Eine besonders perfide Betrugsmasche, die auf ältere Menschen abzielt, sorgt derzeit für verstärktes Aufsehen. Polizei und Banken schlagen Alarm und warnen vor falschen Polizisten, die versuchen, Senioren um ihr Erspartes zu bringen.
Spezielle Betrugsmasche äußerst erfolgreich
Kriminelle nutzen das Vertrauen älterer Menschen aus, indem sie sich am Telefon als Polizeibeamte ausgeben. Sie behaupten, dass das Geld auf dem Bankkonto der Senioren in Gefahr sei und dass Bankmitarbeiter in kriminelle Aktivitäten verwickelt seien. Um diesen vermeintlichen Vorfall aufzuklären, werden die Betroffenen aufgefordert, hohe Summen abzuheben und an die Betrüger zu übergeben.
Misstrauen gegen Bank
Ein Fall aus dem September 2022 zeigt, wie der Trick funktioniert. „R.“ erhielt einen Anruf von einem angeblichen Polizisten. Dieser informierte die ältere Dame, dass der Verdacht des Diebstahls gegen ihre Bank und die Mitarbeiter vorliege, und dass ihr Kontoguthaben bedroht sei. Um die Angelegenheit zu untersuchen, solle sie eine beträchtliche Summe abheben und einem anderen „Polizeibeamten“ übergeben.
Die Frau vertraute den Betrügern und folgte deren Anweisungen – insbesondere, weil der falsche Polizist anscheinend genaue Informationen über den Kontostand ihrer Einlagen hatte. Zunächst hob R. zweimal 15.000 Euro bei ihrer Bank ab, danach noch einmal 6.000 Euro. Schließlich übergab sie das Geld an den vermeintlichen Polizisten.
Frau ging vor Gericht
Der Anwalt von R., André Kolar, versuchte, die Bank für den Verlust haftbar zu machen. Seiner Meinung nach hätten die Bankmitarbeiter R. über die Betrugsmasche aufklären müssen. Um Schadensersatz zu erhalten, hätte R. jedoch beweisen müssen, dass sie nicht auf den Betrug hereingefallen wäre, wenn sie gewarnt worden wäre.
OGH-Urteil
Dieser Beweis gelang vor Gericht nicht, da die Täter R. glauben ließen, dass Bankmitarbeiter in den Betrug verwickelt seien, erklärt Kolar. Selbst bei einer Warnung hätte R. vermutlich trotzdem Geld abgehoben.
Die Richter entschieden, dass der Schaden für R. auch bei einer Aufklärung eingetreten wäre. Sollten die Täter nicht gefasst werde, wird sie das Geld nie wieder sehen. Denn die Bank ist laut einer aktuellen Entscheidung des Obersten Gerichtshofs (OGH) nicht für den Schaden verantwortlich (OGH 23.7.2024, 9 Ob 17/24a).
Aufklärungspflicht der Mitarbeiter?
Wie weit die Aufklärungspflichten der Banken gehen, wurde nicht entschieden. Kolar fordert jedoch, dass bei hohen Bargeldabhebungen ein mündlicher Hinweis am Schalter erfolgen müsse. Eine gesetzliche Regelung dazu wäre wünschenswert, so Kolar.
Laut dem Bankenverband gibt es inzwischen einen neuen Leitfaden, der den Schutz älterer Menschen vor Fake-Anrufen thematisiert. Außerdem läuft eine Kampagne mit dem Bundeskriminalamt, um auf Betrugsgefahren aufmerksam zu machen.
Ermittlungen
Fälle wie dieser sind häufig. Mehrere kriminelle Banden sind aktiv, und es gibt bereits Verurteilungen, sagt Kolar. In einem laufenden Verfahren geht es um mehr als 250 Opfer mit einem Gesamtschaden von zwölf Millionen Euro. Die Täter agieren oft aus dem Ausland, was die Strafverfolgung erschwert. „Die Dunkelziffer ist enorm“, betont Kolar. Viele Opfer melden sich aus Scham nicht bei der Polizei.
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