der ersten Mannschaft trainieren durfte, was wirklich früh war, denn das Team von Stattena spielte zu dieser Zeit auf einem sehr hohen Niveau. Etwas später kam ich in die Jugendnationalmannschaft und da wurde uns klar, dass ich Potential hatte. Ungefähr zu dem Zeitpunkt begann ich davon zu träumen, Fußballprofi zu werden.

,,Alles begann mit meinem Bruder Huso, der elf Jahre älter ist als ich und der schon immer Fußball gespielt hat“, so die profi Spielerin.

Wer war als Kind Ihr größtes Vorbild im Fußball?

Mein Bruder. Er hat mich in den Sport eingeführt und ich habe immer davon geträumt, so zu werden wie er. Viele sagen, dass wir uns sehr ähnlich sehen und auch darüber hinaus viele Gemeinsamkeiten haben. Zum Beispiel bin ich Betriebswirtin genau wie er und mag die gleiche Musik wie er (er spielt Tasteninstrumente und Harmonika, ich Gitarre), wir sind beide sehr aktiv und „sitzen nicht gerne herum“, und natürlich ist auch der Fußball eine Gemeinsamkeit. Was die bekannten Fußballer betrifft, so waren das Zidane, Ronaldinho und so weiter. Auch da bin ich meinem Bruder gefolgt, wen er mochte. Leider gab es zu meiner Zeit keine Fußballerinnen, so wie heute.

,,Wenn ich irgendetwas in meinem Leben wirklich oft genug gehört habe, dann, dass Fußball nichts für Mädchen ist“, so Zecira. (Foto: zVg.)

Da Sie balkanische Wurzeln haben und der Frauenfußball auf dem Balkan noch immer nicht sehr bekannt ist, nehmen wir an, Sie waren auch mit verschiedenen Vorurteilen konfrontiert (dass Fußball ein Männersport ist). Wie gehen Sie damit um und was hat Sie motiviert, diesen Sport trotzdem nicht aufzugeben?

Wenn ich irgendetwas in meinem Leben wirklich oft genug gehört habe, dann, dass Fußball nichts für Mädchen ist. Aber wenn man etwas liebt und eine Kämpferin ist, dann gibt es keine Hindernisse. Meine Familie und ich sind leider oft auf Hindernisse gestoßen. Alles begann mit dem Krieg, als wir flüchten mussten (meine Eltern hatten damals drei kleine Kinder, ich war noch gar nicht geboren), dann der neue Staat, die neue Sprache und Kultur, die schwierige Arbeitssuche, das schwere Zurechtfinden, das Leben ohne Verwandte und Freunde – und das alles in großer Angst und Trauer. Und so folgte Hindernis auf Hindernis und es war ein Kampf auf Schritt und Tritt. Dennoch habe ich meinen Kopf durchgesetzt und die anderen haben sich gewundert.

,,Meine Familie und ich sind leider oft auf Hindernisse gestoßen. Alles begann mit dem Krieg, als wir flüchten mussten (meine Eltern hatten damals drei kleine Kinder, ich war noch gar nicht geboren), dann der neue Staat, die neue Sprache und Kultur, die schwierige Arbeitssuche, das schwere Zurechtfinden, das Leben ohne Verwandte und Freunde – und das alles in großer Angst und Trauer“, so Zecira.

Zuerst fanden sie es komisch, dass ich überhaupt gespielt habe, aber dann haben sie sich schon sehr bald gewundert, dass ich besser war als die Männer. Später kam dann dieses: „Mädchen können vom Fußball nicht leben.“ Aber mir war das alles egal, denn ich habe niemals wegen des Geldes trainiert. 99 Prozent der großen Clubs (Chelsea, Real Madrid, Barcelona, Mailand… etc.) haben nichts in den Frauenfußball investiert, sie hatten nicht einmal Frauenmannschaften. Heute ist die Situation ganz anders. Aber als ich mit 14 Jahren begann, in der Nationalmannschaft zu spielen, und dann mit 16 einen Profivertrag mit dem FC Rosengård (damals noch LDB Malmö) unterschrieben habe, wurde es für alle interessant und alle wurden mehr und mehr stolz auf mich. Aber ich habe wegen des Fußballs nichts verpasst oder ausgelassen. Im Gegenteil, der Fußball hat mir im Leben sehr geholfen, mich auf das zu fokussieren, was wichtig ist. In der Schule war ich sehr gut und hatte immer die besten Noten. Ich habe an einer guten Fakultät studiert (Universität Lunds) und meinen Abschluss in Wirtschaft gemacht.

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