Am Trg Republike in Podgorica versorgt ein Automat die Straßenhunde mit Futter. Mit kräftiger Mithilfe von Saša von der Stadtreinigung.
Es sieht nicht gut aus für die mittelgroße weiße Streunerin.
Die Hundefutterschüssel im Reciklomaten am Trg Republike in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica ist leer.
Seit Ende 2023 steht der dort.
Er soll zwei Dinge erreichen: Die Menschen bewegen, Recyclebares zu recyceln. Und die zahlreichen Straßenhunde der Stadt füttern. Oder zumindest die, die sich am Trg Republike herumtreiben.
Wenn fünf Metalldosen, Plastik- oder Glasflaschen eingeworfen werden, lässt der Mechanismus eine Portion Trockenfutter in die Futterschüssel am Fuß des Automaten rasseln.
So enthusiastisch, wie man hoffen würde, funktioniert die Sache augenscheinlich nicht.
In den Mistkübeln am Platz wird so ziemlich alles deponiert. Auch die Verpackungen, für die der Reciklomat gedacht ist.
Heute abend könnte die weiße Streunerin hungrig schlafengehen müssen.
Auftritt Saša von der Stadtreinigung. Gemeinsam mit einem Kollegen entleert er die Mistkübel am Platz.
Penibel pickt er Recyclebares aus dem Müll heraus und wirft es in den Reciklomat.
Eins, zwei, drei, vier… Es rattert kurz. Trockenfutter füllt den Napf. Offenbar hat heute doch schon jemand eine Plastikflasche oder Aludose deponiert.
Die weiße Hündin trottet heran und tut sich am Futter gütlich.
Zwei Touristen bedanken sich bei Saša.
Den Einheimischen in den umliegenden Cafes scheint die Sache eher egal zu sein.
„Ich mag halt Hunde“, sagt er mir, als ich ihn darauf anspreche. Er freut sich sichtlich über das Lob.
Was er macht, ist streng genommen nicht im Sinne des Erfinders. Der Automat sollte die Podgoricer animieren, zu recyclen – nicht die Mitarbeiter der Stadtreinigung.
Aber so kommen immerhin die Hunde zu ihrem Fressen.
Saša geht zum nächsten Mistkübel und sucht alles heraus, was der Reciklomat fressen könnte. Unter anderem ein paar Dosen Nikšićko.
Erneut wirft er es in die Öffnung. Erneut regnet es Futter in den Napf.
Erst dann leert er den Rest des Inhalts des Mistkübels in seine grüne Stadtreinigungstonne, die im Lkw der Müllabfuhr geleert werden wird.
Die weiße Hündin frisst ruhig weiter. Ob sie versteht, was Saša für sie tut, ist eine gute Frage.
Als sie sich sattgefressen hat, trottet sie gemütlich weiter.
Es liegt noch einiges an Futter im Napf.
Ein schwarzer Streuner macht sich dran.
Saša und sein Kollege sind weitergezogen. Sie haben noch etliche Mistkübel zu leeren.
Balkan Stories, Christoph Baumgarten
Christoph Baumgarten ist Journalist und Balkanreisender aus Leidenschaft. Seit 2015 verbindet er beide Leidenschaften auf seinem Blog Balkan Stories. Dort versucht er, Geschichten zu erzählen, für die es in größeren Medien meist keinen Platz gibt und stellt die Menschen in den Mittelpunkt.
Mehr von Christoph könnt ihr unter balkanstories.net nachlesen.
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