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Gemeinsames Projekt von Serbien und Österreich – duale Ausbildung

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In die letzten ein paar Jahren hat Serbien in duale Ausbildung investiert. Eines der Länder, das auf diesem Weg Hilfe und Unterstützung leistet, ist Österreich. KOSMO war im Gespräch mit der Wirtschaftskammer Österreich, die uns weitere Informationen zu diesem Projekt gab

KOSMO:Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Österreich und Serbien im Bereich der dualen Ausbildung?

WKO: Es gibt seit dem Jahr 2016 ein gemeinsames Projekt zum Auf- und Ausbau der dualen Berufsausbildung in Serbien, das im Rahmen der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit unterstützt wird. Österreichische Auslandniederlassungen haben als eine der Ersten mit der Lehrlingsausbildung in Serbien begonnen und haben so das Projekt zum Leben erweckt. Als Basis für eine flächendeckende Einführung dualer Berufsbilder konnte sehr bald ein duales Berufsbildungsgesetz verabschiedet werden, das für die Wirtschaftskammer Serbien im übertragenen Wirkungsbereich nach österreichischem Vorbild eine zentrale Rolle in der Umsetzung der Lehrlingsausbildung vorsieht. Dementsprechend wurden die Kapazitäten jener Institutionen, die für die duale Berufsausbildung zuständig sind, insbesondere der serbischen Wirtschaftskammer, aufgebaut und gestärkt. Die Zusammenarbeit zwischen den österreichischen und serbischen Partnern, aber auch mit den anderen lokalen und internationalen Stakeholdern, funktioniert dabei über all die Jahre hinweg ausgezeichnet. Im Vergleich zur Situation vor 5 Jahren sieht man sehr gut die enormen Erfolge, die Serbien seit Beginn der gemeinsamen Bemühungen zur Einführung eines dualen Systems parallel zum bis dahin bestehendes rein schulisches System erzielt hat.

Welche Leitlinien gibt Österreich seinen Partnern in Serbien, wenn es um die Umsetzung der dualen Ausbildung in der Praxis geht?

Österreich ist eines jener Länder mit einer gut etablierten, langjährigen dualen Berufsausbildung. Die „Lehre“, wie das System in Österreich genannt wird, kann somit als ein Vorbild für Serbien dienen. Best-Practice-Beispiele reichen dabei vom Akkreditierungsprozess der zukünftigen Lehrbetriebe über das Ausbildertraining, die Anwerbung von passenden Lehrlingen inkl. der so wichtigen Berufsberatung, bis hin zur Entwicklung der einzelnen Berufsprofile und von Leitfäden und Unterstützung für die Betriebe, damit die praxisbezogene Ausbildung im Betrieb reibungslos funktioniert.

Welche Methoden hat Serbien übernommen, die in Österreich in der dualen Ausbildung Anwendung finden?

Das österreichische Lehrlingssystem ist zwar ein in Österreich gut funktionierendes Vorbild, muss aber sehr wohl an die serbischen Begebenheiten angepasst werden. Das heißt, es muss genau überlegt werden, in welchem Ausmaß ein Prinzip oder eine Methode in das serbische Berufsbildungssystem übernommen werden kann. Die grundsätzliche Zuständigkeit der serbischen Wirtschaftskammer im übertragenen Wirkungsbereich gehört da sicher dazu. Ebenso ist die Entwicklung der neuen Berufsbilder unter Einbeziehung von Experten aus der Wirtschaft entscheidend. Schließlich muss es eine genaue Abgrenzung zwischen dem dualen und dem vollschulischen Bildungsweg geben, insbesondere, wenn ähnliche Berufe in beiden Ausbildungsschienen erlernt werden können.

Sind Sie mit der Entwicklung dieses Ausbildungssystems in Serbien zufrieden? Wo gibt es noch Verbesserungsbedarf?

Die bisher erzielten Fortschritte bei der Etablierung des dualen Ausbildungssystems in Serbien sind – das kann sicherlich so gesagt werden – wesentlich erfolgreicher als in vergleichbaren anderen Staaten. Das sieht man an den folgenden Fakten: gesetzliche Verankerung der dualen Ausbildung, mittlerweile 8.000 Schüler als Lehrlinge, über 800 Firmen als Lehrbetriebe und 150 beteiligte Schulen. Vor diesem Hintergrund kann die Projektpartnerschaft sehr zufrieden sein. Natürlich gilt es jetzt für die Zukunft die Wirtschaft noch besser zu involvieren, den betrieblichen Teil der Ausbildung auszuweiten, die Firmencurricula betriebsnäher zu gestalten und Experten aus der Wirtschaft stärker bei der Lehrabschlussprüfung einzubinden. Besonders wichtig wäre auch der Aufbau eines Lehrstellenmarktes, vergleichbar wie in Österreich.