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PFLEGESERVICE

Gräber am Balkan: Wer kümmert sich, wenn sich niemand kümmern kann?

Branko Gorica (68)
„Die Zeit ist fast um“
„Ich bin in Wien aufgewachsen. Meine Eltern sind in den 1960-er Jahren hierhergekommen. Als sie in die Rente gegangen sind, sind sie wieder nach Bosnien-Herzegowina umgezogen. Da wir aus einem sehr kleinen Dorf kommen, das von den anderen Dörfern und von der Stadt Pale und Sarajevo relativ weit entfernt ist, habe ich versucht, sie zu überzeugen, in Österreich mit mir und meiner Familie zu bleiben. Doch es war ihr Traum von Anfang an, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Ich habe mich bemüht, sie regelmäßig zu besuchen und ihnen auf allen Wegen zu helfen – sowohl finanziell als auch logistisch. Doch die logistische Hilfe war, natürlich, nicht so einfach zu gewährleisten wie die finanzielle. Als sie wirklich alt und schwach wurden, war es für sie unmöglich, weiterhin in ihrem Dorf zu wohnen. Sie müssen sich das vorstellen – das ist ein Dorf mit einem Geschäft und einer Schule. Sonst gibt es dort nichts. Außerdem haben viele Menschen das Dorf verlassen und sind in die größeren Orte umgezogen. Dadurch, dass sie lange in Österreich gewohnt haben, hatten sie dort auch nicht viele Freunde mehr. Aus diesem Grund habe ich sie in ein Altersheim verlegt, wo sich jemand um sie rund um die Uhr kümmern konnte. Vor zehn Jahren ist mein Vater gestorben und vor neun auch meine Mutter. Es war eine sehr schwierige Zeit für mich. Sie wurden auf einem kleinen Friedhof auf einem Berg in der Nähe von unserem Dorf Sjetlina begraben. Der Friedhof ist aufgrund seiner Lage schwer zu erreichen – er liegt, wie gesagt, auf einem Berg, der keine asphaltierten Straßen hat. Man kann bis zu einem gewissen Punkt mit dem Auto kommen, doch dannmuss man zu Fuß weiter. Das Gefälle des Bergs ist sehr steil und für ältere Menschen ist es fast unmöglich, darauf zu steigen. Und ich bin schon ein älterer Mann. Ich habe chronische Probleme mit meinen Knien und die Gräber meiner Eltern zu besuchen, wird für mich immer schwieriger. Meine Kinder zeigen kein großes Interesse, mit mir hinzufahren. Ich kann ihnen keine Vorwürfe machen – sie haben jetzt ihre eigene Familie, um die sie sich kümmern müssen. Mein Bruder wohnt auch in Wien und kann selber nicht so oft, wie nötig, nach Bosnien-Herzegowina fahren. Im Dorf gibt es mittlerweile auch keinen, der die Gräber richtig pflegen kann. Viele Freunde meiner Eltern sind auch gestorben und ihre Kinder sind vor Jahren wegegezogen. Ich würde mir so sehr wünschen, dass es ein verlässliches Pflegeservice gibt, das die Gräber meiner Eltern pflegen könnte. Denn für mich ist die Zeit fast um.“

Ana Petković (35)
„Ich weine über das Schicksal meiner Großeltern“
Meine Eltern kommen aus Lika, Kroatien aber ich wurde in Zagreb geboren und aufgewachsen. Als ich 15 Jahre alt war, sind wir nach Österreich gezogen. Ich kann mich noch erinnern, dass es für meine Eltern sehr schwierig war, sich um meine Großeltern zu kümmern als wir noch in Zagreb gewohnt haben. Die Situation wurde, natürlich, komplizierter als wir dann nach Österreich gekommen sind. Meine Großeltern mütterlicherseits sind vor 12 Jahren gestorben und in Lika begraben. In den ersten Jahren nach ihrem Tod haben vorwiegend meine Tanten die Gräber besucht und gereinigt. Kurz danach sind auch meine Cousinen, also ihre Töchter, ins Ausland gezogen. Logischerweise verbringen meine Tanten seitdem jede freie Minute bei ihnen. Meine Mutter versucht so oft wie möglich nach Lika zu fahren und die Gräber meiner Großeltern zu pflegen. Doch das ist ziemlich kompliziert, da wir immer viele Verpflichtungen in Zagreb haben, wenn wir in Kroatien sind. Trotz der Aufteilung zwischen meiner Mutter und meinen Tanten, die Gräber zu besuchen, bleiben sie sehr ungepflegt und schmutzig. Meiner Meinung nach, braucht es eine regelmäßige Pflege – und nicht nur, wenn es um die Gräber meiner Großeltern, sondern um alle anderen Gräber am Balkan geht. Ich nehme an, dass viele Friedhöfe in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens in einem sehr schlechten Zustand sind. Außer vielleicht jenen, die in den Großstädten sind. In Österreich ist die Situation anders, da Österreich ein Land ist, wo Ordnung herrscht. Ich höre auch sehr oft, dass die Wartungservices an Friedhöfen, für die man zahlen muss, wenn man ein Grab hat, nicht gut sind. Die Gräber meiner Großeltern sind mittlerweile dermaßen von Unkraut bedeckt, dass man sie schwer erkennen kann. Ich weiß, dass der Friedhof sehr klein und kein „Zentralfriedhof“ ist, aber nichtdestotrotz ist es sehr beschämend, in welchen Zustand sie sich befinden. Es tut mir sehr weh, dass sie so weit von uns begraben sind, dass wir ihre Gräber nicht regelmäßig besuchen und pflegen können. Manchmal weine ich über ihr Schicksal, da weder sie, noch andere Menschen das verdient haben. Ein regelmäßiges Pflegeservice wäre dringend notwendig!

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