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INTERVIEW

Dragan Gagi Jovanović: „Drakče und ich sind uns ähnlich!“

FOTO: Luka Barović, Hello Magazin/Igor Ripak

THEATER. Sie kennen ihn als Drakče aus der beliebten Serie „Moj rođak sa sela” („Mein Cousin vom Lande“), aber nach Wien ist er, organisiert von der ExYu-Szene, mit seiner erfolgreichen Vorstellung „Dobrodošli u Srbiju” („Willkommen in Serbien“) gekommen. Der frühere Sänger der Band „Kuguars“, ein Komödiant, der uns schon seit Jahren zum Lachen bringt, ein Schauspieler, dessen Rollen in Erinnerung bleiben und immer wieder zitiert werden – Dragan Gagi Jovanović.

Er ist eine der sympathischsten Persönlichkeiten unserer Schauspielszene. Es gibt kaum eine seiner größeren Rollen, die Ihnen nicht ans Herz gewachsen ist. Davon zeugen auch die vielen Aussprüche, die das Publikum sorgfältig im Gedächtnis behält und regelmäßig wieder zitiert. Seine Popularität begann mit der Figur des faulen montenegrinischen Studenten Lune Šćekić in der Kultserie „Srećni ljudi“ („Glückliche Menschen“). Unter den vielen Filmrollen ist auch die Person des Professors für Leibeserziehung bekannt, der durch seinen jähen Weckruf die Schläfrigkeit im allseits bekannten Film „Lajanje na zvezde“ („Die Sterne anbellen“) aufrüttelt.

Viele erinnern sich gerne an den Ausspruch seiner Figur des Gipsani: „Bambija si pojela, debela” („Bambi hast du aufgegessen, du Dicke!“) aus dem Film „Profesionalac“. Nicht weniger bekannt und beliebt ist jedoch auch das Zitat des orthodoxen Popen aus dem Film „Crni Gruja i kamen mudrosti“ („Der schwarze Gruja und der Stein der Weisen“): „Alah se uvalih!“ („Jetzt sitze ich in der Tinte!“) sowie auch „Nek vam je sa srećom ovaj dernek“ („Mögt ihr diese Feier genießen“). Aber viele erkennen in ihm auch den Drakče wieder, der die populäre Serie „Moj rođak sa sela“ geprägt hat. Hier sang er das Lied „Ružo rumena“, das ein echter musikalischer Hit wurde und auf keiner unserer Partys fehlen durfte. Einige Jahre vor diesem Lied gelang Gagi eine Reihe von Hits als Sänger der Band „Kuguars“, vor allem mit den bekannten Nummern „Zidareva ljubav” und „Dejo, majstore”.

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Die Karriere des 25-jährigen Stand-Up-Comedians, Mario Lučić begann steil, als er im Jahre 2014 einen begehrten österreichischen Comedy-Preis gewann. Kurz darauf blickte er aufgrund einer lebensbedrohlichen Krankheit dem Abgrund entgegen. Mit KOSMO sprach der sympathische Ghettoneurotiker über sein aktuelles Programm und den schmalen Grad zwischen Depression und Lebensmut.

 

 

Der Schauspieler mit dem umfangreichen Werk, Dragan Jovanović, ist einer der wenigen Bühnenkünstler, die sowohl auf den Fernsehbildschirmen als auch auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“ aktiv sind. Seit 1990 ist er ständiges Mitglied der Jugoslawischen Dramenbühne JPD. Auf diesen Bretten gelang ihm in den 1990-ern auch sein Theaterhit „Dobrodošli u Srbiju” („Willkommen in Serbien“), mit dem er kürzlich auch in Wien zu Gast war.

KOSMO: Sie sind Autor und Hauptdarsteller der Vorstellung „Dobrodošli u Srbiju“, mit der Sie zu uns nach Wien gekommen sind. Was war die Inspiration für dieses Stück?
Dragan Jovanović:
Das Land Serbien. Das ist die Inspiration. Ich habe dieses Thema einfach gewählt und wollte etwas zu diesem Thema sagen. Das, was ich zu sagen hatte, habe ich durch die Vorstellung auch gesagt.

