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Ermittlungen

FPÖ im Spionage-Skandal: Kickls Kanzlerträume in Gefahr?

(FOTO: EPA-EFE/Daniel Novotny)
(FOTO: EPA-EFE/Daniel Novotny)

Ein Schatten liegt über der FPÖ und ihrem Chef Herbert Kickl. Ein ausufernder Spionagefall verbindet sich mit der Partei und weckt Zweifel an Kickls Sauberkeit in politischen Machenschaften. Die FPÖ, die sonst fest im politischen Sattel zu sitzen scheint, befindet sich nun im Zentrum eines wachsenden Skandals – mit potenziellen Verbindungen zu einem russischen Geheimdienst und dem geflohenen Wirecard-Manager Jan Marsalek. Es entwickelt sich eine Affäre, deren Tragweite und Folgen noch nicht abzusehen sind.

Verstrickungen im Geheimdienstnetz

Erste Verdachtsmomente kamen auf, als Medien aufdeckten, dass Jan Marsalek, ehemaliger Wirecard-Manager, seit Jahren für einen russischen Geheimdienst tätig gewesen sein könnte. Diese Enthüllungen zogen Kreise bis zu Egisto Ott, einem ehemaligen Mitarbeiter des Bundesamts für Verfassungsschutz, der unerlaubte Datenabfragen vorgenommen haben soll – darunter bei Journalisten, die auf der Abschussliste des russischen Regimes stehen. Ott und sein Ex-Chef beim Verfassungsschutz stehen nun im Rampenlicht, was auch ein unvorteilhaftes Licht auf Herbert Kickl wirft.

Im Fokus der Untersuchungen

Neueste Erkenntnisse legen nahe, dass es möglicherweise eine Verbindung zwischen Herbert Kickl, Egisto Ott und Jan Marsalek gab. So wird Kickl, der bereits 2018 als Innenminister eine umstrittene Razzia im Verfassungsschutz leitete, nun auch selbst politisch hinterfragt. Rückblickend weckt diese Aktion Zweifel, da sie maßgeblich auf Informationen basierte, die Ott bereitgestellt haben soll. Ins Licht rücken auch Kommunikationen zwischen Ott und Hans-Jörg Jenewein, einem ehemaligen engen Mitarbeiter Kickls, der Ott seine Unterstützung zugesichert hatte.

Weiters ergaben Ermittlungen, dass Jenewein vertrauliche und als geheim klassifizierte Dokumente ohne Wasserzeichen an Medien weitergeleitet haben könnte.

Undurchsichtige Transaktionen

Nach der sogenannten Ibiza-Affäre, durch die Jenewein sein Abgeordnetenmandat verlor, soll Ott ihm eine Position bei Wirecard vorgeschlagen haben. Jenewein schweigt zu diesen Vorwürfen. Hingegen deuten Indizien darauf hin, dass die FPÖ für Informationen aus dem Verfassungsschutz bezahlt haben könnte – eine Anschuldigung, die die Partei von sich weist.

Ausforschung politischer Gegner?

Verschärft wird die Lage durch Hinweise, dass möglicherweise Antifaschisten, die Initiatoren des Ibiza-Videos sowie eine dem damaligen Kanzler Sebastian Kurz nahestehende Person von Ott ausspioniert wurden. In den Zugriffslisten Otts scheinen hingegen keine FPÖ-nahen Personen auf.

Turbulente Zeiten für Kickl und die FPÖ

Kickls Hoffnungen auf die Kanzlerschaft könnten durch den sich ausbreitenden Skandal geschmälert werden, gerade vor dem Hintergrund anstehender Wahlen. Politische Gegner nutzen die Gelegenheit, um die Glaubwürdigkeit der FPÖ in Frage zu stellen. Die ÖVP warnt vor einem möglichen „Verkauf Österreichs an Russland“, während die Grünen die Integrität von Kickls Team anzweifeln.

Untersuchung erst nach der Wahl?

Herbert Kickl (FPÖ) greift in einer Aussendung den aktuellen ÖVP-Ausschuss zur Untersuchung von „rot-blauem Machtmissbrauch“ an, den er als „Wahlkampfshow“ bezeichnet. Stattdessen schlägt er vor, unmittelbar nach der Wahl einen neuen, umfassenden Ausschuss zu etablieren. „Im Interesse tatsächlicher Aufklärung anstatt einer Wahlkampfshow“, richtet sich Kickl an die anderen Fraktionen, „um die Aufarbeitung der Verbindungen österreichischer Politik mit Russland“ anzugehen.

Inwiefern diese Affäre die Zustimmung für die FPÖ beeinflussen wird, ist noch nicht abzusehen, aber das Bild einer Partei im politischen Sumpf gewinnt an Kontur.