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Härter, lauter & flüssiger: So überlebst du als Švabo Fortgehen auf der OTK

(FOTOS: iStockphoto)

Wenn man auch nur einen kleinen Blick in die zahlreichen Balkanlokale Wiens wirft, wird einem eines sofort klar – die Balkanci feiern auf jeden Fall anders. Angefangen beim „Dresscode“, der Musik und der Art des Lokals gibt es da noch einiges mehr, was die Jugo- von den Švabofeiern unterscheidet, mit diesen paar Tipps und Kniffen wird die Balkanparty als Österreich mit Sicherheit ein tolles Erlebnis.

Das Nachtleben der ex-jugoslawischen Community in Wien gehört wohl zu einer der ausgeprägtesten Szenen. Vor allem die berühmte OTK ist wohl die beliebteste Fortgehmeile der Wiener Balkanjugend. Diese Fülle an Lokalen ist wohl für einige Österreicher ziemlich undurchsichtig und man könnte sich als „Nicht-Jugo“ leicht in diesem Dschungel an unterschiedlichsten Lokalen verirren, ganz zu schweigen von der Tatsache das eines ganz klar ist: Die Balkanci feiern härter, lauter, flüssiger und emotionaler als wir Österreicher.

Da ich nun selbst mehr als 10 Jahre in der Jugoszene unterwegs bin, möchte ich meinen Švabos einen kleinen Einblick und die „Dos and Don’ts“ der Balkanpartys geben, mit welchen diese auf jeden Fall ein Erfolg wird.

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Outfit: fesch und aufreizend, aber nicht billig!
Der wohl erste Punkt, bevor man überhaupt zur Party aufbricht, ist das Aussehen. Wichtig ist es zu wissen wohin einen die Jugofreunde entführen. Sollte es sich um eine „sedeljka u kafani“ (vergleichbar mit einem angenehmen Zusammensitzen im Pub), handeln, so kann man ruhig etwas legerer in die Nacht starten. Bei einem Diskobesuch, ähnlich wie bei österreichischen Tanzlokalen, sollte man sich schon auftakeln und das hübscheste Gewand aus dem Kleiderschrank hervorfischen. Für Männer bedeutet das: elegante Schuhe, ein Hemd, vielleicht sogar Sakko und elegante Jeans – mit einem Wort mindestens „casual elegance“. Die Damen der Schöpfung haben es da wohl etwas schwerer bzw. um einiges mehr Auswahl. Kleidungstechnisch ist so gut wie alles erlaubt, solange es elegant, aufreizend und sexy ist. Aber Vorsicht, als Dame sollte man es mit der Rockkürze und dem Ausschnitt nicht übertreiben, man möchte doch nicht als „laka riba“ (leichtes Mädchen) gelten.

„Jedi masno“ („Iss fettig!)
Vielleicht noch wichtiger als die Outfitwahl ist es gut ausgeschlafen und gut genährt in die Nacht zu starten. Viele meiner Bekannten gaben mit den Tipp, „Jedi masno pre izlaska!“ (Iss vorm Fortgehen fettig!), um die Mengen an Schnaps und anderen harten Getränken besser durchstehen zu können – ein weiser Rat der mir schon einige Partys und die Kater danach erleichtert hat.

So da wir uns nun sowohl outfit- als auch esstechnisch gut vorbereitet haben können wir beruhigt ins Nachtleben starten. Im Lokal angekommen wird erstmal eine Runde gemacht, um zu sehen, ob sich Bekannte auch ins Nachtleben gestürzt haben. Sollte dem so sein wird natürlich jeder ausführlich begrüßt und abgebusselt, diese Runden durchs Lokal wiederholen sich im Laufe der Nacht stets, somit stellt euch auf viele Namen und neue Bekanntschaften ein. Sollte euch ein Freund auffordern „Ajde da napravimo rundu“ und ihr als reine Burschengruppe durch das Lokal streift, so hat das meist nicht den Zweck Freunde im Lokal zu treffen, sondern vielmehr das weibliche Publikum genauer in Augenschein zu nehmen.

