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INTERVIEW

Željko Samrdžić: Imagewandel eines Künstlers der alten Schule!

FOTO: Filip Shobor, Slavoljub Zivanovic-Zli

Der geborene Mostarer erobert bereits seit Jahren mit magischen Liebesversen und -klängen die Herzen auf dem ganzen Balkan. In seiner langen Karriere ist er seinem authentischen Stil treu geblieben und hebt sich damit erfolgreich von der Masse der Konkurrenz ab, die Belgrad beherrscht. Aber aus dem einzigartigen Bann dieser weißen Stadt hat er sich nie lösen können. Mit KOSMO spricht er exklusiv über sein neues, ganz anderes Album „Mila“.

KOSMO: Wie ist Ihre Liebe zur Musik entstanden?
Željko Samrdžić: Ich nehme an, das war, als ich noch im Bauch war. Meine Mutter Nada war musikalisch und sang gerne Sevdalinka für ihre Seele, wie man so sagt. Ich erinnere mich, dass ich schon als Kind unsere Gäste und Verwandten unterhalten habe, indem ich auf eine Bühne aus Stühlen geklettert bin und einige der populären Lieder gesungen habe, die ich aus dem Radio oder von meiner Mutter kannte. Damals habe ich dieses Gefühl entdeckt. Liebe ist einfach nicht etwas, was du findest. Die Liebe findet dich. Die Musik ist meinem Fall eine Liebe und ein Segen.

Sie haben die Musikschule besucht. Welches Instrument haben sie gespielt? Was war ihr Lieblingsfach und was hat ihnen am meisten Spaß gemacht?
In der Musikmittelschule habe ich Harmonika gespielt, aber die Schule war niemals ein Ort, den ich gerne aufgesucht habe. Mein Vater war Soldat, Offizier der Jugoslawischen Volksarmee, und er war sehr streng, sodass ich mich dank seiner „Disziplinarmaßnahmen“ mit durchschnittlichem Erfolg durchgeschlagen habe.

Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Verse?
Ein gutes Lied ist aus sich selbst heraus eine Inspiration. Diese Erregung, die es in mir weckt, und zwar meistens schon bei der „ersten Begegnung“, ist die Voraussetzung für das, was Experten eine gute Interpretation nennen. Alle meine Lieder habe ich selber ausgewählt und sie entsprachen und entsprechen alle meinem Geschmack. Leider sind nicht alle Hits geworden. Einige waren beliebter, andere weniger, und einige wurden öfter gespielt und andere seltener. Stilistisch sind sie ziemlich verschieden. Ich habe niemals etwas aufgenommen, was meinem musikalischen und textlichen Standard nicht entsprochen hätte.

Da ich schon seit Jahren mit bewährten Autoren zusammenarbeite, die gleichzeitig meine Freunde sind und mich, glaube ich, ziemlich gut kennen, resultiert diese fruchtbare Kombination in einer großen Zahl ausgezeichneter Lieder. Ich bin froh, dass der Geschmack des Publikums offensichtlich in vieler Hinsicht mit meinem übereinstimmt, denn das ist sehr wichtig. Angefangen von „Sipajte mi još jedan viski“ über „Grlica“, „Ljubavnik“, und „9000“ bis hin zu den Liedern meines neuesten Albums wie „Mila“ habe ich die Unterstützung des Publikums genossen und das war meine wichtigste Motivation, derentwegen ich mit dem, was ich tue und was ich ehrlich genieße, über alle die Jahre weitergemacht habe.

„Ich habe noch nie etwas aufgenommen, das meinen Standards nicht entspricht!“ (FOTO: Filip Shobor, Slavoljub Zivanovic-Zli)

Sie sind als Kenner des weiblichen Herzens bekannt, und das hört man auch in Ihren Liedern. Kommt das daher, dass sie drei Töchter haben, d.h. dass Sie in der Familie von lauter Frauen umgeben sind? Und welche Rolle spielen diese Frauen allgemein in ihrer Karriere?
Ein Sprichwort besagt: „Wenn es im Herzen brennt, fliegen einige Funken auch in den Mund.“ Sie geben mir uneingeschränkte Unterstützung, die mir unendlich viel bedeutet.

Welche Musik hören Sie gerne in Ihrer Freizeit?
Meistens höre ich das, was mir meine Tochter Minja empfiehlt, wie: „Papa hör mal, wie gut das hier ist!“

Welche Sänger oder bekannte Persönlichkeiten waren Ihre Vorbilder, als Sie Ihre Karriere aufgebaut haben, und wer ist für Ihr Image als Herr und Gentleman verantwortlich?
Wie ich schon gesagt habe: Schon als Kind habe ich mit meiner Mutter Sevdah gehört und später haben mich die italienischen Lieder begeistert, Gianni Morandi und alles, was in der Popmusik in und trendy war. Mein Idol war Tom Jones und es war mir eine große Freude, ihn persönlich kennenzulernen, als er vor ein paar Jahren ein Solokonzert in Belgrad gab. Was für ein Hit war sein Lied Delilah und mit welchem Eifer habe ich versucht, zu singen wie er!

