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INTERVIEW

Diaspora-Vlogger Juka: „In Deutschland herrscht wirklich Ordnung und Disziplin“ (VIDEO)

Juka
Mit seinem Vlogs wurde er zum Youtube-Star. Foto: Instagram

Jusuf Kvakić „Juka“ ist mit 265.000 Abonnenten auf Youtube einer unserer bekanntesten Vlogger in der Diaspora.

Seit fünf Jahren erzählt der junge Mann seine eigene Lebensgeschichte auf eine unterhaltsame Art, mit dem gewissen, unverkennbaren bosnischen Schmäh. Seit fünf Jahren lebt „Juka“, wie ihn viele nennen, nämlich in Deutschland. Er übersiedelte aus Bosnien nach Baden-Wüttemberg, wo er zuerst verschiedenste Jobs machte, mit denen er sich über Wasser hielt am Anfang seiner Diaspora-Geschichte. Mittlerweile lebt er seinen Traum und ist vom Beruf Vlogger. Ebenso macht er immer wieder mal ein Lied, ein lustiges Video oder ein Livestreaming von seinen Zocker-Abenteuern…

KOSMO: Fünf Jahre sind vergangen, seitdem du mit deiner Frau nach Deutschland übersiedelt bist. Wie denkst du heute über diese Entscheidung?
Juka:
Ehrlich gesagt, vieles hat sich seitdem verändert. Angefangen von der Einstellung zum Leben im Ausland bis zur Situation in Deutschland. Es ist eine Sache, herzukommen und allen Wünschen und Träumen nachzulaufen, die man unten nicht realisieren konnte. Und eine andere, wenn man durch Zufälle feststellt, wie man sich mit neuen Ideen völlig selbstständig machen kann.  

Kommen wir zum Balkan, den du ja verlassen hast: Was fehlt dir von dort am meisten, was du in Deutschland nicht hast?
Am meisten fehlt mir unsere Küche und unser Wetter. Mir fehlt ein gutes, echtes Stück Fleisch. Dadurch, dass ich am Land groß geworden bin, haben wir alle unsere eigenen, heimischen Lebensmittelprodukte gegessen. Hier ist alles eingepackt in Plastik, ein Toast kann 20 Tage so eingepackt stehen und verändert seine Struktur nicht. Für mich ist klar, dass da irgendwas nicht stimmt, wenn etwas so lang haltbar ist. Ebenso fehlt mir das Zeitgefühl und der Rythmus des Balkans. Am Balkan hab ich den Eindruck, dass alles viel langsamer, eleganter fließt. Hier läuft alles vom ersten bis zum ersten des Monats. Und der kommt sehr schnell.

„MIR FEHLT UNSER ESSEN, EIN GUTES, ECHTES STÜCK BALKANFLEISCH. HIER HÄLT DER TOAST 30 TAGE.”

– Jusuf „Juka“ Kvakić, Vlogger

Deine Vlogs befassen sich mit deinem neuen Leben in Deutschland. Wie sieht dein bisheriges Resümee aus? Gibt es eine Conclusio?
Jeder sucht sich im Leben. Bei manchen dauert das ein ganzes Leben. Ich will aber jetzt nicht philosophieren, sondern sage es ganz kurz. Lassen wir die wenigen schlechten Seite bei Seite, aber hier in Deutschland herrscht tatsächlich Arbeit, Ordnung und Disziplin. Das fehlt unseren Staaten, um endlich einen Fortschritt zu erreichen.

Du hast viele klassische „Diaspora-Jobs“ gemacht, wo du nach Deutschland gekommen bist. Wie sieht es jetzt aus? Kannst du nicht von deinem Hobby leben?
Ja, ich habe das Hobby zum Beruf gemacht und bin jetzt mit meinem eigenen Content selbstständig. Hier habe ich den Traum von einer Internet-Karriere wahrgemacht. So habe ich eine Firma, die ich vor zwei Jahren eröffnet habe. Und natürlich halte ich mich an die deutschen Steuergesetze.

