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INTERVIEW

Alma Zadić: „Zusammenarbeit macht uns stärker!“

Alma Zadić: „Ich will zeigen, dass uns Zusammenhalt stark macht. Das heißt für soziale Gerechtigkeit und gegen Ausgrenzung einstehen.“ (FOTO: Peter Provaznik)

Sie waren seit Tag Eins im Nationalrat eine starke Stimme für Menschenrechte und gegen Rassismus. Was für Veränderungen wünschen Sie sich in der österreichischen Gesellschaft?
Ich will zeigen, dass uns Zusammenhalt stark macht. Das heißt für soziale Gerechtigkeit und gegen Ausgrenzung einstehen. Es darf keinen Unterschied machen woher jemand kommt, welche Religion oder welches Geschlecht jemand hat – jeder hat gleiche und gerechte Chancen verdient. Und für diese Chancen werde ich mich auch in Zukunft immer einsetzen.

„Die Religionszugehörigkeit kein Grund sein, Menschen anders zu behandeln.“

Sie haben eine Fluchtgeschichte im Balkankrieg – als zehnjähriges Mädchen. Wie hat diese ihr Leben geprägt?
Natürlich hat mich das sehr geprägt. Ich habe gesehen, wie schnell Hetze und Spaltung eine Gesellschaft auseinander reißen kann. Die Politik hat es geschafft, Angst und Hass zu schüren, sodass letztlich Nachbarn auf Nachbarn losgegangen sind. Dieses Spiel mit der Angst vor dem Fremden – sei es nun aufgrund der Religion, der Herkunft oder der Hautfarbe – ist gefährlich. Daher muss man die Vorzeichen erkennen und dagegen aufstehen. Das ist auch der Grund, warum ich in die Politik gegangen bin.

„Das Spiel mit der Angst vor dem Fremden – sei es nun aufgrund der Religion, der Herkunft oder der Hautfarbe – ist gefährlich. Ich bin in die Politik gegangen, um dem entgegenzuwirken.“

Wie war es, in Wien-Favoriten aufzuwachsen? Welchen Bezug haben Sie heute zum „Zehnten“?
Ich sage immer gerne, dass ich in Favoriten aufgewachsen bin und es war eine tolle Zeit geprägt von alten Wiener Kaffees, dem Tichy-Eis, dem Amalienbad, Laufen am Wienerberg und natürlich auch dem Laaerberg-Bad im Sommer. Heute noch bin ich gerne im Zehnten. Dieser Bezirk ist vielfältig und bunt.

Bei einer Straßenbahnfahrt in Ihrer Jugend meinte der Fahrer zu Ihnen: „Tschuschen brauchen wir hier nicht!“. Das war in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Wie sehen sie heute die Position der Migranten in der österreichischen Gesellschaft?
Ich glaube, dass man damals wie heute Menschen wie diesem Straßenbahnfahrer begegnen kann. Trotzdem wäre ich heute nicht da, wäre ich nicht Menschen begegnet, die mich unterstützt haben und mir Wertschätzung entgegengebracht haben. Es gibt immer noch Menschen, die versuchen zu spalten und zu hetzen, doch ich habe in den letzten Wochen gesehen, welche Solidarität und Offenheit in Österreich möglich ist – und das ist mit Sicherheit die große und überwiegende Mehrheit. Und in den letzten Wochen konnten wir gemeinsam die gläserne Decke für Menschen, die nicht in Österreich geboren sind, wieder ein Stück weiter verschieben. Das stärkt unsere Gesellschaft und jeden Einzelnen.

„Es gibt immer noch Menschen, die versuchen zu spalten und zu hetzen, doch ich habe in den letzten Wochen gesehen, welche Solidarität und Offenheit in Österreich möglich ist – und das ist mit Sicherheit die große und überwiegende Mehrheit.“

„Die Justiz soll moderner, unbürokratischer, bürgernäher werden“, war eine Ankündigung von Ihnen. Wie soll das genau vor sich gehen? Welche Reformen erwarten uns?
Es geht insbesondere darum den Menschen den Zugang zu Recht zu erleichtern durch den Ausbau von Servicestellen oder durch vereinfachte Sprache. Wir wollen die Digitalisierung vorantreiben, sodass jeder ort und zeitunabhängig Zugang zur Akteineinsicht bekommen kann und man nicht erst aufs Gericht fahren muss um vor Ort Kopien anfertigen zu lassen.

Wie ist die Sicherheitshaft mit der grünen Politik zu vereinbaren?
Im Regierungsübereinkommen steht, dass jegliche Umsetzung nur verfassungskonform, menschenrechtskonform, europarechtskonform erfolgen darf.