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Bosnien und Herzegowina

Gravierende ökologische Folgen: Jablanicko-See wieder verunreinigt

(FOTO: facebook/zelenineretvakonjic)
(FOTO: facebook/zelenineretvakonjic)

Besorgniserregende Aufnahmen des Jablanicko-Sees, die vom Umweltschutzverein „Zeleni Neretva“ auf Facebook veröffentlicht wurden, haben auf den sozialen Netzwerken für rege Diskussionen gesorgt. Die dort festgestellte Algenblute scheint ein wiederkehrendes Phänomen zu sein. Dieses wird insbesondere im Frühjahr beobachtet. Experten warnen vor gravierenden ökologischen Folgen.

Im Frühling kehrt sie wieder – die Algenplage im Jablanicko-See. Ein Gewässer, das eindrücklich die ökologischen Probleme in Bosnien und Herzegowina (BiH) widerspiegelt. Durch eine übermäßige Konzentration von Phosphaten, die unter anderem in Waschmitteln enthalten sind, kommt es zu einer explosionsartigen Vermehrung von Algen, die das ökologische Gleichgewicht des Sees bedroht.

Chronische Verschmutzung

Sanel Ridanovic, Leiter der Biologieabteilung am Lehrerseminar der Universität „Dzemal Bijedic“, erläutert die Hintergrunde: „Dieser Zustand wiederholt sich seit Jahren. Der Phosphor, der normalerweise in Waschmitteln zu finden ist, fordert das Algenwachstum. Schon vor zwei Jahren habe ich darauf hingewiesen, dass die primäre Verschmutzungsquelle gefunden werden muss.“ Es besteht der Verdacht, dass die kommunale Abwasserentsorgung in Konjic oder industrielle Anlagen Ursachen für die Verschmutzung sein könnten. „Ohne ausreichend Sauerstoff in diesem Wasser ist mit einem massenhaften Fischsterben zu rechnen“, warnt Ridanovic.

Zunahme der Algenblute

Amir Variscic, Vorsitzender des Umweltschutzvereins „Zeleni Neretva“, bestätigt einen traurigen Rekord: Noch nie war das Ausmaß der Algenblute so groß wie in diesem Jahr. Die Übersättigung mit Phosphaten und Nitraten, die sowohl aus industriellen Quellen als auch aus Haushalten und der Landwirtschaft stammen, scheint der ausschlaggebende Faktor zu sein. „Obwohl Algen für den Menschen nicht direkt gefährlich sind, führt ihre Präsenz zu einem extrem hohen Sauerstoffverbrauch im Wasser, was die Wasserflora und -fauna stark beeinträchtigt“, erklärt Variscic.

Gesetze ohne Wirkung

Die Situation scheint aussichtslos. Trotz wiederholter Hinweise und Appelle für effektive Maßnahmen zur Verringerung der Wasserverschmutzung bleiben die Vorschlage des Umweltschutzvereins unberücksichtigt. Eine kürzlich erneuerte Verordnung der Regierung der Föderation Bosnien und Herzegowinas über die Einleitung von Abwasser sieht zwar Verbesserungen vor, macht allerdings eine Ausnahme für Unternehmen, die noch keine Kläranlagen besitzen. Diese dürfen weiterhin ungehindert Abwasser einleiten. Variscic betont, dass die Investition in Klaranlagen mit Kosten in Hohe von Millionen beträchtlich ist, doch ohne wirksame Maßnahmen konnten die Folgen für Umwelt und Wirtschaft bald noch dramatischer sein.

Zukunft des Jablanicko-Sees: Eine dustere Prognose

Gefragt nach der Zukunft des Sees, zeichnet Variscic ein düsteres Bild: „Wenn sich die Industrie in Konjic weiter ausdehnt, ist eine Verschlimmerung der Lage im Jablanicko-See leider sehr wahrscheinlich“. Bereits jetzt sind außer den mikroskopischen auch größere Algenformen aufgetreten, die als „Wassergläser“ bekannt sind und die Uferregionen überwuchern. Dies deutet auf eine bereits langfristige Beeinträchtigung des ökologischen Gleichgewichts hin.

Die Agentur für das Wasserbecken des Adriatischen Meeres hat bereits reagiert und nach Eingang entsprechender Berichte und Fotos eine Felduntersuchung eingeleitet. Trotz der festgestellten Algenblute wurden keine Veränderungen in der Farbe des Neretva-Flusses bei Konjic festgestellt. Dennoch erwarten die Experten aufgrund der Rekordhöhen Temperaturen und der allgemeinen hydrologischen Bedingungen eine Fortsetzung dieser Erscheinungen.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.