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Sei kein Geizhals!
Endlich im Lokal „stationiert“, wird natürlich gleich mal bestellt. Vorsicht! Bestelle als Švabo niemals nur ein Getränk für dich alleine, man möchte doch kein „stipsa“ (Geizhals) sein. Das Zauberwort im Jugolokal heißt „tura“, also Runden spendieren. Viele Fortgehgruppen legen auch gleich am Anfang der Nacht für eine Flasche Wodka oder Whiskey zusammen, dies erhöht die Chancen auf einen Tisch und erleichtert den ungestoppten Alkoholfluss in den gut gefüllten Lokalen. Ebenso wie das Bestellen für sich selbst ist das „individuelle Trinken“ auf jeden Fall ein Dont – viel besser ist es vor jedem Schluck mit seinen Freunden mit einem herzhaften „živeli“ oder „nazdravlje“ anzustoßen. Dies mag womöglich etwas langwierig und umständlich erscheinen, allerdings hält man somit den Alkoholpegel und somit auch die Stimmung der gesamten Truppe auf ähnlichem Niveau.

Wie wird getanzt?
Abhängig von der Lokalwahl unterscheidet sich auch die Musik, solltet ihr den Abend in einer Kafana verbringen so bereitet auch auf typische kafanske pesme bzw. dvojke vor. Oftmals gibt es in diesen Lokalen auch keine Boxen, alle Gäste grölen lauthals zur Livemusik mit und genießen sitzend den Rakija, welcher mit Bier oder Wein runtergespült wird. Etwas anders sieht es in den Jugodiskotheken aus, dort werden moderne Popfolklieder oftmals mit weltweitbekannten House-, Techno- oder Hiphopbeats vermischt, weshalb ein Besuch in der Jugodisko für Švabos wohl ein leichterer Einstieg in die Jugoszene ist.

Da wir nun über Musik gesprochen haben ist es zum Tanzen nicht weit. Während in Kafanas das Schunkeln am Sessel, welches nach einer gewissen Alkoholmenge von ganz alleine kommt, und das gelegentliche Hände-in-die-Höhe-Strecken reicht und in den Jugodiskos ähnlich wie in den österreichischen Pendants getanzt wird, sind hier keine besonderen Kniffe zu nennen. Eine Ausnahme sind hier nur die Folkloretänze und das, wie ich es nenne, brüderliche und schwesterliche Gruppenkuscheln.

Kolo und ganz viel Guy-Love!
Zuerst zum Kolo: Arten dieses Reigentanzen gibt es wie Sand am Meer und für Neulinge in der Balkanszene scheint es schier unmöglich die Schrittabfolge zu lernen. Solltet ihr euch jedoch doch dazu entschließen euch in das Kologetümmel zu werfen, hier ein kleiner Tipp. Sucht euch einen Platz in der Mitte der Menschenkette und versucht auf keinen Fall „kolovođa“ bzw. „kec“ zu sein, da ihr hierfür schon einiges mehr an Übung braucht. Es ist prinzipiell auch keine Schande sich ohne große Vorkenntnisse dem Reigen anzuschließen, allerdings lassen euch am besten vor dem Fortgehen von euren Freunden die Grundschritte in einer Trockenübung zeigen. Für den Anfang reicht auf jeden Fall der Standardtanz „užičko kolo“. Neben diesem wird in einigen Lokalen Wiens auch noch „vlaško kolo“ getanzt, welchen ich allerding erst fortgeschrittenen Kolotänzern empfehlen würde.

Das Gruppenkuscheln, also das Tanzen Hand in Hand bzw. Arm in Arm ist zumeist in den späteren Nachstunden zu erwarten. Erstens da zu dieser Zeit oftmals emotionellere bzw. nostalgische Lieder gespielt werden und zweitens da die brüderliche und schwesterliche Liebe in Relation zum Alkoholpegel stets steigt. Daher seid nicht verwundert, wenn der sonst so machohafte Jugokumpel bei einem bestimmten Lied und nach einem „Pogodila me pesma, brate! Ovo je najskuplja!“ plötzlich in Tränen ausbricht, euch umarmt und abbusselt.

Start in den Kater
Mit diesen höchst emotionalen und nostalgischen Liedern, von manchen auch „žalopojke“ oder „sikter pesme“ gennant, und gemeinschaftlichem Kuscheltänzen endet oftmals auch der Besuch in der Jugodiskothek. Solltet ihr euch auf der OTK befinden, so wird oftmals noch ein fettiger und schwerer „Snack“ in einem der Pljeskavica-Lokale zu sich genommen und der Heimweg, bzw. der Weg in den Kater am Morgen danach angetreten.