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Hoch ansteckend

Alarmierender Anstieg: Österreich auf dem Weg zum Masern-Spitzenreiter

(FOTO: iStock/Bilanol)
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Österreich ist auf einem bedenklichen Weg, wieder Spitzenreiter in Europa zu werden – und zwar in Bezug auf Masernfälle. Im Vorjahr gab es nur in Rumänien so viele Masernfälle wie in Österreich. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) meldete für 2023 insgesamt 186 Fälle. Mit Stand heute (13.2.23) wurden bereits 75 bestätigte Fälle für 2024 im epidemiologischen Meldesystem (EMS) registriert. Die AGES prognostiziert einen weiteren Anstieg.

Die Immunisierung spielt eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung des Masernvirus. Eine Ausrottung des Virus wäre durch eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent der Bevölkerung möglich. Allerdings sind derzeit nur etwa 80 bis 90 Prozent der Kleinkinder in Österreich geimpft. Zudem verfügen rund 30.000 Kinder unter zehn Jahren über keinen ausreichenden Impfschutz. Die AGES betont: „Derzeit werden viele Kinder in Österreich zu spät geimpft.“

Schwere Komplikationen bei Infektion

Die Folgen einer Maserninfektion sind nicht zu unterschätzen. Bei 20 von 100 Fällen treten Komplikationen wie Bronchitis, Mittelohr- und Lungenentzündung auf. Bei etwa einem von 1.000 Erkrankten kann es sogar zu einer lebensbedrohlichen Gehirnentzündung kommen. 98 von 100 Personen, die mit dem Virus in Kontakt kommen und nicht immun sind, stecken sich an.

Die Masernimpfung erfolgt als Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). Ab dem vollendeten 9. Lebensmonat werden zwei Impfungen empfohlen. Lukas Weseslindtner, Leiter des nationalen Referenzlabors für Masern, Mumps und Röteln der MedUni Wien, unterstreicht die Bedeutung der Impfung: „Die Impfung ist eine sichere Impfung und wenn man sich die Zahlen anschaut, spricht hier alles fürs Impfen, weil einfach das Risiko durch eine Wildvirusinfektion hier so hoch ist.“

Hoch ansteckend

Weseslindtner warnt vor dem gefährlichen Virus, das „uns von Kopf bis Fuß schädigt“ – vom Gehirn über die Atmungsorgane bis zum Immunsystem. „Jeder Fall ist einer zu viel“, betont der Virologe. Aktuelle Analysen zeigen, „dass diese Viren, die wir da nachweisen, sich genetisch bereits unterscheiden. Es sind mehrere Brandherde von verschiedenen Viren, und da dieses Virus sehr, sehr ansteckend ist, kann es sich jetzt, sofern nicht ausreichend Menschen immun sind, rasant verbreiten.“

Um die Verbreitung einzudämmen, fordert Weseslindtner schnelles Handeln: „Jetzt müssen Amtsärztinnen und Amtsärzte sehr schnell Menschen, die erkrankt sind, befragen, welche Menschen mit diesen Erkrankten in Kontakt gekommen sind, und wenn die nicht immun sind, hat man nur ein ganz kurzes Zeitfenster, diese Menschen nachzuimpfen.“

Die steigende Anzahl an Masernfällen in Österreich ist alarmierend. Die Notwendigkeit einer hohen Durchimpfungsrate und die Risiken einer Maserninfektion sind deutlich. Es ist an der Zeit, entschlossen zu handeln, um die Verbreitung des Virus einzudämmen und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.