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REGISTRIERUNGSPFLICHT

Gastro-Gästeliste: „Bei uns ist ‚Sebastian Kurz‘ nun Stammgast“

(FOTOS: Facebook/Sebastian Kurz, Facebook/Rudi Anschober, iStockphotos)

„Sebastian Kurz“, „Rudi Anschober“ oder „Micky Maus“: In Wiens Lokalen ist die Promi-Dichte seit der Registrierungspflicht sehr groß. Dabei können bei Falschangaben hohe Geldstrafen folgen, wie KOSMO berichtete.

Seit Montag liegt in Wiens Gastronomiebetrieben die Gästeliste auf. Heißt: Wer in ein Restaurant oder in eine Bar will, muss seinen Namen, Adresse und Telefonnummer angeben. Im Idealfall werden natürlich die eigenen Daten registriert. Schließlich soll im Falle einer Corona-Erkrankung möglichst lückenlos überprüft werden können, wer mit wem Kontakt hatte und eventuell auch mit Covid 19 angesteckt ist. Doch das passiert nicht immer.

Die erste Bilanz fällt laut Gastro-Obmann Peter Dobcak ganz gut aus: „Vier von fünf Gästen halten sich daran, bei manchen ist eben noch etwas Überzeugungsarbeit zu leisten“. Die Lokalbetreiber seien aber dahinter. Es wird aber wohl noch ein paar Tage dauern, bis man sich daran gewöhnt hat, meint Dobcak: „Im Zweifelsfall hat der Wirt das Hausrecht und kann unwillige Gäste des Lokals verweisen“.

Was sagen die Wirte selbst?
Ein großer Teil der Gastronomen zeigt sich mit der ersten Bilanz ebenfalls zufrieden: 80 Prozent nutzen den QR-Code, 20 Prozent verwenden einen Zettel. Das trifft vorwiegend auf ältere Gäste zu“, erzähltHans Figlmüller, Chef mehrerer Lokale wie des „Figlmüller“ in der Wollzeile (City).  Die Gäste hätten aber Verständnis für die Registrierungspflicht.

Allerdings räumen einige Wirte auch Probleme ein. Christina Hummel, die Chefin des Café Hummel in der Josefstadt meint etwa: „Die Gäste haben größtenteils Verständnis, ich habe aber auch schon aggressive Anfeindungen von manchen Gästen erlebt“.

„,Sebastian Kurz’ kommt jetzt mehrmals täglich zu uns…“

Gastronom Eddy Supersberger

Ein weiteres Problem sind auch Falschangaben, wie Eddy Supersberger berichtet. Er führt unter anderem die „Wienerin“ am Petersplatz (City). Der Gastronom findet die Liste grundsätzlich „ok“, da alles besser sei, als eine Vorverlegung der Sperrstunde auf 22 Uhr. Aber: „,Sebastian Kurz’ kommt jetzt mehrmals täglich zu uns…“, schmunzelt Supersberger. Wohl wenig überraschend nutzen einige Lokalgäste falsche Identitäten. Besonders beliebt sind etwa die Namen „Sebastian Kurz“ und „Rudi Anschober“, immerhin sind sie die Hauptprotagonisten in der Bewältigung der Coronavirus-Pandemie.

Wirklich schlau ist es allerdings nicht, bei der Registrierung in einem Wiener Lokal einen falschen oder erfundenen Namen anzugeben. Wie berichtet drohen darauf bis zu 1.450 Euro Strafe.

Gastro-Liste würde auch bei früherer Sperrstunde bleiben
Dennoch hält der Gastro-Obmann Peter Dobcak die Registrierungspflicht für „eine gute Lösung und ein Vorbild für andere Bundesländer“, sowie für die bessere Alternative. Ihre Einhaltung sei wichtig, um keine Vorverlegung der Sperrstunde auf 22 Uhr zu riskieren, so der Obmann. Denn das wäre der Ruin für viele Lokalbetreiber. Dass die Gastro-Liste nur eine kurzfristige Erscheinung ist, glaubt Dobcak nicht: „Laut Information des Wiener Krisenstabs würde uns die Liste auch bei einer Vorverlegung der Sperrstunde erhalten bleiben. Es ist also keine Frage von entweder oder“, so Dobcak.