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KOMMENTAR

Balkan Stories: Im Jugo-Beisl – Teil 5

(FOTO: iStock)

KOSMO bringt Ihnen eine Serie von Geschichten aus dem Archiv des Blogs Balkan Stories.

Ferdl tanzt. Karli fängt beinahe eine Ohrfeige von Maja. Erinnerungen an den letzten Sommertag.

Im Schanigarten des Nachbarlokals spielen sie Tango. Am Platz davor tanzen die Paare. Ein Beitrag der Bobos zur allgemeinen Kultur. Davon haben auch wir im proletarischen Beisl etwas.

Ferdl sagt „Remmidemmi“.

„Er hat Remmidemmi gesagt“, sagt Max.

„Er hat Remmidemmi gesagt“, sagt Robert.

„Wenn Ferdl Remmidemmi sagt, sind das mindestens zwei Promille“, erklärt Georg vorsichtshalber nicht vorhandenen Außenseitern.

Ferdl schwankt in Richtung der Tanzenden.

Ferdl schnappt sich eine unglückseligerweise Alleinstehende im Abendkleid. Es ist unklar, ob er sich an ihr festhalten oder mit ihr tanzen will.

Sie ist bestenfalls halb so alt wie er.

Der Chef des Nachbarlokals hat ein Kind im Rucksack. Er schaut seelenruhig zu. Offenbar kennt er Ferdl nicht.

„So lange Ferdl Frauen belästigt, sind wenigstens nicht die Juden an allem schuld“, sagt Max.

Vor wenigen Monaten hat Max Ferdl aus einem anderen Lokal hinauskomplimentiert, bevor sich Ferdl einer Studentin allzusehr nähern konnte.

Seitdem ist Ferdl sauer auf Max.

Ein neuer Tango beginnt. Ferdl tanzt Walzer mit der Unglückseligen.

So lange er sich dreht, kann er sich aufrecht halten.

Als die Musik aufhört, bleiben sie stehen. Ferdl torkelt zu Boden.

Die Nicht-mehr-Unglückselige schnappt sich, so schnell sie kann, den Chef mit Kind im Rucksack für den nächsten Tanz.

Ferdl wankt auf eine Asiatin zu, die nicht schnell genug im Schanigarten verschwindet.

Das Jugo-Beisl ohne Jugos

Maja, unsere Kellnerin, schüttelt den Kopf. „Bezahlt hat er schon“, sagt sie in dickem Akzent.

Heute sind außer ihr keine Leute aus Ex-Jugoslawien hier. Beban mit dem selbst gemachten Rakija ist auf zwei Wochen nachhause gefahren.

Makedonac ist verschollen.

Er heißt in Wirklichkeit irgendwie anders. Wie, weiß keiner mehr. Alle nennen ihn so, weil er aus Mazedonien ist.

Beide sind gute Geschichtenerzähler.

Dafür eine starke Kärntnerpräsenz heute abend, gewissermaßen deutschsprechende Nord-Jugos.

Wenn auch etwas weniger stark als vor fünf Minuten. Ferdl tanzt weiter mit der armen Asiatin und macht zur allgemeinen Erleichterung keine Anstalten, zurückzukommen.

Es scheint, als hätte er seine Reden vom deutschen Volk von eben erst gründlich vergessen.

Ein weiterer Kärntner ist Karli. Er ist auch nicht mehr ganz nüchtern.

Let’s Get The Band Back Together

„Ich will die Band wieder zusammenbringen“, sagt er.

Früher war er Gitarrist.

Seit Jahren redet er davon, die Band wieder zusammenbringen zu wollen. Leider trägt er keine dunklen Ray Ban.

„Das waren super Zeiten mit der Band.“

An seinem Tisch sitzt Koloman, ebenfalls Musiker. Koloman nickt verständnisvoll.

„Wir haben doch früher gut zusammengespielt“, fleht Karli Koloman an.

„Eigentlich nicht“, sagt Koloman.

Ein anderer von Karlis Kumpels ist mit seiner Freundin da.

Die geht auf die Toilette. Karli geht ihr nach.

Die Tür geht zu. Das schloss rastet ein. Beide sind am Damen-WC.

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