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Balkan Stories: Herceg Novi hat Sarajevo nicht vergessen

(FOTO: (c) 84Bit, zVg.)

Das DJ-Duo 84Bit aus Herceg Novi sorgt mit einem musikalischen Tribut an das Jubiläum der Olympischen Winterspiele in Sarajevo für Aufsehen in der Region – und für viel Zusammengehörigkeitsgefühl. In Rekordzeit haben sie einem Remix des historischen Hits „Ne zaboravi Sarajevo“ von Kornelij Kovač veröffentlicht: „Vergiss Sarajevo nicht“.

Lang haben Miloš Rakonjac aka AP und Nikola Jovićević aka Jovi Ević nicht überlegt, als ihr Freund Mersel aus Sarajevo mit einer Idee an sie herantrat.

Der 40. Jahrestag der Olympischen Winterspiele in Sarajevo stand bevor. Wäre es nicht eine gute Idee, wenn die Burschen des montenegrinischen Techno-Duos 84Bit einen Remix des alten Hits „Ne zaboravi Sarajevo“ von Kornelij Kovač machen würden?

„Mersel ist die treibende Kraft hinter einigen Projekten, die wir noch vorhaben, und die das Ziel haben, die Menschen am Balkan zusammenzubringen, gemeinsam etwas zu erschaffen, das Bedeutung hat, unsere kollektive Kraft zu bündeln“, sagt Miloš von 84Bit gegenüber Balkan Stories.

Da kann man schlecht Nein sagen.

Zumal starke persönliche Erinnerungen dranhängen. „Unsere Eltern haben uns immer Geschichten von der wunderbaren Zeit erzählt, die sie in Sarajevo hatten. Und die Olympischen Winterspiele 1984 waren das großartigste Ereignis, das im ehemaligen Sarajevo stattgefunden hat. Sarajevo war in diesem Winter das Zentrum der Welt. Das ist keine Kleinigkeit.“

Davon, dass die Zeit drängte, ließ sich 84Bit nicht abhalten. Musikalisch stand der Remix des Songs in Rekordzeit. „Wir hatten eine starke Inspiration für das Hauptthema, so haben wir es geschafft, den Remix an einem einzigen Tag fertigzustellen.“

Dass es so schnell – und so rund – gelang, ist freilich auch der guten Vorbereitung und der langen Erfahrung der beiden Tonkünstler zu verdanken.

Fertigstellen mag man so ein Werk in kurzer Zeit – die Grundlagen geschaffen hat man sein ganzes Leben.

Die meisten Texte auf diesem Blog etwa entstehen innerhalb von ein bis maximal drei Stunden. In ihnen stecken mehr als zwei Jahrzehnte im Journalismus und ein Jahrzehnt regelmäßiger Balkanreisen- und Lektüre.

Nicht anders ist es beim Remix von „Ne zaboravi Sarajevo“.

Das zugehörige Video stützt sich optisch auf das Vorgängervideo des Kooperationslabors Club 84.

Auch wenn hier vielfach das gleiche Material verwertet wurde – in beiden Fällen gelang es, künstlerisch eigenstände Botschaften herauszuarbeiten, jeweils eigene Geschichten zu erzählen.

Und wie as Original von Kornelij Kovač verbindet der Remix von 84Bit zeitgenössische mit traditionellen Elementen zu etwas Neuem. Hier kann die Version von AP und Jovi Ević zurecht selbstbewusst an das Vorbild anschließen.

Was man hier auch spürt, ist, wie sehr die beiden montenegrinischen Künstler Sarajevo emotional verbunden sind.

„„Wir lieben die Energie, die Sarajevo und seine Menschen in sich tragen. Wir genießen wirklich dieses Gemeinschaftsgefühl und die Kreativität, mit der Sarajevo fasziniert. Dieses Gefühl ist ein fruchtbarer Boden, auf dem immer etwas Gutes entsteht“, sagt das Duo gegenüber dem Portal Hercegnovi Cool.

Bei den Menschen der Region stößt das aus sehr viel positive Resonanz. Am meisten naturgemäß in Herceg Novi und in Sarajevo. Aber grundsätzlich gibt es positive Reaktionen von allen, die die Olympischen Winterspiele in Sarajevo 1984 selbst in positiver Erinnerung haben – oder die von ihren Eltern davon erzählt bekommen haben.

So hat 84Bit seine künstlerischen Ziele erreicht: Das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und aus einer respektvollen Erinnerung an das musikalische und gesellschaftliche Erbe Jugoslawiens etwas Neues zu schaffen, das hoffentlich Neues inspirieren wird.

Mehr über die Hintergründe der Olympischen Winterspiele in Sarajevo erfahrt ihr in diesem Podacst von An Englishman in The Balkans.

Wie man das Jubiläum der Olympischen Winterspiele in Sarajevo gefeiert hat, und warum diese Feiern außerordentlich groß waren, könnt ihr hier nachlesen.

Was aus den Anlagen der Winterspiele wurde, könnt ihr in diesem Fotoessay von Majda Turkić sehen.

Balkan Stories, Christoph Baumgarten

Christoph Baumgarten ist Journalist und Balkanreisender aus Leidenschaft. Seit 2015 verbindet er beide Leidenschaften auf seinem Blog Balkan Stories. Dort versucht er, Geschichten zu erzählen, für die es in größeren Medien meist keinen Platz gibt und stellt die Menschen in den Mittelpunkt.

Mehr von Christoph könnt ihr unter balkanstories.net nachlesen.