Denken Sie noch manchmal an Mostar, Ihre Geburtsstadt? Haben Sie dort noch Familie oder Freunde?
Ja! Meine Schwester und viele meiner lieben Freunde und Paten leben in Mostar und sie sind einer der Gründe, warum ich noch oft dort hinfahre. Ich liebe den Sommer, vor allem in der Bucht von Kotor, wo ich auch ein Haus und ein Boot habe, meine Investitionen für künftige Jahre. Ich genieße es mit allen Sinnen und Mostar ist nicht weit von dort. Wenn ich Sehnsucht nach meinen Kumpels, meiner Familie, den Straßen und der Vegetation habe, setze ich mich ins Auto und bin nach zwei Stunden gemütlicher Fahrt in meiner Geburtsstadt.

Was fehlt Ihnen, wenn Sie an Mostar denken, und was ist es, das Mostar hat, aber das Sie in Belgrad nie gefunden haben?
Am meisten fehlt mir etwas, was man heute gar nicht mehr findet, und das ist die Jugend, nach der all meine Erinnerungen an meine Geburtsstadt duften. Der blaue Himmel und die Sonne. Das Licht, über das auch Ivo Andrić geschrieben hat, das dich dort noch vor den Geräuschen weckt und ohne das die Petrovača-Feigen nicht so süß wären und auch nicht die Kirschen, die in Mostar schon im April reifen…

Planen Sie, eines Tages nach Mostar zurückzukehren?
In meinem Alter werden die Pläne kurzfristiger… Ich habe Mostar zu einem Zeitpunkt verlassen, als die Liebe dort nicht mehr wohnte. Allerdings hat Mostar mich niemals verlassen. Ich habe es immer in mir getragen und trage es noch immer durch die ganze Welt, so wie wahrscheinlich die meisten Menschen ihren Geburtsort in sich tragen. Belgrad war meine erste und, wie sich gezeigt hat, letzte Station auf der Suche nach einer Chance.

Dort haben sich mir die Tore zu einem neuen, vielversprechenden Leben und einer Karriere geöffnet, von der ich nur träumen konnte, vor allem unter solch unglücklichen Umständen. Aus dieser Umarmung Belgrads und der Belgrader konnte ich mich nicht befreien. Ich glaube, dass unter anderen Umständen mein ganzes Leben anders verlaufen wäre. Das Leben schreibt Romane!

Traditionell haben sie zum 8. März Konzerte in der Belgrader Arena gespielt. Wie ist es dazu gekommen?
Es war nicht meine Absicht, daraus eine Tradition zu machen, aber ich habe den 8. März gewählt, weil dieser Feiertag uns früher viel wichtiger war. Wir haben unsere Achtung vor unseren Müttern, Frauen, Freundinnen usw., eben dem zarten Geschlecht, mit Geschenken gezeigt. Für mich passt das irgendwie zu meinen Liedern und der Liebesbotschaft, die sie enthalten. Manche wählen als Datum für ihr Solokonzert ihren Geburtstag, den Valentinstag, den Frühlingsbeginn, und ich habe eben den Frauentag gewählt, und das zuerst im Sava-Zentrum und dann fünfmal in der Belgrader Arena. Dieses Mal findet das Konzert an einem anderen Tag statt, wahrscheinlich im Herbst, und damit beginnt auch meine Werbetournee für das Album Mila. Wir planen, alle großen Konzerthallen der Region zu besuchen, aber wir wollen auch in der ganzen Welt spielen, überall, wo unsere Landsleute leben und arbeiten.

„Ein gutes Lied ist von Haus aus eine Quelle der Inspiration.“ (FOTO: Filip Shobor, Slavoljub Zivanovic-Zli)

Haben es Ihnen Ihre Frau und Ihre Töchter jemals übelgenommen, dass sie an diesem Tag nicht bei ihnen sind?
Natürlich nicht. Sie haben es jedes Mal von der ersten Reihe aus gemeinsam mit mir genossen.

Wie schwer ist es für Sie überhaupt, wenn Sie an Feiertagen nicht bei Ihren Lieben sein können?
Wir haben uns alle an die Umstände meines Berufs gewöhnt. Irgendwie sind wir gemeinsam in das hineingeraten, was sich meine Karriere nennt, und diese Energie und Liebe, die von meiner Familie und meinem Zuhause ausgeht, bedeuten mir viel. Sie sind mein Reichtum und mein Rückenwind. Es gibt einen weisen Spruch, der besagt, dass du erst dann reich bist, wenn du etwas hast, das du nicht mit Geld kaufen könntest, und das ist vor allem die Familie.

