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Kolumne

Gerichtsprozess: Historiker Batricevic kritisiert Rolle der serbisch-orthodoxen Kirche

(FOTO: wikimedia/Lejla.sa)
(FOTO: wikimedia/Lejla.sa)

Der montenegrinische Historiker Boban Batricevic steht vor Gericht, und der Fall wirft ein Licht auf die geopolitische Komplexität in Montenegro.

Der Prozess gegen den montenegrinischen Historiker Boban Batricevic wirft ein Schlaglicht auf die komplexe geopolitische Lage in Montenegro. In den vergangenen Jahren versuchten Serbien und Russland, verstärkt Einfluss im Land zu gewinnen. Die serbisch-orthodoxe Kirche erwies sich dabei als effektives Instrument, vor allem während der Covid-Pandemie.

Batricevics Kritik

Die antiwestlichen Kräfte mobilisierten Zehntausende gegen ein Religionsgesetz, das die Rückgabe von religiösen Objekten an den Staat vorsah. Dies führte zu einem Machtwechsel und Politikern, die dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic nahestehen. Die serbische Orthodoxie wird zum Werkzeug völkischen Nationalismus, was von Historiker Batricevic kritisiert wurde.

In seiner Kolumne für „Antena M“ bezeichnete Batricevic die Priester der serbischen Kirche als Prediger des Hasses. Dafür wurde er angezeigt und angeklagt. Dieser Angriff auf die Meinungsfreiheit zeigt, dass die Justiz unter dem Einfluss der neuen Regierung steht. Der Schweizer Historiker Oliver Jens Schmitt warnt vor ethnonationalistischer Position der serbischen Kirche und ihrer Rolle als ideologische Legitimation autoritärer Regime.

Einfluss Russlands

Batricevic warnt auch vor einer möglichen Durchsetzung der Interessen des Kreml durch die serbisch-orthodoxe Kirche. So meint er, dass der Einfluss Russlands in Montenegro zunimmt, während pro-kremlische Politiker wichtige Positionen besetzen. Diese Entwicklungen könnten darauf abzielen, die Souveränität Montenegros zu untergraben und die „serbische Welt“ zu schaffen.

Die Kontrolle über Medien und wirtschaftliche Bereiche zeigt eine gezielte Strategie. Pro-westlich orientierte Montenegriner befürchten eine Destabilisierung des Landes durch den Kreml. Boban Batricevic steht nun vor Gericht, nicht für Hass und Intoleranz, sondern für seine Kritik an der serbischen Orthodoxie und ihren politischen Verstrickungen. Der Prozess verdeutlicht die brisante Lage, in der Meinungsfreiheit und geopolitische Interessen aufeinandertreffen.