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MEIN SCHICKSAL

Kampf gegen die Sucht: Wenn das Leben schwierige Geschichten schreibt

(Foto: iStock)

Wenn es im Leben schwierig wird, finden manche Menschen Hilfe in der eigenen Stärke und entscheiden sich, selber den Weg der Heilung zu suchen. Leider geben andere auf und gehen den Weg des geringsten Widerstands. Aber manchmal erscheint der rettende Strohhalm in den Fluten gerade dann, wenn man ihn am wenigsten erwartet.

Tijana L. (28) wurde in Österreich geboren, aber im Alter von nur drei Monaten brachten ihre Eltern sie in einen kleinen Ort in Serbien und ließen sie dort bei den väterlichen Großeltern zurück. Sie waren der Meinung, so sei es für alle am besten, denn sie planten, hart zu arbeiten und möglichst viel zu verdienen, um mit den Ersparnissen nach Hause zurückzukehren. Aber wie so viele andere, die ähnliche Pläne geschmiedet hatten, kehrten sie nie zurück und ihre Tochter ist sich sicher, dass sie mit dieser und anderen schlechten Entscheidungen ihr Leben fast zerstört hätten. Es brauchte viel Überzeugung und Überredung, Tijana zu einem Gespräch mit KOSMO zu bewegen. Nach mehreren Anläufen liegt ihre Geschichte endlich vor euch. Vielleicht hilft sie anderen daran zu glauben, dass es immer einen Ausweg gibt, egal, wie schwer die Situation sein mag.

,,Meine ersten Erinnerungen stammen aus der Zeit, als ich drei Jahre alt war. Ich wuchs bei Oma und Opa am Rande einer Kleinstadt auf und meine Eltern sah ich dreimal im Jahr: zu Weihnachten, zu Ostern und, wenn sie im Sommer drei Wochen auf Urlaub kamen. Es gab keinen Mangel, denn sie schickten aus Wien Geld, aber ich kann nicht sagen, dass ich eine glückliche Kindheit hatte. Alle Kinder hatten Mutter und Vater, nur ich hatte eine strenge Großmutter und einen ständig halbbetrunkenen Großvater.

Niemand las mir Gute-Nacht-Geschichten vor, niemand streichelte mich und gab mir Kosenamen. Wenn meine Eltern da waren, verbrachten sie die meiste Zeit mit den Handwerkern, die ihr Haus bauten, und die Geschenke, die sie mitbrachten, machten mir keine Freude. Als ich ungefähr vier Jahre alt war, kam meine Schwester Bojana auf die Welt, aber sie blieb bei den Eltern in Österreich. Das kleine Baby wurde der Mittelpunkt ihrer Welt und ich war eine unerzogene und undankbare Last. Natürlich stand nie zur Debatte, dass auch ich zu ihnen in ihre ferne Welt kommen könnte, vor allem, als ich das Alter hatte, in die Schule zu gehen. Für mich war die Schule in Serbien gut genug.

So wäre es auch geblieben, wäre nicht die Oma in dem Winter, als ich neun Jahre alt wurde, erkrankt und im Frühjahr darauf gestorben. Ich habe dieses Schuljahr noch beendet, aber im September reiste ich zum ersten Mal im Leben nach Wien.

,,Meine Eltern, die mir fern und fast unbekannt waren, brachten mich in eine unbekannte Stadt und in eine Schule mit unbekannten Kindern, die eine Sprache sprachen, die ich nicht verstehen konnte“, so Tijana.

,,Ich weiß, dass sie nicht froh waren, dass sie mich zu sich nehmen mussten, aber beim Großvater konnte ich nicht bleiben. Meine kleine Schwester wollte ihr Zimmer nicht mit mir teilen, so bekam ich meinen Platz im Wohnzimmer und man versprach mir, wir würden bald in eine größere Wohnung umziehen, in der ich einen eigenen Raum haben könnte“, sagt Tijana.

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