Der Bart steht Ihnen gut, aber warum haben Sie Ihr Styling so verändert? Ist das ein Marketing-Trick oder Ausdruck einer neuen Lebensphase?
Ich wollte mit dem neuen Album auch eine Veränderung meiner visuellen Identität vornehmen, und so bin ich mithilfe meiner Freunde zu diesem Stil gekommen, der einige an Weifert, Sanders oder den Weihnachtsmann erinnert… Ich habe verschiedene Kommentare gehört und glaube, dass ich mein Ziel erreicht habe, und das war, die Aufmerksamkeit der Leute zu erringen. Sie wissen, das ist bei dieser Arbeit sehr wichtig. Ich glaube, dass die Mode heute alles erlaubt, und es liegt an dir, deinen Platz zu finden und dich in deinem „Maßanzug“ wohlfühlen. Ich bin auch Ivana Rabrenović dankbar, dass sie mir dabei hilft.

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EINE KARRIERE, DIE SCHON JAHRZEHNTE DAUERT. Der erste große Hit, den sie 1985 aufgenommen hat, prägte ihre Karriere und ihr Privatleben. Seitdem ist sie offen gegenüber ihrem Publikum und spricht ehrlich über die Bühne, ihre Enttäuschungen und Freuden, über ihren Sohn, ihre Enkel und den Mann, den sie liebt.

 

Was hat Ihr neues Album inspiriert, was macht es besonders und welches Motiv würden sie als wichtigstes Thema herausgreifen?
Ich wollte ein Album nach meinem Geschmack machen. Etwas, womit ich völlig zufrieden sein kann. So pedantisch bin ich noch nie an ein Album herangegangen, darum hat auch alles so lange gedauert. Dies ist mein bisher reifstes und hochwertigstes Werk, das kann ich mit Stolz sagen. „Mila“ ist ein Album, das vor Musik strotzt, und ich glaube, dass es vor allem bei denjenigen ankommen wird, die sich bei den aktuellen musikalischen Trends gute Popmusik und schöne Liebeslieder wünschen.

Ich muss erwähnen, dass alles in meinem Studio „Stari lav“ aufgenommen wurde. Hervorragende Musiker aus unserer Region und auch aus Amerika haben es eingespielt und einen tollen Job gemacht. Für die Arrangements und die Produktion zeichnet Miroslav Stolica verantwortlich und für die Abmischung Fab Grossi. Die Abmischung wurde in Los Angeles gemacht, genau wie die Nachbearbeitung. Ich hoffe, dass es meinem Publikum genauso gefallen wird, und nach dem zu urteilen, was ich bisher sehe, habe ich Grund zur Zufriedenheit.

Welches ist Ihr Lieblingslied auf dem neuen Album und warum?
Mila ist irgendwie eine „Liebe auf den ersten Blick“. Sie ist in jeder Hinsicht anders und darum habe ich mich entschieden, dass auch das Album so heißen soll. „Oči tvoje“, „Javi se“, „Baš šteta“, „Uzmi prvi let“… Vielleicht klingt das abgedroschen, aber ich empfinde sie alle als meine Kinder und kann einfach keines als Lieblingskind auswählen.

Wer ist Mila? Bezieht sich das auf eine konkrete Person oder ist es ein Synonym für etwas anderes?
„Mila“ bedeutet lieb, jemand, der dir lieb ist… aber es kann auch ein Name sein. Ein wunderschöner Frauenname, den Sie in Amerika, Bangladesch, Deutschland, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien und anderwo hören können. Egal wie Sie es nehmen und was Sie beim Hören des Liedes empfinden, es kann nicht falsch sein.

Als musikalischer Experte für die Liebe muss ich Sie fragen: Wann lohnt es sich, um jemanden zu kämpfen und wann nicht?
Die Liebe ist wie eine Pflanze. Es reicht nicht, sie nur anzusäen. Man muss sie pflegen und düngen, damit sie ihren Duft und ihre Schönheit nicht verliert. Meine Lieder sind eine Art Liebesliteratur, aus der man vieles lernen kann. Für die richtigen Dinge lohnt es sich immer zu kämpfen, und erst wenn Sie sie erringen, werden Sie begreifen, warum es sich gelohnt hat. So wichtig es ist, jemanden zu lieben, so wichtig ist es auch, ihm zu helfen, Sie zu lieben.

Haben Sie einen Liebestipp für die jungen Seelen der heutigen Zeit?
Ohne Liebe ist das Leben leer. Bemüht euch, es zu verschönern und mit Liebe zu füllen! Hört mein Album „Mila“, denn da gibt es Liebesgeschichten, die euch dabei helfen werden.