Die Grenzen des Wachstums warnen seit 50 Jahren vor ökologischem Kollaps. Die bahnbrechende Club-of-Rome-Studie zeigt mit erschreckender Präzision, wie nah wir dem prognostizierten Zusammenbruch bereits gekommen sind.
Der Club of Rome, ein internationaler Zusammenschluss aus Wissenschaftlern, Ökonomen und politischen Akteuren mit Fokus auf globale Nachhaltigkeitsfragen, beauftragte eine wegweisende Studie zur wirtschaftlichen und demografischen Entwicklung unseres Planeten. Ein vierköpfiges Forscherteam um Donella und Dennis Meadows, Jorgen Randers sowie William Behrens III setzte für ihre Analyse das damals bahnbrechende Computermodell World3 ein. Damit untersuchten sie komplexe Wechselwirkungen zwischen Bevölkerungswachstum, industrieller Entwicklung, Ressourcenknappheit und Umweltbelastung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts.
Das daraus entstandene Werk fand weltweite Verbreitung mit Übersetzungen in mehr als 30 Sprachen und erreichte eine Auflage von über 30 Millionen Exemplaren.
Das der Studie zugrunde liegende World3-Modell ermöglicht Computersimulationen, die fünf zentrale Faktoren in ihren dynamischen Wechselbeziehungen erfassen: demografische Entwicklung, Industrialisierungsprozesse, Umweltbelastungen, Nahrungsmittelproduktion und den Verbrauch nicht erneuerbarer Rohstoffe. Durch die Verknüpfung dieser Datensätze gelangten die Forscher zu dem Schluss, dass ohne grundlegende Änderungen in der globalen Politikgestaltung und im menschlichen Verhaltensmuster ein zivilisatorischer Zusammenbruch unvermeidbar sei. In den Folgejahren erfuhr das Modell mehrfache Aktualisierungen und Verfeinerungen.
Die Forschungsarbeit stellte verschiedene Zukunftsszenarien vor, abhängig von der Reaktion der Menschheit auf die identifizierten Wachstumsgrenzen. Besondere Bekanntheit erlangte das „Business as usual“-Szenario (BAU), das von einer unveränderten Fortführung bisheriger Politik- und Wirtschaftsmuster ausgeht.
Diesem Modell zufolge wird zwischen 2030 und 2050 ein abrupter Zusammenbruch eintreten, sollte das exponentielle Wachstum bei Ressourcenverbrauch, industrieller Produktion und Bevölkerungszahl ungebremst anhalten.
Kritische Faktoren
Als Hauptauslöser für einen möglichen Kollaps identifizierte die Untersuchung vier kritische Faktoren: die Erschöpfung begrenzter Ressourcen, zunehmende Umweltverschmutzung, Überbevölkerung und rückläufige Agrarproduktion. Der nicht nachhaltige Verbrauch von Rohstoffen wie fossilen Energieträgern und Mineralien kann Industrieproduktion und Wirtschaftswachstum empfindlich einschränken. Die Anreicherung von Schadstoffen, darunter klimawirksame Treibhausgase, verursacht schwerwiegende ökologische Störungen mit negativen Auswirkungen auf Landwirtschaft und Gesundheit.
Durch Bevölkerungszuwachs steigt der Bedarf an Ressourcen und Dienstleistungen, was Ökosysteme und Infrastrukturen zunehmend belastet. Bodenerosion, Verlust biologischer Vielfalt und klimatische Veränderungen können die Nahrungsmittelproduktion beeinträchtigen und zu Versorgungsengpässen sowie Preissteigerungen führen.
Die Wissenschaftler betonten ausdrücklich, dass ihre Prognosen keine unabwendbaren Prophezeiungen darstellen, sondern als Warnhinweise auf mögliche Entwicklungspfade menschlicher Systeme zu verstehen seien. Dennoch löste die Studie kontroverse Reaktionen aus. Während einige wissenschaftliche und politische Kreise die Ergebnisse als ernstzunehmend betrachteten, reagierten besonders in den 1970er Jahren viele Medienvertreter, Unternehmer und Wirtschaftswissenschaftler mit Spott.
Kritiker bemängelten eine zu vereinfachte Modellierung, die Vernachlässigung menschlicher Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit sowie einen grundsätzlich katastrophenorientierten Ansatz. Zu den vehementesten Kritikern zählte der Ökonom Julian Simon, der die Grundannahmen der Studie anzweifelte, da sich die Definition von Ressourcen im Zeitverlauf wandle. Er illustrierte dies am Beispiel von Holz, das bis ins 19. Jahrhundert ein unverzichtbares Material im Schiffbau war, bevor Eisen als Ersatz diente, und verwies auf bereits im 16. Jahrhundert aufkommende Befürchtungen einer Holzknappheit.
Bestätigte Prognosen
Im Laufe der Zeit haben zahlreiche Nachfolgestudien die Richtigkeit der ursprünglichen Analysen bestätigt. Die Autoren veröffentlichten 1992 eine aktualisierte Version „Beyond the Limits“, die zeigte, dass viele Projektionen eintrafen. Im Jahr 2004 wurde eine neue Ausgabe „Limits to Growth: The 30-Year Update“ veröffentlicht, die zeigte, dass die tatsächlichen Daten dem schlimmsten Szenario – BAU – folgten. Donella Meadows und ihre Mitarbeiter warnten damals: „Ohne signifikante Änderungen wird der Kollaps um 2040 eintreten, und seine Anzeichen sind überall um uns herum.“
Sie wiesen auf den Anstieg des Meeresspiegels um 10-20 cm seit 1900, den Rückgang der Gletscher, die Verringerung des arktischen Eises hin, aber auch: Mehr als 45% der Weltbevölkerung lebten 1998 mit weniger als 2 Dollar pro Tag. Die reichsten 20% kontrollierten 85% des weltweiten BIP.
Die FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) schätzte 2002, dass 75% der weltweiten Fischfanggebiete übermäßig genutzt wurden.
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