Gibt es eine Anekdote aus deinem „Gastarbeiter-Leben“?
Es gibt echt viele. Die meisten basieren auf der Sprachbarriere und vielen sprachlichen Fehlern und Missgeschicken, die mir unterlaufen sind. Stellt dir vor, du gehst in ein Kebab-Lokal und fragst die Locals dort, wo das nächste Fitness-Center ist. Am Ende haben sie mich so verstanden, dass ich das Fitness-Center kaufen will und brachten mich zu seinem Besitzer. Der Boss vom Fitness-Center bot mir eine Zigarette und dann begann er über die Umstände zu reden, unter denen ich sein Objekt kaufen könnte. Eigentlich wollte ich ja nur trainieren. Klingt unglaublich, ich weiß. Ist aber so!

Als Balkanese hast du doch sicher die BMW-Fabrik samt Museum besucht. Oder?
Ja, klar war ich dort und habe einige innovative Ideen punkto Design eingebracht. Die neue M5-Serie basiert auf meinen visuellen Vorschlägen. Ach, Spaß beiseite Leute, aber ich war nicht im BMW Werk. Ich hab auch keinen Führerschein, aber ich besitze einen Audi A4 den meine Frau fährt. Manchmal fährt sie auch mich.

Was würdest du denen empfehlen, die sich gerade am Balkan darauf vorbereiten nach Deutschland auszuwandern?
Leider weiß ich keine allgemein  gültige Antwort. Das ist alles sehr individuell. Die Zeiten ändern sich und jeder hat andere, individuelle Wünsche. Wenn ihr tatsächlich glaubt, dass ihr in euren Ländern nicht bestehen könnt und ihr habt die Möglichkeit zu gehen: Dann tut es.

Wie sieht es mit deinem Deutsch aus?

Leider viel schlechter in letzter Zeit. Ich habe nie einen Sprachkurs gemacht, aber als ich im Lidl angestellt war, konnte ich mich viel besser in Dialogen und im Small Talk zurechtfinden. Jetzt kommuniziere ich nicht mehr mit so vielen Leuten auf Detusch. Aber es ist noch Zeit, ich bin erst fünf Jahre hier.

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Jusuf Kvakić „Juka“ hat es geschafft: Er lebt in Deutschland seinen Traum und hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Der Bosnier erzählt seinen Fans immer wieder, wie es ist, nach Deutschland auszuwandern und dort Fuß zu fassen. Foto: Instagram

Du bist auch als Gamer bekannt. Welche Titel zockst du zur Zeit?
Es gibt einige Spiele, die ich auf meinen Livestreams immer wieder gerne spiele. Da möchte ich vor allem PUBG nennen, auf der ich auch meine Streamer-Identität aufgebaut habe. Das legendäre GTA 5 dürfen wir nicht vergessen. Damit hat schließlich alles begonnen.

Und was läuft in der Playlist? Was hörst du dir an, wenn du dich nach der Heimat sehnst?
Ich höre keine Musik, wenn ich mich nach der Heimat sehne. Dann fahre ich hin. Und Musik höre ich dann, wenn ich Bock auf Musik habe. Spaß beiseite, ich liebe die ganze Musik vom Balkan. Zu Sevdah entpsanne ich gern. Unsere Volksmusik läuft meistens in meinen Playlisten. Aber manchmal hör ich auch modernere Werke. Hängt ganz davon ab.

Und hast du auch Zugang zu deutschen Liedern gefunden?
Schon früher haben wir in Bosnien Sido, Bushido und deutsche Rapper gehört. Ich hab keinen Lieblingsartist. Manchmal sind das auch Sommerhits, die täglich im Radio laufen.

Du kennst deine Statistiken auf Youtube und Co. Wer verfolgt dich am meisten?

Es sind Leute unterschiedlichen Alters, von 7 bis 77, wie man bei uns am Balkan sagt. Es gibt viele Balkanesen, die auf der ganzen Welt verstreut sind. Aber die meisten leben in Bosnien, Serbien und Kroatien.