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KOMMENTAR

Der internationale Frauentag hat einen bitteren Beigeschmack

(FOTO: iStock)

Viele Männer sparen heute keine Kosten, um den Damen feine Pralinen und Blumensträuße zu kaufen, aber den Frauen ist an ihrem Tag meistens bewusst, dass sie noch immer keine Gleichberechtigung und Sicherheit genießen. Leider erinnern wir uns nur am 8. März an den Kampf Klara Zetkins.

Es ist nicht unser Ziel, den Damen, die von ihren Männern mit Umarmungen und Küssen verwöhnt werden, Blumen bekommen und Geschenke auswickeln können, heute, am internationalen Frauentag, die Stimmung zu verderben. Aber aufgrund der wenig rosigen Realität werden wir hier dennoch ein düsteres Bild zeichnen, das gerade am Tag der Frauen noch deprimierender wirkt. Denn man kann nicht leugnen, dass die Frauen heute keine echte Gleichberechtigung und wirkliche Unterstützung der Gesellschaft genießen, und vor allem keine völlige Sicherheit und zu wenig Schutz vor Gewalt. Die Realität ist noch bedrückender, denn sie zeigt die Lage der Frauen in einem Land, in dem Demokratie, Menschenrechte und Gerechtigkeit, die Grundlagen des Systems, in der Praxis oft schwer erkennbar sind.

Beginnen wir mit den Einkommen, einem schmerzlichen Thema. Auf der Website der Statistik Austria wurde im vergangenen Jahr anlässlich des Frauentags die Information veröffentlicht, dass sich der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern zwischen 2011 und 2021 von 23,5 % auf 18,8 % verringert hat. In demselben Zeitraum betrug er im Rest der EU 12,7 % und Österreich wurde als Land mit einer der größten geschlechtsbedingten Lohndifferenzen ausgewiesen. Zum Glück gibt die Tatsache Trost und Hoffnung, dass sich die Situation verbessert, denn 2023 betrug der Unterschied nur noch 15,5 % und Statistiker haben festgestellt, dass Frauen, die Vollzeit arbeiten, jährlich im Durchschnitt 8.340 Euro weniger verdienen als die Männer. Nicht sehr viel, oder?! Die Frauen müssen sich dennoch keine Sorgen machen, denn bis zum Beginn des 22. Jahrhunderts wird es sicher viel besser werden!

Besorgniserregende Bilanz in den ersten zwei Monaten

Dieser haarsträubende Fall erhöht die Zahl der in den ersten zwei Monaten dieses Jahres getöteten Frauen auf sieben, während neun Fälle schwerer Gewalt angezeigt wurden

Im Übrigen haben die Frauen viel größere Probleme als das Einkommen, wovon wir uns Ende letzten Monats überzeugen konnten, als an einem einzigen Tag in Wien fünf Frauen ermordet wurden. Dieser haarsträubende Fall erhöht die Zahl der in den ersten zwei Monaten dieses Jahres getöteten Frauen auf sieben, während neun Fälle schwerer Gewalt angezeigt wurden. Femizide haben in Österreich enorm zugenommen. Im Jahre 2023 kamen 26 Frauen durch die Hand von Männern ums Leben und in weiteren 51 Fällen kam es zu versuchten Morden. In den meisten Fällen sind die Täter aktuelle oder ehemalige Ehemänner und Partner. Eine andere traurige Zahl der Statistik besagt, dass jede dritte Frau im Alter über 15 Jahren in Österreich körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt ist. 

Es ist schrecklich, wenn die Männer, denen die Frauen vertrauten und die sie liebten, was vermutlich auf Gegenseitigkeit beruhte, zu Gewalttätern und Mördern werden. Gewalt in der Familie wird häufiger, und um dagegenzuwirken empfiehlt die Istanbul-Konvention, pro zehntausend Einwohner einen Platz in einem Frauenhaus zur Verfügung zu stellen.

Schwarze Statistik

Femizide haben in Österreich enorm zugenommen. Im Jahre 2023 kamen 26 Frauen durch die Hand von Männern ums Leben und in weiteren 51 Fällen kam es zu versuchten Morden

Leider bestehen in ganz Österreich nur 32 solcher Zufluchtsorte für Frauen und ihre Kinder, was angesichts der wachsenden Zahlen von Gewaltverbrechen nicht ausreichend ist. Man darf nicht vergessen, dass die unglücklichen Frauen, die sich in Frauenhäuser flüchten, meistens finanziell und wohnungsmäßig von ihren Peinigern abhängig sind und dass die Situation noch um vieles komplizierter wird, wenn sie Kinder haben. Diese Frauen wären heute glücklich, wenn sie statt Küssen und Blumen zumindest keine Schläge und keine besoffenen Beleidigungen bekämen.

Zum Schluss, liebe Damen, wünschen wir euch einen schönen Frauentag und bitten euch: Seid achtsam und gut zu euch selber, aber auch solidarisch mit denen, die leiden! Zeigt ihnen, dass sie nicht alleine sind, helft ihnen, Auswege aus der Hölle der Gewalt zu finden. Vergesst nicht, dass Klara Zetkin in ihrer Zeit für die damals so wichtigen Frauenrechte gekämpft hat. Heute kann jede von euch eine neue Klara sein, denn wer eine Frau rettet, rettet den ganzen Planeten.