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Indische Asylwerber: das serbische Tor nach Europa

(FOTO: iStockphoto/prabhat kumar verma)
(FOTO: iStockphoto/prabhat kumar verma)

In Österreich steigen die Zahlen indischer Asylwerber stätig. Waren es vor vier Jahren noch 272 Asylwerber, die aus Indien stammen, sind es dieses Halbjahr (Jänner bis Juni 2022) schon 4.136 indische Flüchtlinge, die in Österreich um Asyl ansuchen.

Momentan überschlagen sich die Meldungen über aufgegriffene Schlepper, die indischen Staatsbürgern ihre Dienste anbieten – und dafür ins Kittchen wandern. Der Regierung ist das Geschehen schon aufgefallen. Integrationsministerin Susanne Raab bestätigt: „Derzeit verzeichnen wir einen großen Asylwerber-Zuwachs aus Indien, Pakistan oder Tunesien – und damit teils aus Ländern, in die wir auf Urlaub fahren.“

Denn heuer stieg die Zahl indischer Asylwerber schlagartig an. Von Jänner bis Juni zählte man schon 4.136 Anträge indischer Staatsbürger. Weniger Asylwerber kamen sogar aus Pakistan (1.485) und Syrien (1.496) – Vergleich ab Seite 5. Geopolitisch sieht man den Auslöser bei Serbien.

Sprungbrett nach Europa

Aufgrund der seit fünf Jahren herrschenden serbischen Visapolitik für Inder, steht Europa wohlmöglich vor einer hinzukommenden Flüchtlingswelle. Denn Serbien hatte am 22. August 2017 die Visapflicht für indische Staatsbürger abgeschafft.

Laut Beschluss der Regierung der Republik Serbien vom 22. August 2017 können Staatsbürger der Republik Indien visafrei einreisen, transitieren und sich bis zu 30 Tagen in einem Zeitraum von einem Jahr in Serbien aufhalten, außer es bestehen Hindernisse lt. Art. 11 des Gesetzes über Ausländer. Der Beschluss tritt am 02.09.2017 in Kraft.„, kann man auf der Homepage des Generalkonsulates der Republik Serbien in Deutschland nachlesen.

Und so ist es für einen indischen Staatsbürger momentan viel leichter als vor 2017 seine „Einreise“ nach Europa über Serbien zu planen. Das Überfahrtsland Serbien wird dabei kaum als mögliches Asylland wahrgenommen. Bloß neun Asylanträge wurden 2021 in Serbien von indischen Staatsbürgern gestellt.

Gründe für die Flucht aus Indien

Laut UNHCR (Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen) sollen letztes Jahr insgesamt 11.509 Menschen aus Indien geflohen sein.

Gründe für die Flucht nach Europa sind schnell gefunden. Die allgegenwärtige Armut ist ein möglicher Auslöser für Flucht. Allerdings kann man im Fall von Indien auch den Kaschmir-Konflikt anführen. Konfliktparteien dabei sind Indien, Pakistan und die Volksrepublik China. Dabei handelt es sich um einen Territorialkonflikt.

Natürlich gibt es auch individuelle Schicksale. Wie das eines indischen Asylwerbers, dessen Anträge 2020 vom Bundesverwaltungsgericht abgelehnt wurden. Der Mann hatte angegeben, „dass er in Indien Taxilenker gewesen sei und im Juli 2003 zwei Personen befördert habe, die gesuchte Terroristen aus Kaschmir gewesen seien. Er sei daraufhin von der Polizei festgenommen, angehalten und geschlagen worden. Gegen eine Kaution von 90.000 Rupien sei er wieder freigekommen. Etwa einen Monat später sei er nochmals von der Polizei festgenommen worden und gegen Bestechungsgeld in der Höhe von 10.000 Rupien wieder entlassen worden. Danach habe er Indien verlassen.„, nachzulesen in den Gerichtsdokumenten des Bundesverwaltungsgerichtes. Die Ausführen des Mannes wurden vom Gericht als nicht glaubhaft beurteilt.

Hohe Ablehnungsquote

Weltweit wurden 2021 insgesamt 90 Prozent der Asylanträge abgelehnt. Demnach mussten letztes Jahr 10.358 Personen wieder zurück nach Indien, denn sie wurden abgeschoben. Österreich lehnte heuer bislang 72 Prozent aller Asylanträge indischer Staatsbürger ab. Die restlichen 28 Prozent haben noch kein Urteil erhalten. Die Ablehnungsquote ist hoch. Der Grund könnte an der relative stabilen Wirtschaftslage des Landes liegen. Denn laut United Nations Comtrade hat Indien 2021 seine Exportquote im vergleich zum Vorjahr um 43 Prozent steigern können. Trotz Corona. Der Import wuchs sogar um 55 Prozent auf 570,4 Milliarden US-Dollar.

Trotzdem kann man in Indien die Kluft zwischen arm und reich deutlich sehen. Zahlen der SOS-Kinderdörfer bestätigen, dass „zwei Drittel der Menschen in Indien in Armut leben: 68,8 % der indischen Bevölkerung müssen mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag auskommen.

Einen Schlepper kann man damit nicht bezahlen. Wer nun wirklich aus Indien flüchtet und weshalb ist wohl noch ein Thema für zukünftige Erhebungen im Bereich der Asylpolitik.