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BOSNIEN

Balkan Stories: Solidarität ist größer als Feindschaft

(FOTO: EPA-EFE/NIDAL SALJIC)

Die serbisch-orthodoxe Kirche ist im Allgemeinen das Rückgrat des serbischen Nationalismus in der Region. Zahlreiche Vertreter begegnen vor allem bosnischen Muslimen mit sehr viel Zurückhaltung, und halten serbische Opfernarrative am Leben, die bosnische Muslime delegitimieren.

Angesichts der Katastrophe von Donja Jablanica scheint auch das keine Rolle mehr zu spielen. Trauer und Solidarität zählen mehr als Rivalität. Die serbisch-orthodoxe Kirche spendet sogar 200.000 Mark, um den Opfern zu helfen. Porfirije rief alle Menschen der Region auf „gegenseitige Solidarität zu zeigen, denn wir alle brauchen einander“.

Die bosnischen Schlagerstars Šejla Zonić und Mirza Selimović werden ein Duett aufnehmen und die Einnahmen aus der Nummer den Opfern der Katastrophe spenden. Gleichzeitig riefen sie ihre Fans auf, sich an der Spendenkampagne von Pomozi zu beteiligen.

Džanan Musa, Star beim Basketballverein von Bayern München, spendet 10.000 Mark und ruft auf, es ihm gleich zu tun: „Ich appelliere an alle Sportler, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und einflussreiche Menschen in Bosnien und Herzegowina, so viel wie möglich zu helfen. Zeigen wir in diesen schwierigen Momenten Solidarität mit allen Bosniern und Herzegowinern, insbesondere mit denen, die einige der schlimmsten Momente ihres Lebens aus erster Hand erleben“.

Hilfsaufrufe kommen auch von weiteren Prominenten wie dem kroatischen Reise-Blogger Kristijan Iličić, FK Dinamo-Legende Zdravko Mamić, Musikstar Zdravko Čolić und der international bekannte Regisseur Danis Tanović.

Aus Solidarität mit den Opfern sagten auch mehrere regionale und internationale Musikstars Konzerte ab: Saša Matić trat schon am Freitag aus Mitgefühl mit den Opfern nicht in Banja Luka auf. Baby Lasagna sagte sein Konzert im Dom Mladih in Sarajevo ab.

Marija Šerifović verschiebt ihr für den 12. Oktober geplantes Konzert in Sarajevo auf den 28. Dezember. Jetzt sei nicht die Zeit, um zu singen. Wer damit ein Problem habe, solle ihr auf sozialen Netzwerken eine Privatnachricht schicken, richtete sie ihren Fans aus.

Auch über die unmittelbaren Such- und Rettungsaktionen und direkte Hilfe für Opfer hinaus gibt es solidarische Aktionen.

So organisiert der Verein „Više od igre“ aus Visoko ein Benefiz-Fußballspiel zwischen den All Stars des Vereins Mladost Doboj Kakanj und einer Auswahl von bosnischen Fußballlegenden wie Amel Tuka, Faruk Ihtijarević, Mirsad Bešlija, Bulen Biščević, Edin Cocalić, Avdija Vršajević, Zajko Zeba, Semir Bekrić, Sanjin Mešić, Mersudin Ahmetovic und Adnan Džafić, wie es auf dem Portal Zenicablog heißt.

Mit den Einnahmen des für Freitag in Kakanj geplanten Spiels sollen die Reparaturen der Stadien in Kiseljak und in Jablanica finanziert werden. Die Sportstätten waren beim Hochwasser schwer beschädigt worden.

Auch der FK Sarajevo hat finanzielle Hilfe für den Wiederaufbau der Stadien versprochen.

Wenn ihr etwas für die Opfer der Hochwasserkatastrophe tun wollt, könnt ihr auch von Österreich und Deutschland aus an das Spendenkonto von Pomozi BA spenden.

Wie das funktioniert, erfahrt ihr auf der Homepage von Pomozi.

Balkan Stories, Christoph Baumgarten

Christoph Baumgarten ist Journalist und Balkanreisender aus Leidenschaft. Seit 2015 verbindet er beide Leidenschaften auf seinem Blog Balkan Stories. Dort versucht er, Geschichten zu erzählen, für die es in größeren Medien meist keinen Platz gibt und stellt die Menschen in den Mittelpunkt.

Mehr von Christoph könnt ihr unter balkanstories.net nachlesen.