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INTERVIEW

Dujaković: „Ich bin nicht der Özil des Skisports, aber…“

Ein Bild aus besseren Tagen: Slaven Dujaković rechnet im Interview mit dem ÖSV endgültig ab. (Foto: Slaven Dujakovic Facebook/EXPA)

Slaven Dujaković galt lange Zeit als einer der nächsten großen Stars im österreichischen Skizirkus.

Viele prophezeiten ihm eine Karriere als erster ÖSV-Fahrer mit österreichischen Migrationshintergrund und die Medien nannten ihn anfangs aufgrund des riesigen Talents in der Abfahrt sogar „Slavinator“ – eine Anspielung auf Herminator und Hermann Maier. Doch statt der erste Österreicher mit ex-jugoslawischen Wurzeln im ÖSV-Kader zu werden, kam es für den jungen Skifahrer mit Wurzeln in Doboj (Republika Srpska, Bosnien-Herzegowina) nun ganz anders: Mitte dieser Woche beendete der 24-Jährige seine Karriere. 

Dabei lässt er bei seinem Abgang keine Kritik am österreichischen Skiverband aus. Auf Facebook schrieb er in einem Abschiedspost, dass „er vom österreichischen Skisport nie ganz akzeptiert wurde“. Dabei wünscht er sich für die Zukunft, „dass auch Menschen mit Migrationshintergrund, egal in welcher Sportart, gleich behandelt werden wie alle anderen! Die sportlichen Leistungen sollen beurteilt werden und nicht der Nachname oder Ursprung!“, verlangt er auf Facebook.

Sein wohl erstes und letztes Interview zu der Causa gibt er KOSMO-Reporter Petar Rosandić, dem er auch sein erstes Interview vor einigen Jahren gegeben hat.

KOSMO: In deinem FB-Post betonst du, dass es eigentlich seit 2015 Probleme mit dem Österreichischen Skiverband hast. Du wurdest damals trotz guter Junioren-WM nicht in den Kader eingeladen. Wieso?
Dujaković: Es passierte mehrere Male, dass man argumentiert hat, dass ich – oft auch trotz sehr guter Leistungen – nicht die vollen Kaderlimits erreicht habe. 2015 fehlten mir laut ÖSV Riesentorlaufpunkte, um in den Kader aufgenommen zu werden. Aber gleichzeitig wurde mit zweierlei Maß gemessen: Einige, die auch nicht die vollen Kaderlimits erreicht haben, konnten trotzdem Kaderstatus bekommen. Ich hingegen kein einziges Mal.

Ebenso beklagst du Dich im Post, dass du 2016 – trotz dem Status als österreichischer Vize-Staatsmeister – als einziger im Team einen C-Kader-Status bekamst. Wie wurde das begründet?
Die Begründung war wieder dieselbe, obwohl ich in dem Jahr in den Jugendmeisterschaften drei Medaillen (Gold, Silber und Bronze) geholt habe. Das war meine erste richtige Europacup-Saison, in der ich auch österreichischer Vize-Staatsmeister wurde. Ich fuhr die gleichen Rennen wie meine Kollegen, war mit ihnen im Team, aber hatte nicht den gleichen Status.

„Wenn es Unterschiede in der Bewertung gibt trotz ähnlicher Leistungen, dann darf man auch die Frage des Migrationshintergrunds stellen.“

– Slaven Dujaković

Meinst Du, dass hier dein Migrationshintergrund von dir eine entscheidende Rolle mitgespielt hat?
Es ist eine schwierige Frage. Ich möchte auch niemanden etwas unterstellen. Aber wenn man die Praxis der Entscheidungen sieht und die vorher erwähnten Unterschiede in der Bewertung zur Aufnahme in die Kader, dann sollte man auch darüber diskutieren. Für mich war mehrmals unklar, wieso ich in manchen Situationen so und so behandelt wurde und andere, mit den gleichen oder ähnlichen Leistungen, hingegen ganz anders. Das wirft mir natürlich selber Fragen auf, wieso es dann doch nicht geklappt hat.

Einen konkreten Vorfall oder einen Streitpunkt – wie z.B. bei Özil in Deutschland – gab es nicht?
Nein, das kann man nicht vergleichen. Und es gab auch keinen Vorfall, an dem ich jetzt festhalten könnte, dass mein Migrationshintergrund die ausschlaggebende Rolle gespielt hat. Aber der Landesverband von Salzburg hat eine ähnliche Wahrnehmung wie ich, sie teilen die Meinung, die ich in meinem FB-Post zusammengefasst habe. Auch für sie ist es unklar, wieso manche Sachen so und andere so gelaufen sind.

Wie ging es dir psychisch mit dem Thema? Einmal hast du – im Unterschied zu allen anderen Fahrern – auch eine andere Mannschaftsjacke bekommen, die als einzige ohne die Sponsoren-Werbungen war…
Ja, solche Ereignisse haben einem zu denken gegeben, wenn man eine andere Jacke trägt als alle anderen. Der ÖSV hat mittlerweile geantwortet, dass die Jacke aus dem Reservelager war und optisch und vom Material das Gleiche. Trotzdem gab es einen optischen Unterschied. Aber ich liess mich auch durch solche Ereignisse nicht beirren oder runterziehen. Ich hab immer weiter gemacht. 

Bis zu dem Zeitpunkt, als du einen Nationenwechsel für Serbien angestrebt hast.

Wie kam es dazu?

Als man mich 2018 bei der letzten Sitzung wieder nicht aufgenommen hat und mir auch ganz offen gesagt hat, dass man mich in Zukunft nicht im ÖSV-Team sieht, kam der Vorschlag eines Nationenwechels ins Spiel. Der ÖSV schien mich auch dabei unterstützen zu wollen.

Schien? 

Ja, weil es kam dann wieder ganz anders. Beim Bundesministerium für Sport schrieb man mir seitens des ÖSV keine Empfehlung, die mir eine Doppelstaatsbürgerschaft zusichern würde. Das war sicher mitentscheidend, dass ich heute nicht für Serbien fahren kann.

Ist das dein endgültiges Karriereende? Wie gehst du mit der ganzen Situation um?

Ja, es ist ja auch einige Zeit vergangen und die Entscheidung steht schon länger für mich fest. Es ist jetzt nun nur so, dass es auch die Öffentlichkeit weiß – und das ich einige Dinge loswerden wollte, die mir am Herzen lagen. Ich kann mit der Situation mittlerweile sehr gut umgehen und habe meinen Frieden mit der Situation gefunden.

„Ich mache jetzt meine Polizeiausbildung und konzentriere mich vor allem darauf.“

– Slaven Dujaković

Wie geht es weiter im Leben des Slaven Dujaković?
Ich mache jetzt meine Polizeiausbildung fertig und konzentriere mich vor allem darauf.