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LESERBRIEF

Homo Balkanicus: Warum ich niemals „einen von unten“ heiraten würde!

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FOTO: iStockphoto

Die KOSMO-Redaktion erreichte der Brief einer unserer Leserinnen, Ivana S., in dem sich vermutlich viele Gleichgesinnte wiedererkennen werden…

Mein Onkel hatte neulich angesichts meines prekären Liebeslebens einen wohlgemeinten Rat für mich: „Ivana, Schatzi hol‘ dir doch einfach einen von unten! Der wäre dir sicher sehr dankbar, und du würdest auch noch etwas Gutes damit tun!“

Angesichts dieser Aussage gibt es wohl doch noch jemanden auf dieser Welt, der meine Aussichten auf eine intakte Beziehung mit einem Mann, der im selben Land lebt, wie ich, noch miserabler einstuft, als ich es tue. So, wie sich verzweifelte Schwabos ihre „Frauen aus dem Katalog“ bestellen und Frei Haus aus Thailand liefern lassen, sollen es also auch Frauen, wie ich mit Männern aus dem Balkanraum angehen.

Nicht falsch verstehen – es gibt sicher etliche gute Partien dort drüben, nur haben in der Regel all jene, die wirklich etwas drauf haben, längst das Land verlassen, um im Ausland Fuß zu fassen. Verständlich, wenn man einen Blick auf die dortigen Arbeitsverhältnisse wirft.

Die meisten, die noch unten leben, sind entweder zu bequem, um sich den Arbeitsstandards im deutschsprachigen Raum anzupassen, zu konventionell, um sich mit den hiesigen Standards anzufreunden, oder einfach zu patriotisch veranlagt, um ihr „geliebtes Vaterland“ zu verlassen. Allessamt legitime Gründe, um zu bleiben, jedoch nicht, um dort jemandem zum Heiraten zu suchen.

Klar, auch am Balkan gibt es Menschen, die „was reißen“, in der Regel sind diese aber auch schon in glücklichen Beziehungen. Somit bleibt ein gewisser Teil von Männern übrig. Mit einem von ihnen hatte ich erst unlängst das Vergnügen, und beschloss für mich, dass ich so jemanden niemals heiraten würde…

Neulich erhielt ich eine Facebook-Freundschaftsanfrage von einem Mann, den ich flüchtig vom Sehen aus dem Balkan-Dorf kenne, in dem ich aufgrund meiner Wurzeln hin und wieder gewisse Feiertage verbringe. Alle heiligen Zeiten sehe ich ihn dort herumgeistern. Wie ich später erfuhr, ist er Ende 30, Anfang 40, lebt nach wie vor in diesem Dorf im Haus neben seiner Mutter, obwohl es dort keinerlei ernsthafte Jobchancen gibt, war nie verheiratet und scheint – wie ich kurz nachdem ich seine Anfrage aus Höflichkeit angenommen hatte, gemerkt habe, an Realitätsverlust zu leiden. Zum Vergleich – ich bin 21, was diese ganze Aktion umso skurriler macht.

„Šta ima?“ (zu Deutsch: „Was gibt’s“) schrieb er fünf Sekunden nachdem ich auf den „Bestätigen“-Button klickte – so als würden wir täglich voneinander hören. Ich antwortete nicht. Ein paar Stunden später kam ein weiterer, leicht aggressiver Versuch: „Warum nimmst du meine Anfrage an, wenn du nicht schreiben willst??!!!“ schickte er in seiner Muttersprache.

Interessant – ich wusste nicht, dass eine bestätigte Freundschaftsanfrage gleichzeitig bedeutet, dass ich scharf drauf bin, mit jemandem zu schreiben. Für ihn schien das aber genau solch ein Signal gewesen zu sein. Ich reagierte jedenfalls wieder nicht, da mir nicht nach Stress zumute war, und erhielt am nächsten Tag eine Reihe von Fragezeichen von ihm. Als ich gerade dabei war, ihn als Freund zu entfernen, trudelte eine weitere Nachricht ein: „Du arrogantes Miststück, wofür hältst du dich eigentlich? Antworte mir gefälligst, wenn ich dir schreibe!“ Ich löschte und blockierte ihn sofort.

Schuster bleib bei deinem Leisten!

Auch auf die Gefahr hin jetzt arrogant zu klingen: „Was zum Teufel lässt diesen Versager auch nur ansatzweise glauben, dass eine junge, gebildete, in Österreich lebende Frau, die sich zudem auch noch sehen lassen kann, auf jemanden, wie ihn abfahren könnte?

Meiner Meinung nach sollte man nur in jenen Gewässern fischen, die für einen geeignet sind. Ich versuche meine Chancen ja auch nicht bei einem Brad Pitt-Lookalike mit Harvard-Abschluss.

Derartige Verhaltens- und Sichtweisen sind vor allem in der Balkanregion verbreitet. Veraltete, frauenfeindliche und radikale Ansichten in diese Form sind dort präsenter als hier, scheint mir. Zwar gibt es auch in Österreich, Deutschland & Co. Männer, wie oben präsentiertes Exemplar, dennoch in einer, wie mir scheint, abgeschwächten und zivilisierteren Form.

Option #1: Der Gold Digger
Dieses Exemplar hat es für gewöhnlich auf deine Papiere abgesehen. Vor allem, wenn er besser aussieht als du, kannst du davon ausgehen. Für ihn wird es kein Problem sein, zu dir ins Ausland zu ziehen, denn auch er will sich ein paar Scheine vom berühmt berüchtigten Diaspora-Geldbaum schütteln. Sobald er Fuß gefasst hat, ist er auch schon hinter der Nächstbesten her und du bist zum Schluss die gehörnte Ehefrau. Ein anderer möglicher Ausgang ist aber auch, dass du seinen faulen Nichtsnutz-A**ch mitfinanzieren darfst, während er auf der Couch liegt, weil er keinen Job finden kann oder will.

Option #2: Der Neandertaler
Für diese Sorte Mann kommt es nur in Frage, dass du all deine Brücken abbrichst, zu ihm aufs Land ziehst, und ein Kind nach dem anderen wirfst. Dein Platz wird bei ihm von nun an hinter dem Herd sein, und deinen Mund wirst du auch nur dann aufmachen, wenn du etwas gefragt wirst. Deine einzigen sozialen Kontakte sind von nun an deine Schwiegermutter und die Kinder.

Auf beide Versionen verzichte ich liebend gern – Sorry, not sorry!