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Versorgungslücke

Hüft-OP sofort oder zehn Monate Qual? Wiener zahlt 10.000 Euro

Operationssaal mit Ärzten
(Symbolbild FOTO: iStock)

Zehn Monate Schmerzen oder 10.000 Euro aus eigener Tasche – vor dieser Wahl stand ein Wiener, der dringend eine neue Hüfte benötigte.

Ein 68-jähriger Wiener fasst seine Situation lakonisch zusammen: „Manche Menschen brauchen neue Zähne, bei mir war es halt eine neue Hüfte.“ Diese Erkenntnis gewann er nach einem Arztbesuch im Frühjahr 2024. Zwar wurde er umgehend auf eine Warteliste für einen chirurgischen Eingriff gesetzt, doch dann geriet der Prozess ins Stocken. Der Betroffene hätte mehr als zehn Monate unter Schmerzen ausharren müssen, bis ein Operationstermin verfügbar gewesen wäre.

Auf Anfrage von „Heute“ erklärte der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV), dass derartige Wartezeiten keineswegs der Normalfall seien. „Die durchschnittliche Wartezeit für einen Hüftgelenksersatz lag in den letzten zwölf Monaten im AKH Wien beispielsweise bei rund sechs Wochen, in der Klinik Donaustadt bei rund sieben Wochen“, lautete die Stellungnahme des Verbunds.

Allerdings unterscheiden sich die Wartezeiten für planbare Eingriffe je nach Fachbereich und Krankenhaus – besonders wenn Patienten selbst entscheiden, in welcher Einrichtung sie behandelt werden möchten. „Das kann ein Grund dafür sein, dass Wartezeiten an der einen oder anderen Stelle länger sind als anderswo. Wir weisen Patient*innen dezidiert darauf hin, wenn an anderer Stelle ein rascherer OP-Termin verfügbar ist“, erläuterte der WIGEV.

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Tägliche Schmerzen

Der 68-Jährige versuchte monatelang, mit täglichen Schmerzmittelinfusionen und Gehhilfen die Warteperiode zu überbrücken. Doch irgendwann wurde die Situation unerträglich. „Ich musste mich jeden Tag in die Ambulanz schleppen, um etwas gegen die Schmerzen zu bekommen“, schildert der Wiener seine Lage. An die Aussicht auf einen Termin in einem städtischen Krankenhaus erinnert er sich mit Bitterkeit: „Es hieß, dass ich vielleicht zu Weihnachten dran komme.“

Private Alternative

In seiner Not begann er selbständig nach Alternativen zu suchen und fand schließlich eine Privatklinik, die ihm innerhalb weniger Tage einen Operationstermin anbot. Die Kehrseite: Sämtliche Kosten musste er selbst tragen. Der Eingriff schlug mit über 7.500 Euro zu Buche, und inklusive Folgekosten für Medikamente und Hilfsmittel summierte sich der Betrag auf rund 10.000 Euro. „Natürlich hat mir das Finanzamt die rund 10.000 Euro nicht als Sonderausgabe anerkannt, ich konnte sie also nicht geltend machen“, beklagt er.

Besonders frustriert zeigt sich der Wiener. über die Diskrepanz zwischen seinen jahrelangen Versicherungsbeiträgen und der erlebten Versorgungsrealität: „Ich zahle seit Jahren in meine Versicherung ein, und das kommt dabei raus. Das ist ja kein Einzelfall bei mir“, äußert sich der 68-Jährige verärgert.

Wer nicht über ausreichende finanzielle Mittel für eine private Behandlung verfügt, muss offenbar mit langen Wartezeiten leben.