Solche Werke sind eigentlich eine Art ernstzunehmender Kritik. An wen richten Sie diese Kritik mit dem Stück – an die Gesellschaft oder den Staat?
Dies ist vor allem eine Kritik am Volk. Ich glaube nicht, dass das Problem bei unseren Führern liegt. Sie sind da, so ist das einfach. Aber dieses Volk hat sie gewählt oder hat sie nicht gewählt, weil es nicht wählen gegangen ist. Ich erzähle das dem Volk, denn ich würde mir wünschen, dass das Volk versteht, was unsere Probleme sind. Und was wir letztendlich tun müssten, um zu überleben und überhaupt weiterzumachen.

Wenn wir schon beim Volk sind: Wir sind Zeugen der Migration dieses Volkes. Alte und Junge verlassen Serbien ohne den Gedanken an eine Rückkehr. Welchen Rat geben Sie Ihrer Tochter zu diesem Thema?
Meine Tochter ist ziemlich heimatliebend erzogen und verhält sich auch bis heute so. Ehrlich gesagt bin ich nicht mehr sicher, ob man in Serbien bleiben sollte… Das ist das, was ich sagen kann.

Kurz und knackig
Wenn ich nicht Schauspieler wäre, wäre ich… Fußballer.
Die Aufgabe des Künstlers ist es… zu bereichern.
Das beste Antidepressivum ist… Marihuana.
Mein unerfüllter Traum ist… Fußball.
Der Moment des größten Glücks… die Geburt meiner Tochter.
Der Moment der größten Trauer… Enttäuschung.

Kommen wir auf Ihr schauspielerisches Schaffen zurück. Wofür Sie fast jeder kennt, ist die Rolle des Drakče in der Serie „Moj rođak sa sela”. Was meinen Sie, warum hat Ihnen diese Rolle so sehr gelegen?
Das ist ein Mann voller Leben. Und das ist das wichtigste von allem. Das ist ein Held, den wir alle heute brauchen. Das ist ein echter Held. Er denkt gut, erfreut sich am Leben, freut sich über alles, was schön ist… Ich glaube, ich konnte mich relativ leicht mit dieser Figur identifizieren, weil wir uns darin irgendwie ähnlich sind.

Vielen sind Sie auch aus der Zeit Ihrer Band „Kuguars“ in Erinnerung, deren Sänger Sie waren. Dieses Ensemble hat Savićević ein Lied gewidmet und ihn darin „Meister und Gott“ genannt. Wenn Sie heute so ein Lied aufnehmen würden, wer wäre dieser „Meister und Gott“?
Novak Đoković natürlich. Nole ist sozusagen unser neuer Botschafter in der Welt. Wir haben noch immer Meister und Götter (lacht)!

FOTO: Luka Barović, Hello Magazin

In dieser Vorstellung „Dobrodošli u Srbiju” imitieren Sie auch Tito als sehr wichtige Persönlichkeit unserer Geschichte und unserer Völker. Sie sind in der Zeit Jugoslawiens aufgewachsen und wissen sicher, dass diese Jugonostalgie hier stark ist. Trauern Sie dieser Zeit hinterher?
Mir fehlt diese Zeit. Ich bin in diesem wunderschönen Land geboren, und das sage ich auch in der Vorstellung: „Irgendwann wird das hier wieder der schönste Ort auf der Welt.“ Ich glaube, damals war es hier am schönsten auf der ganzen Welt, aber wenn ich das jetzt in dieser Vorstellung sage, das haben Sie gesehen, dann schießen sie mir in den Rücken (lacht)… Das kann heißen, dass das ganz unwahrscheinlich ist, aber ich glaube, wir müssen die Hoffnung bewahren und vielleicht passiert ja wirklich wieder so etwas Gutes…

Steckbrief
Vorname und Name: Dragan Jovanović
Geboren: 4. Oktober 1965, Belgrad
Beruf: Bühnen- und Fernsehschauspieler
Familienstand: Ehemann der Schauspielerin Branka Pujić und Vater der Schauspielerin Anđela