Start News Panorama
DRINA

Dramatisch: Plastikmüll verschandelt Balkan-Flüsse

(FOTOS: Wikimedia Commons/Branevgd, klix.ba)

Der Grenzfluss Drina zwischen Serbien und Bosnien-Herzegowina galt als einer der schönsten Flüsse Europas – bis das Plastik kam.

Jährlich spielt sich am bosnisch-serbischen Grenzfluss Drina ein Mülldrama epischen Ausmaßes ab: Durch das im Winter andauernde Hochwasser wird tonnenweise Unrat wilder Ufer-Deponien in die Balkanflüsse gespült. Die Oberfläche der schwimmenden Deponie wird mittlerweile auf sieben Hektar geschätzt, die sich gegen die Staumauer des Wasserkraftwerks „HE Višegrad“ drückt.

Es stinkt und schwimmt und scheint kein Ende zu nehmen: Das verrottete Treibgut von Müllsäcken, Plastikflaschen, Fässern, Autoreifen und Baumstämmen hat die Sicht auf das satte Grün des Podpeć-Stausees im bosnischen Višegrad völlig verdeckt. Neu ist das Problem keineswegs: Jedes Jahr spült Hochwasser in den Wintermonaten den Unrat wilder oder schlecht sanierter Deponien in Ufernähe im Dreiländereck zwischen Serbien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina in die Zuflüsse der Drina.

2019 vereinbarten die Umweltminister der Nachbarstaaten zwar ein Aktionsprogramm zur Sanierung der Uferdeponien, doch bisher wurden nur Arbeitskommissionen eingesetzt.  Sonst ist noch nichts passiert.

Völlig überfordert
Neben der Tatenlosigkeit der Anrainerstaaten ist auch das fehlende Umweltbewusstsein der Bürger, die ihren Müll achtlos in wilden Deponien entsorgen, ein großes Problem. Jährlich fischt das Kraftwerk in Višegrad bis zu !8.000 Kubikmeter Unrat aus dem Stausee – täglich sind das bis zu 100 Kubikmeter Müll.

Doch mit der derzeitigen Müllkatastrophe ist man heillos überfordert. Allein die Menge an Plastikmüll, die derzeit gegen die Staumauer drückt, wird auf 4.000 Kubikmeter geschätzt. Weitere zehntausend könnten folgen. „Die Lösung dieses Problem übersteigt unsere Kapazitäten“, klagt Darko Fraganja, Chef des Umweltdiensts im Kraftwerk: „Wir produzieren schließlich Strom und keinen Müll.“

„Wir haben das Land zugemüllt. Und solange wir uns nicht endlich besinnen, sehe ich für uns keine bessere Zukunft.“

Amela Dzafović-Kesan, Umweltschutzorganisation Eko-Habit

Situation spitzt sich zu, doch keine Lösung da
Ende Dezemberhatten heftige Regenfälle die Lim, den größten Nebenfluss der Drina, bei der serbischen Stadt Priboj über die Ufer treten lassen. Durch das Hochwasser gelangten die Müllmassen, die in die Lim gespült wurden, in die Drina – und durchbrachen die am Stausee zum Schutz des Kraftwerks gespannten Metallketten.

Alle Müllmassen, die nun an die Mauer von Višegrad drücken, hätten Anwohner „ohne Bewusstsein und Gewissen“ an den Flussufern entsorgt, klagt Amela Dzafović-Kesan von der Umweltschutzorganisation Eko-Habit im bosnischen Goražde. Das Traurigste: Ohne eine veränderte Einstellung und konkrete Maßnahmen, um die Uferdeponien zu sanieren, kann man kaum mit einer Veränderung ändern: „Wir haben das Land zugemüllt. Und solange wir uns nicht endlich besinnen, sehe ich für uns keine bessere Zukunft.“, so Dzafović-Kesan.

Quellen und Links: