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Gemeinderatswahl

„Habts uns net verdient!“: Innsbruck-Kandidat rastet nach Wahlpleite aus

(FOTO: Screenshot/X/@stopptrechte)
(FOTO: Screenshot/X/@stopptrechte)

In der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck behalten die Grünen trotz eines Verlusts von etwa fünf Prozentpunkten ihre prägende Stellung. Ihr Spitzenkandidat Georg Willi tritt in der Stichwahl gegen Anzengruber von der Liste Ja – Jetzt Innsbruck an. Vor der Wahl war Anzengruber Vizebürgermeister für die ÖVP, bis es zu einem Bruch kam. Die Partei verbannte ihn ins politische Abseits und ernannte Florian Tursky zum Spitzenkandidaten. Trotz der Fusion mit FI, ÖVP und dem Seniorenbund konnte Tursky bei dieser Wahl nicht überzeugen, während Anzengruber mit seiner neuen Liste einen klaren Wahlsieg einfuhr. Aber auch Gerald Depaoli flog aus der Liste…

Innsbruck steht nach der jüngsten Gemeinderatswahl vor einer bedeutenden politischen Wende. Ein Video auf Twitter enthüllt die ungefilterten Emotionen eines Politikers, dessen Wahlkampf nicht von Erfolg gekrönt wurde. Gerald Depaoli, der mit seiner Liste „Gerechtes Innsbruck“ antrat, erhielt lediglich 3,48 Prozent der Stimmen und verpasst damit den Wiedereinzug in den Gemeinderat. „Liebe Innsbrucker, ihr habt uns Leute, wie wir sind, mit Handschlagqualität und bodenständig, ihr habt uns gar nicht verdient,“ lässt Depaoli in besagtem Video verlauten (Gerald Depaoli). Eine emotionale Reaktion, die exemplarisch für die Dramatik des Wahlausgangs steht.

Überraschungen der Wahl

Die Wahl in Innsbruck hatte für mehr als 100.000 Stimmberechtigte die Bedeutung einer politischen Neuausrichtung. Als sensationell gilt das Abschneiden der Volkspartei ÖVP, die trotz hohen Einsatzes, unter anderem durch die Unterstützung des Digitalisierungsstaatssekretärs Florian Tursky, mit nur 10,43 Prozent der Stimmen eine klare Niederlage erlitt. Selbst prominente Unterstützung durch ehemalige Parteigroßen wie Herwig van Staa und Wolfgang Schüssel konnte das Ruder nicht herumreißen.

Die eigentliche Überraschung der Wahl ist jedoch Johannes Anzengruber, der als ÖVP-Rebell und Spitzenkandidat seiner eigenen Liste mit 19,41 Prozent auf den zweiten Platz vorstieß. Er setzte sich damit gegen den FPÖ-Kandidaten Markus Lassenberger durch, der trotz führender Position in Umfragen nur 15,9 Prozent erreichte.

Anzengruber trifft auf Willi

Die bevorstehende Stichwahl ist geprägt von einem Kampf um politische Deutungshoheit, der am 28. April seinen Höhepunkt erreichen wird. Dort trifft Anzengruber auf den amtierenden grünen Bürgermeister Georg Willi. Die Grünen verzeichneten zwar Verluste, konnten aber mit dem ersten Platz in der Stichwahl einen entscheidenden Punktsieg erringen (20,9 Prozent). Anzengruber, der ein Mitte-Rechts-Bündnis anstrebt, könnte es schwer haben, die Wähler von seiner Linie zu überzeugen. Der grüne Stadtchef wiederum sah eine Auseinandersetzung mit der FPÖ womöglich als vorteilhafter an, muss sich jedoch nun gegen einen moderat auftretenden Gegenspieler behaupten.

Grüne behaupten sich

Trotz Verlusten bleiben die Grünen mit 18,9 Prozent die stärkste Partei im Gemeinderat. Anzengrubers Liste JA konnte 16,9 Prozent erzielen und landete damit vor der FPÖ, die auf 15,2 Prozent kam. Die Tursky-ÖVP fand sich mit 10,2 Prozent sogar hinter der SPÖ (13,5 Prozent) auf Platz fünf wieder.