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INTERVIEW

Harry Mo: „Mein Herz schlägt für den Balkan!“ (VIDEO)

Harry Mo
FOTO: Screenshot/KOSMO

Der junge Oberwarter Sänger Harry Mo (24) hat eine große Liebe: die Musik und die Kultur des Balkans.

Während andere Jugendliche seines Alters zu Rappern wie RAF Camora oder Dance-Hits im Praterdome abfeiern, lässt das Harry Mo komplett unbeeindruckt. „Ich höre seit ich ein Teenager bin Mile, Indy, MC Stojan, Đani, MC Yankoo und Andreana. Ohne Balkanmusik kann ich mir schwer eine geile Party vorstellen. Und wenn ich in Wien fortgehe – was eher selten passiert – dann nur in Jugo-Clubs“, sagt Harry gleich am Anfang des Interviews, welches wir im „Face“-Club auf der Ottakringer Straße führen.

Nachdem der junge Austroafrikaner dieses Jahr erfolgreich seinen ersten Song samt Musikvideo vorstellte („Afro kolo“), will der gelernte Produktionstechniker, nun den nächsten Schritt gehen: Er arbeitet bereits an einer neuen „Jugo-Single“ und träumt von Duetts mit großen Balkanstars. Der 24-jährige Ottakringer mit Wurzeln aus Angola spricht im KOSMO-Interview über Ähnlichkeiten zwischen der afrikanischen und balkanesischen Kultur, die kulinarische Liebe zur Pljeskavica und seine Erlebnisse mit Mile Kitić. Nicht nur das: Für die KOSMO-Leser hat Harry Mo exklusiv auch gleich ein Ständchen eingelegt (zu sehen im Video auf der nächsten Seite).

KOSMO: Du gehst in Jugo-Clubs fort, singst bereits eigene Lieder auf unserer Sprache und wohnst im Balkan-Bezirk Ottakring. Wie kam es dazu?
Harry Mo:
Ich bin in Oberwart im Burgenland aufgewachsen. Bereits mit acht Jahren kam ich durch einen kroatischen Kumpel, dessen Familie ein Gasthaus im Ort hatte, mit der Kultur und der Sprache in Berührung. Die Sprache hat mich so begeistert, dass ich sie zu lernen begann. Leider zog er weg und ich hatte lange keinen Bezug mehr. Bis zu meiner Lehrzeit wo ich einen bosnischen Kumpel hatte. Aber genrell hat mich die Herzlichkeit und Offenheit der Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien berührt, nachdem ich auf vielen Feiern und Hochzeiten dabei war. Es erinnert mich sehr stark an Angola und die Kultur meiner afrikanischen Familie. Leute aus Ex-Yu haben, was das betrifft, viele Ähnlichkeiten mit uns Afrikanern.

Wie viele deiner Freunde haben ex-jugoslawischen Background?
Ehrlich? Ich würde sagen um die 80 Prozent sind es Leute aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens. Es ist wie es ist: Mein Herz schlägt für den Balkan.

Sag jetzt nicht deine Freundin ist auch aus Ex-Jugoslawien?
Oh ja, ist sie! Sie kommt aus Požarevac in Serbien und ist eine Vlajna (Wallachin).

Also, die Heiratsangebote in der Inbox landen dann im Papierkorb. Oder?
Ja. Treue ist mir wichtig! Und das wird auch so bleiben, egal wie weit es mit der Musik geht…

FOTO: KOSMO

„Afro kolo“ ist dein Erstlingswerk aus diesem Jahr, welches in der Community eigentlich sehr gut ankommt. Wie kam die Idee, selber Balkanmusik zu machen?
Irgendwann hat’s mir nicht gereicht, immer nur Cover zu singen. Mit dem Lied „Afro kolo“ wollte ich Afrika und den Balkan verbinden und ich glaube, es ist mir gut gelungen beide Kulturen in diesem Video zu vereinen. Außerdem will ich Balkanmusik machen, die nicht von Kokain, Drogen und Gewalttaten handelt, sondern von den wahrlich schönen Seiten des Lebens. Das entspricht nicht meinen religiösen Vorstellungen. Ich bin Zeuge Jehovas und habe deswegen auch mit dem Rappen aufgehört. Ich will, dass Kinder meine Musik anhören können, aber auch ihre Eltern.

Meinst du, dass Rap nicht vereinbar ist mit dem Glauben als Zeuge Jehovas?
Nein, das würde ich nicht sagen, aber ich habe vor meiner großen Lebensentscheidung und meiner Taufe aggressiven Rap gemacht. Jetzt weiß ich dass das nicht mein Weg ist. Und mit der Balkanmusik fand ich schnell zum Gesang. Ein bisschen Rap ist, wie man ja in „Afro kolo“ merkt, auch noch immer ein Teil von mir.

Wie kam es zum Kontakt mit Mile Kitić?
Ich habe gesehen, dass Mile einen Auftritt in Wien hat. Ich wusste, dass ich unbedingt hin muss, weil ich schon immer ein großer Fan von ihm war. Ich verspätete mich leider und als ich ankam, merkte ich, dass er gerade seinen größten Hit „Kilo gore, kilo dole“ („Ein Kilo runter, ein Kilo rauf“) fertig gesungen hat. Es gab dann eine Pause und ich bat ihn, dass Lied nochmal zu singen. Er war verwundert, dass ich ihn auf Serbisch ansprach. Aber er holte mich dann beim Lied auf die Bühne. Ich bin Mile für alles dankbar, ebenso anderen Unterstützern wie meinem Produzenten Cuki (Suat), der Sängerin Andreana oder dem Münchner Kollegen Ante M.

Seit 3 Jahren lebst du in Wien. Wie fühlst du dich in Ottakring?
Ach, hier ist es echt super. Ich liebe diese Balkanatmosphäre und die Tatsache, dass es hier so viele Jugo-Clubs und Cafés gibt. Und wenn ich Hunger hab, gibt’s überall „punjena“ Pljeskavica und Ćevape.

Wo gibt es deiner Meinung nach die beste gefüllte Pljeskavica in Wien?
Meiner Meinung nach im Semendria. Dort esse ich gerne.

Wie reagieren die Leute in der Jugo-Szene auf dich, wenn sie dich im Club abgehen sehen?
In OTK kennt mich schon ein nicht so kleiner Teil, weil ich da auch meistens unterwegs bin. Es ist aber immer wieder lustig, wenn sich die Leute wundern, dass ich ihre Sprache spreche und die ganzen Hits mitsingen kann. Sie reagieren dann typisch Jugo: umarmen mich, sind laut, singen, feiern… Am lustigsten sind die Erlebnisse, wenn mich jemand auf Englisch anspricht und ich auf Serbisch antworte.

Wie sehen die weiteren musikalischen Pläne aus?
Es steht eine neue Single an. Es ist ein Liebeslied, dass den Namen „Verujem u tebe“ trägt. Abgesehen von Videos und Singles, die mein Freund Cuki produziert, will ich mehr auf Bühnen präsent sein. Bald geht es nach Villach in den Vanilla Club. Ich gehe jetzt mal alles Schritt für Schritt an, aber ja: wer weiß was noch kommt.

Wir wünschen dir viel Erfolg!

Auf der nächsten Seite könnt ihr euch ein Video von Harrys Auftritt zusammen mit Mile Kitić und seinen exklusiven Gruß an alle KOSMO-Leser ansehen: