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250 Millionen für Gefängnis-Fantasie: Trump will Alcatraz wieder als Haftanstalt nutzen

250 Millionen für Gefängnis-Pläne: Trump will Alcatraz wieder als Haftanstalt nutzen
FOTO: EPA/MATT CAMPBELL/EPA-EFE/CHRIS KLEPONIS

Trumps neuester Plan sorgt für Kopfschütteln: Die berüchtigte Gefängnisinsel Alcatraz soll nach 60 Jahren wieder zum Hochsicherheitsgefängnis werden – trotz enormer Kosten und breiter Kritik.

Alcatraz wurde 1963 aufgrund der erheblichen finanziellen Belastung für den Staatshaushalt geschlossen. Der damalige Justizminister Robert F. Kennedy ordnete im März jenes Jahres die Aufgabe der Gefängnisinsel in der Bucht von San Francisco an, nachdem die Betriebskosten sich als unverhältnismäßig hoch erwiesen hatten. Die Versorgung der Einrichtung überstieg die Ausgaben für vergleichbare Bundesgefängnisse auf dem Festland um das Dreifache. Während der knapp drei Jahrzehnte dauernden Betriebszeit seit 1934 waren dort insgesamt etwa 1.600 Häftlinge untergebracht, wobei die gleichzeitige Belegung nie mehr als rund 280 Insassen betrug.

In den vergangenen fünf Jahrzehnten hat sich die ehemalige Strafanstalt zu einer lukrativen Touristenattraktion entwickelt. Das von starken Meeresströmungen, schroffen Felsformationen und Haien umgebene Eiland generiert mittlerweile Einnahmen von bis zu 60 Millionen Dollar für den staatlichen „National Park Service“ (US-Nationalparkbehörde). Besucher aus aller Welt erkunden in der feuchten, vom Salzwasser angegriffenen Umgebung die Spuren berüchtigter Krimineller wie Gangsterboss Al Capone und „Machine Gun Kelly“. Neben dem historischen Wert schätzen Vogelkundler und Ornithologen die unter Denkmal- und Naturschutz stehende Insel als bedeutenden Brutplatz zahlreicher Vogelarten.

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Trumps Reaktivierungspläne

Der amtierende US-Präsident Donald Trump hat nun mehrere Bundesbehörden – das „Bureau of Prisons“ (US-Bundesgefängnisbehörde), das Justizministerium sowie das Heimatschutzministerium – in Zusammenarbeit mit dem FBI angewiesen, ein Konzept für die Reaktivierung und substantielle Erweiterung des Hochsicherheitsgefängnisses zu erarbeiten. Nach seinen Vorstellungen sollen dort künftig „skrupelloseste und gewalttätigste Straftäter“ Amerikas inhaftiert werden. Bei einer Stellungnahme in Washington erklärte der 78-jährige Präsident, Alcatraz werde wieder „als Symbol für Recht, Ordnung und Gerechtigkeit dienen“. Zu den praktischen Aspekten der Umsetzung äußerte sich Trump nicht – weder zu den ersten Kostenschätzungen von 250 bis 300 Millionen Dollar noch zur mehrjährigen Projektdauer, die in deutlichem Kontrast zu seinen gleichzeitigen Kürzungsplänen im Milliarden-Bereich für das zuständige Justizministerium stehen.

Die Ankündigung des Präsidenten stieß umgehend auf breite Ablehnung. Der demokratische Senator für San Francisco, Scott Wiener, bezeichnete das Vorhaben als „völlig absurd“ und wertete es als weiteres Beispiel für das „anhaltend gestörte Verhalten“ des Staatsoberhauptes. Ein Sprecher des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom reagierte mit Spott und kommentierte: „Das sieht so aus, als wäre wieder Ablenkungstag in Washington.“ Beobachter verweisen auf den zeitlichen Zusammenhang mit mehreren in dieser Woche erwarteten Wirtschaftsberichten, die negative Auswirkungen der Trump’schen Strafzollpolitik auf die US-Konjunktur aufzeigen könnten. Auf Nachfragen von Journalisten am Weißen Haus verweigerte der Präsident jede Erklärung zur Entstehung seiner Idee. Kritiker vermuteten ironisch, Trump könnte sich vom Hollywood-Actionfilm „The Rock“ mit Sean Connery haben inspirieren lassen.

Laut einer aktuellen Studie des National Park Service wären die tatsächlichen Kosten weitaus höher als bisher angenommen: Allein für die Grundsanierung der maroden Infrastruktur müssten mehr als 460 Millionen Dollar aufgewendet werden. Experten schätzen, dass die komplette Modernisierung zu einem zeitgemäßen Hochsicherheitsgefängnis zusätzliche 1,2 Milliarden Dollar verschlingen würde, da das veraltete Abwasser-, Strom- und Frischwassersystem vollständig neu aufgebaut werden müsste.

Historische Flucht

Fachleute weisen zudem darauf hin, dass Trumps Charakterisierung von Alcatraz als sicherstes Gefängnis der USA historisch nicht haltbar ist. Im Jahr 1962 gelang drei Insassen die Flucht, deren Schicksal bis heute ungeklärt blieb. Frank Morris sowie die Brüder John und Clarence Anglin wurden nie gefunden, nachdem sie versucht hatten, mit selbstgefertigten Schwimmwesten und einem provisorischen Schlauchboot die fast zwei Kilometer entfernte Küste zu erreichen. Obwohl sie offiziell für tot erklärt wurden, bleibt ihr Verbleib ein Mysterium. Die detaillierte Dokumentation ihres Ausbruchs, ermöglicht durch den zurückgebliebenen vierten Beteiligten Allen West, diente später als Vorlage für den Film „Flucht von Alcatraz“ mit Clint Eastwood in der Hauptrolle.

Kritiker vermuteten ironisch, Trump könnte sich vom Hollywood-Actionfilm „The Rock“ mit Sean Connery haben inspirieren lassen.

Die Reaktivierungspläne bedrohen zudem einen wichtigen Wirtschaftsfaktor der Region: Mit jährlich 1,7 Millionen Besuchern zählt Alcatraz zu den fünf meistbesuchten Attraktionen Kaliforniens und generiert etwa 160 Millionen Dollar an jährlichen Einnahmen für die regionale Wirtschaft San Franciscos.